0859 - Die Mutantenspinne
und noch einen Mann mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
»Pierre, können wir Renoir einen Besuch abstatten?«, fragte er.
Der behandschuhte Robin wedelte mit einem Kokonfragment. »Nimm Brunot mit«, sagte er. »Ich traue mich nicht, Renoir vor die Messersammlung zu treten.«
Brunot grummelte etwas Unverständliches.
»Was beliebten der Herr Inspektor zu artikulieren?«, fragte Robin. »Gibt's da auch 'ne Übersetzung von?«
»Ich sagte, alles ist besser als diese Aufräumarbeit«, nuschelte Brunot. »Obwohl… ach, was soll's? Sie sind der Chef und ich muss springen, wenn Sie pfeifen.«
Robin gab einen schrillen Pfiff von sich.
Brunot streifte seine Handschuhe ab und warf sie irgendwo hin.
»Der könnte glatt Schiedsrichter sein, der Chef«, brummte er. »Der ist - pardon, der hat 'ne Pfeife, auweia… Kommen Sie, Professor. Begeben wir uns die Hölle des Löwen.«
»Höhle heißt das«, korrigierte Nicole auf dem Gang. Aber keiner hörte ihr zu.
***
Danielle Lucard betrat ihre kleine Wohnung in der fünften Etage. Ihren Mantel hängte sie an den Garderobenhaken, feuerte die Stiefel in irgendeine Ecke und erstürmte die Küche. Fertigglühwein ins Glas und das in die Mikrowelle, zwei Minuten warten, und dann schlenderte sie mit dem Getränk in das kleine Wohnzimmer. Sie nahm kleine Schlucke, und langsam breitete sich Wärme in ihr aus. Sie hörte ihren Anrufbeantworter ab, fand nur Werbeanrufe, nichts Wichtiges, und löschte den ganzen Kram. Dann schaltete sie das Gerät aus; sie war ja jetzt zu Hause.
Sie ließ sich in einen bequemen Sessel fallen, ohne einen Tropfen zu verschütten; Übung macht die Meisterin.
Die Wohnung war nicht sehr groß, aber teuer, weil sie sich im Stadtzentrum befand. Aber mit ihren Fotos verdiente Danielle genug, um sie sich leisten zu können. Hin und wieder reichte es auch für ein neues Möbelstück, bequemer oder praktischer, je nachdem, wo es ein anderes zu ersetzen hatte. Und modische Kleidung war ohnehin angesagt. Allerdings machte Danielle da nicht jede Verrücktheit mit. Dafür war ihr das Geld zu schade, das sie für ihre Fotos bekam. Erotische Fotos. Sie hatte eine Traumfigur und ein hübsches Gesicht. Darauf fuhren die Männer ab. Deshalb fand sie sich auch häufig auf Titelseiten einschlägiger Hochglanzmagazine wieder. Pornos kamen für sie allerdings nicht in Frage.
Kurz sah sie auf die Uhr. Es wurde Zeit. In nicht ganz einer Stunde würde ihr derzeitiger Freund auftauchen. Ein netter, gut aussehender Bursche, der total in sie verknallt war und alles für sie tat, wenn sie nur mit den Fingern schnipste. Und er war ein verteufelt guter Liebhaber.
»Ein Liebhab-Bär«, murmelte sie schmunzelnd, als sie an seinen wuchernden Vollbart und seine dichte Brustbehaarung dachte. Sie mochte das; es kitzelte so schön. Und zum Bär passte auch seine ungewöhnlich tiefe Stimme.
Das Glühweinglas war leer. Danielle erhob sich wieder und ging in Richtung Bad. Es war ein schweißtreibender Tag gewesen, unter den Scheinwerfern, die das Fotoatelier enorm aufheizten. Draußen fotografieren wäre für sie einfacher gewesen, aber dazu war es einfach zu kalt. Ein zu warmer Winter, ein zu kaltes Frühjahr. Gut, damit musste und konnte man leben. Sie schlüpfte aus ihrer Kleidung und stellte sich unter die Dusche. Anschließend ein Tröpfchen eines anregenden Duftwässerchen hier, ein anderes dort - sie verteilte und verrieb es sinnvoll, damit es Cyril noch etwas heißer wurde als normal. Ihr selbst wurde schon heiß, wenn sie an die Entdeckungsreise seiner Finger und Lippen dachte.
Sie betrachtete sich im Spiegel und überlegte, was sie anziehen sollte, um Cyril zu empfangen.
Anziehen?
Warum eigentlich?
Sie beschloss, ihn zu überraschen und ihm einfach im Evaskostüm die Tür zu öffnen.
***
Dr. Renoir spähte über den Rand seiner Brille hinweg. »Wo ist denn Robin?« fragte er.
»Der traut sich nicht herzukommen«, sagte Brunot.
»Ah, ja. Da tut er wohl dran. Sie wollen wissen, ob ich schon etwas herausgefunden habe, nicht wahr?«
»Das ist korrekt«, sagte Brunot.
»Na, dann lassen Sie sich mal überraschen. Ich hatte einen Verdacht, und der hat sich bestätigt. Ich habe einen DNA-Vergleich gemacht. Bei einer normalen Spinne, und bei dieser teuflisch ätzenden Substanz. Ein großer Teil von der ist… spinnig. Aber da gibt es noch etwas anderes, eine kleine Besonderheit.«
Er winkte seine Besucher zu seinem Computer. Der Monitor zeigte zwei nebeneinanderliegende
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