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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er ihn so reden hörte. Er hätte jetzt einen Drink gebrauchen können, aber er wagte sich nicht zu rühren.
    „Ich habe noch nie versucht, mich gegen dich aufzulehnen, Boyt, denn ich möchte dein Talent fördern", sagte Professor Bellon. „Ich möchte verhindern, daß du dich zum Negati-ven entwickelst. Aber jetzt ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt. Ich bin müde und möchte ins Bett."
    „Du bleibst!" sagte Boyt im Befehlston.
    „Aber..."
    „Keine Widerrede! Setz dich!"
    Professor Bellon lächelte unsicher. Er machte eine fahrige Geste, wie um Boyt zu beru-higen. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren. Man merkte ihm an, daß er schier über-menschliche Anstrengungen unternahm, um sich dem Befehl des Jungen zu widersetzen. Aber schließlich unterlag er - er setzte sich.
    „Das wollte ich herausfinden", sagte Boyt triumphierend. „Ich wollte sehen, ob ich dir und deinesgleichen meinen Willen aufzwingen kann. Ich werde sogar weitergehen. Im Flur steht Vic Lombard und belauscht uns. Geh hin und hau dem Schnüffler eine 'runter.
    Das ist ein Befehl, Jörge!"
    Der Professor, von der Statur her alles andere als kräftig, erhob sich und kam auf Vic zu. Bevor er jedoch die Hand gegen ihn erheben konnte, schlug ihn Vic mit einem gezielten Schlag nieder. Dann rannte er wie von Furien gehetzt aus dem Haus.
     
    8.
     
    Boyt blieb immer öfter und für immer länger von zu Hause fern. Einmal wurde er nach zehn Tagen von zwei Sicherheitsbeamten zurückgebracht. Boyt war abgemagert und verwahrlost, und er schluchzte herzerweichend. Virna schloß ihn liebevoll in die Arme, Vic erbot sich, ihm gehörig den Hosenboden zu versohlen, aber da stand Virna davor.
    Vic mußte zähneknirschend nachgeben.
    „Warum weinst du denn?" redete sie Boyt zu. „Jetzt, da du zurück bist, wird alles wieder gut."
    Aber Boyt wurde daraufhin wütend und begann sich wie ein Rasender zu benehmen, schlug in unbändigem Zorn um sich, stürzte Möbel um und rannte mit dem Kopf gegen die Wand. Dabei rief er: „Ich war den beiden schutzlos ausgeliefert. Was ich auch versuchte, sie hörten meine Sendung nicht."
    Vic wurde es zu bunt, und er legte Boyt jetzt übers Knie. Dabei flüsterte er ihm zu: „Mich kannst du nicht um den Finger wickeln, du kleiner Satan. Und verlaß dich drauf, daß ich dich noch zurechtbiegen werde."
    Boyt machten die Schläge nichts aus. Aber er weinte, um Virnas Mitgefühl zu erwecken. Als er Gelegenheit bekam, mit Vic unter vier Augen zu sprechen, sagte er zu ihm: „Fühl dich nur nicht zu stark. Deine Tage in diesem Haus sind gezählt."
    Wenige Tage nach diesem Vorfall unternahm Boyt wieder einen Ausreißversuch. Diesmal blieb er zwei Wochen fort. Er tauchte so unvermittelt auf, wie er verschwunden war.
    Er wirkte diesmal weder heruntergekommen, noch war er verstört. Er betrat das Haus wie ein Triumphator. Als Vic sich auf ihn stürzen wollte, tauchte neben Boyt ein Fremder auf. Er trug eine ziemlich zerschlissene Raumfahrerkombination, hatte einen Waffengürtel umgeschnallt und war ein einziges Muskelpaket.
    „Das ist Ferro Strannitz, ein ehemaliger Prospektor, der in der Provcon-Faust Zuflucht gefunden hat", stellte Boyt ihn vor. „Ich mußte lange suchen, um einen Freund wie ihn zu finden. Ferro wird von jetzt an bei uns wohnen."
    „Ich prügle diesen Tramp aus dem Haus!" schrie Vic in blinder Wut. Aber Virna stellte sich vor ihn.
    „Wenn Boyt meint, daß wir diesem Mann für ein paar Tage Obdach gewähren sollen, dann zeigt das nur, daß er ein gutes Herz hat", sagte sie.
    „Danke, Ma'am", sagte Ferro höflich, und mit einem warnenden Seitenblick zu Vic fügte er hinzu: „Ich werde mich um Boyt kümmern wie um meinen eigenen Sohn."
     
    *
     
    „So geht das nicht mehr weiter, Boyt", sagte Virna ein halbes Jahr später zu ihrem Sohn. „Du mußt Ferro beibringen, daß er nicht mehr bei uns bleiben kann. Wenn ich von mei-nem Einsatz zurückkomme, muß er das Haus verlassen haben."
    „Du hast recht, Virna", sagte Boyt. „Es ist einer zuviel im Haus. Aber Ferro bleibt."
    „Wie meinst du das?"
    „Wirf Vic hinaus."
    „Aber Boyt... Ich liebe Vic. Und er braucht mich. Du kannst nicht verlangen, daß ich ihn wegen dieses Tramps auf die Straße setze."
    „Ich hasse Vic. Es muß endlich etwas geschehen."
    Virna begann zu schluchzen, aber Boyt blieb hart. Sein Gesicht zeigte zwar Mitgefühl, aber das war nur Maske.
    „Wenn du einen Mann brauchst, warum nimmst du dann nicht Ferro?" bot Boyt ihr an.
    „Diesen

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