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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beibringen."
    „Du meinst, ich brauche einen Hauslehrer?"
    „Die Pflichtschule wird es auch machen müssen. Das hat auch den Vorteil, daß du unter Kindern bist und dich an den Umgang mit ihnen gewöhnst. Du kannst nicht ewig ein Ere-mitendasein führen."
    Auch das wollte Boyt nicht einsehen.
    „Wäre Professor Bellon nicht in der Lage, mich zu unterrichten?"
    „Befähigt wäre er zweifellos dazu", mischte sich da Vic ein. „Aber ich kann mir nicht vor-stellen, daß er sich mit dir abplagen will."
    „Ich hasse Vic. Wie ich diesen Tauben nur hasse!" raunte Boyt Virna zu. Laut sagte er: „Wir könnten ihn mal fragen."
    Obwohl Vic sich dagegen sträubte, sich auf diese Weise „vor Freunden lächerlich zu machen", arrangierte Virna alles für den nächsten Tag. Die Bellons hatten das Haus kaum betreten, da platzte Boyt auch schon heraus: „Möchten Sie mein Hauslehrer werden, Professor Bellon?"
    „Ja, was soll ich dazu sagen?" meinte Bellon belustigt. Er sagte eine Weile gar nichts.
    Er sah Boyt nur in sein Engelsgesicht, Boyt erwiderte den Blick nicht, er hielt die Augen ge-schlossen. Er wirkte konzentriert, aber nicht so angespannt, wie Tage zuvor, als der Zwi-schenfall mit dem Mungokätzchen passierte. Irgendwie schienen alle im Zimmer zu ver-spüren, daß etwas Unerklärliches vor sich ging. Aber niemand schien Boyt damit in Zu-sammenhang zu bringen, und jeder reagierte anders darauf.
    Vic nippte hastig an seinem Drink. Virna wischte sich den Schweiß von der Stirn. Frau Bellon stand nur mit eingefrorenem Lächeln da.
    Professor Bellon sagte: „Ich bin dein Mann, Boyt."
    Danach wirkte er leicht verstört, als wundere er sich über seine eigenen Worte. Aber er kam von da an regelmäßig für ein oder zwei Stunden, manchmal blieb er auch länger.
    Er erschien jedoch nie um dieselbe Zeit, sondern mal früher mal später, aber Boyt erwartete ihn stets, auch als er einmal nach Mitternacht kam.
    „Wo brennt's denn, Boyt?" fragte er beim Eintreten. „Ist es wirklich so dringlich? Meine Frau macht mir so schon die Hölle heiß, und erst recht, wenn du mich zu dieser Stunde aus dem Bett holst."
    Vic war durch die Geräusche geweckt worden und beobachtete die Szene unbemerkt aus dem Flur. Er hatte schon längst erkannt, daß Bellon den Nachhilfeunterricht recht locker gestaltete. Davon, daß er Boyt Allgemeinwissen vermittelte, konnte keine Rede sein. In der Regel verhielt es sich so, daß Boyt Fragen stellte, die ihm Bellon beantwortete. Und Boyt fragte nicht nach alltäglichen Dingen. Einmal hatte Vic gehört, wie er wissen wollte, ob Paranormale Fähigkeiten vererbbar seien und ob er von seinem vincranischen Vater die Gabe mitbekommen hatte, Raumschiffe durch den Staubmantel der Provcon-Faust zu steuern. Boyt hatte allerdings nicht „Staubmantel" gesagt, sondern einen anderen Aus-druck verwendet, den Vic wieder vergessen hatte.
    Jetzt hörte er Boyt sagen: „Ich habe mir alles durch den Kopf gehen lassen, was du mir über meine Veranlagung gesagt hast, Jörge. Du hast angedeutet, daß ich ein Mutant sei und durch das Zusammenwirken verschiedener Kräfte und eine bestimmte Gen-Konstellation dazu wurde. So oder ähnlich waren deine Worte. Ich verstehe das nicht ganz und brauche es auch noch nicht zu verstehen. Mir kommt es bloß auf die Wirkung an, die ich erzielen kann."
    „Hast du mich nur deshalb gerufen?" sagte Professor Jörge Bellon verärgert. „Ich habe dir doch alles allgemein verständlich erklärt. Du hast instinktiv erkannt, daß du Menschen, die mit dir auf einer psionischen Frequenz liegen, beeinflussen kannst. Du speicherst PSI-Energie, die sich dann irgendwann entlädt, und wenn diese Sendung auf einen Menschen trifft, der deine Wellenlänge hat, dann hast du ihn für dich gewonnen.
    Noch ist deine psio-nische Bandbreite ziemlich klein, aber das wird sich mit den Jahren ändern. Im Augenblick sprichst du nur auf wenige Menschen an. Ich kenne eigentlich nur Virna und mich, die psi-affin mit dir sind. Vic - das hast du von Anfang an erkannt - ist taub für dich. Deshalb haßt du ihn, ebenso wie du auch gegen alle anderen eine feindliche Haltung einnimmst, die deine Sendungen nicht hören. Kinder, besonders Altersgenossen, besitzen eine natürliche Abwehr gegen deine Sendungen. Das hat sich besonders bei Cloen gezeigt."
    „Du weißt also darum, daß ich dich beeinflusse. Du kannst nüchtern darüber referieren, aber du kannst dich nicht dagegen wehren", sagte Boyt. Vic bekam eine Gänsehaut, als

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