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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sondern bruchstückhaft.
    Selbstverständlich gestand sie mir auch nicht freiwillig, daß ich nicht gerade ihr Wunschkind war. Sie war bis zuletzt ü-berzeugt, daß die Ausstrahlung der Psychode während der Zeugung den Ausschlag für meine Entwicklung gegeben hat. Ich bin dem später nachgegangen, fand etliche Indizien, die dafür sprachen, doch den endgültigen Beweis habe ich noch nicht bekommen. Mein jugendliches Aussehen, meine ungewöhnlichen Fähigkeiten, das kann mir weder Virna Marloy noch Harzel-Kold vererbt haben. Es muß von den Psychoden gekommen sein."
    „Du hast deine Mutter später wiedergetroffen, obwohl sie dich auf Zwottertracht zurück-ließ?" fragt die Frau.
    „Ja, ich wuchs auf Zwottertracht unter Zwottern auf", bestätigt er. „Aber ah meine frühes-te Jugend kann ich mich kaum mehr erinnern.
    Eigentlich seltsam, denn viele Ereignisse aus meiner embryonalen Phase sind für mich greifbarer als das, was in den sechs Jahren auf Zwottertracht geschah. Ich weiß nur, daß mich die Zwotter behandelten, als sei ich einer von ihnen ... Ich muß fünf gewesen sein, als Blinizzer durch einen Schlangenbiß starb. Nach seinem Tod übernahm ein anderer Zwotter meine Erziehung. Ich nannte ihn Milnizzer. Auch tauchte in regelmäßigen Abstän-den Galinorg auf, die Psychode müssen es ihm angetan haben.
    Ich machte ihn zum Ver-walter der Kunstsammlung von Harzel-Kold, er hatte gar keine andere Wahl. Sonst gibt es über meine Jugendzeit auf Zwottertracht nichts zu erzählen.
    Vielleicht möchte ich mich auch gar nicht erinnern. Du verstehst, Cilla? Laß uns diese Zeit einfach überspringen ..."
    3498 - 3504: Boyt Margor 7.
    Virna Marloy hatte ihren Dienst in der Raumflotte wieder aufgenommen. Der Flüchtlings-strom aus der Milchstraße riß nicht ab, und die Rettungseinsätze wurden immer gefährli-cher. Aber obwohl die Suchaktionen der Laren und Überschweren immer aufwendiger wurden und sie keine Mühe scheuten, um das Versteck der Menschheit zu finden, blieb die Provcon-Faust eine Insel des Friedens und der Sicherheit. Immer mehr Flüchtlinge fanden auf Gäa eine neue Heimat.
    Gleich nach der Landung der KORMORAN rief Virna zu Hause an. Vic war sofort am Apparat.
    „Ich habe gehofft, daß du mich abholen würdest", sagte sie mit leichtem Vorwurf.
    „Tut mir leid", antwortete er, ohne einen Grund für sein Fernbleiben anzugeben.
    „Hattest du einen guten Flug?"
    „Wie immer. Keine besonderen Vorkommnisse, Sir. Einzelheiten dann mündlich."
    „Ich brenne darauf", sagte er sarkastisch. „Du bist mein verlängerter Arm zur Galaxis, Virna."
    „Sag, stimmt etwas nicht, Vic?"
    „Alles in Ordnung. Ich genieße das Pensionärsdasein in großen Schlucken. Bis dann al-so."
    Der Bildschirm des Visiphons verdunkelte sich. Virna mietete einen Schweber und gab ihre
     
    *
     
    Adresse an. Manchmal war es schon schwierig, mit Vic auszukommen, und es wur-de stets dann besonders schlimm, wenn sie von einem Einsatz zurückkam.
    Vic Lombard. Nach Kapitän Nercons Ausscheiden Kommandant der GLUSMETH. Für knapp ein Jahr lang. Dann verlor er bei einem Gefecht mit Überschweren sein Schiff und einen Arm. Für den Arm bekam er einen fast vollwertigen Ersatz, nicht aber für sein Schiff. Den Posten im Innendienst lehnte er ab. Er hatte nie ganz verwinden können, daß er nicht mehr im Außendienst eingesetzt wurde. Als Virna ihn vor fünf Jahren bei sich aufnahm, hatte er den Nullpunkt erreicht, war von Drogen, Suchtgiften und Alkohol gezeichnet ge-wesen. Es war ihr mit viel Liebe und Geduld gelungen, ihn wieder auf den rechten Weg zu bringen. Aber zu seinem Lebensinhalt wurde sie nicht. Er blieb ein verbitterter Mann, selbst wenn er in ihrer Anwesenheit den Anschein von Glücklichsein erweckte, kamen immer wieder Augenblicke der Depression. So wie jetzt.
    Virna beeilte sich, nach Hause zu kommen.
    Der Schweber landete auf dem Parkplatz nahe ihres Hauses im modernsten Wohnbezirk von Soltown. Vor ihrer Abreise vor fünf Wochen war das Förderband noch nicht einmal verlegt worden. Jetzt stand es bereits in Betrieb. Virna benutzte es jedoch nicht, denn es ging ihr zu langsam.
    Sie erreichte ihr Haus. Die Eingangstür stand offen.
    „Vic?" rief sie ahnungsvoll. Es wäre nicht das erstemal, daß er in trunkenem Zustand vor ihr geflüchtet wäre. „Vic, bist du da?"
    Keine Antwort. Im Tagraum herrschte ziemliche Unordnung. Das TV-Gerät lief, Vic hat-te, wie immer, jenen Kanal eingetastet, auf dem rund um die Uhr Nachrichten

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