0859 - Die Mutantenspinne
ich es so.« Er wandte sich an Vendell. »Haben Sie einen kleinen Raum, in dem ich sitzen und zeichnen kann? Möglichst ungestört.«
»Mein Büro«, sagte Vendell. »Ich habe ohnehin damit zu tun, dass wir die Fetzen wegräumen, die Sie mit Ihrer ominösen Aktion so dekorativ im Labor verteilt haben. Wir werden höllisch aufpassen müssen, dass die ätzende Substanz uns dabei nicht erwischt. Ich habe keine Lust, aufgelöst und verdaut zu werden.«
»Höllisch«, sagte Zamorra, »ist wohl das richtige Wort.«
Ein paar Meter weiter hatte Nicole bereits eine Bürotür geöffnet und winkte Zamorra einladend heran. »Jerome Vendell« stand an dem kleinen Wechselschild neben der Tür.
Zamorra betrat zusammen mit Nicole den Raum und richtete sich an Vendells Schreibtisch häuslich ein. Dem nachdrängenden Robin drückte Nicole die Tür vor der Nase zu.
Sie fragte sich, ob er nun sauer war.
***
Noch während Astaroth fieberhaft grübelte, wo er seine Suche durchführen sollte, stellte er überrascht fest, dass die Spinne ein neues Jagdschema entwickelte. Eines, das für sie als Netzbauerin völlig ungewöhnlich war! Denn sie wollte aktiv auf Jagd gehen!
Der Dämon beschloss, sie erst einmal gewähren zu lassen und sie zu beobachten. Als sie ihr neues Netz verließ, folgte er ihr.
Plötzlich dachte er nicht mehr an die Spurenbeseitigung. Dieses Problem hatte er von einem Moment zum anderen völlig verdrängt.
***
Zamorra saß vor dem Blatt Papier und versuchte sich zu erinnern. Wie hatte das Sigill ausgesehen?
Er zeichnete Kreise, fügte kryptische Zeichen hinzu, zerriss das Papier wieder oder knüllte es zusammen, um es in den Papierkorb zu werfen und es auf einem neuen Blatt abermals zu versuchen. Eine Zeichnung nach der anderen verschwand im Papierkorb.
Hin und wieder schenkte Nicole seiner Arbeit einen prüfenden Blick. Die Zeit verstrich unaufhaltsam. Zamorra fragte sich nicht, ob die Männer auf dem Gang ungeduldig wurden. Er konzentrierte sich auf seine Erinnerung.
»Stopp!«, entfuhr es Nicole plötzlich. »Das kommt mir bekannt vor! Ich glaube, das habe ich schon mal gesehen!«
Der Dämonenjäger stutzte. Er hatte auch diesen Versuch schon wegwerfen wollen. Aber jetzt zögerte er.
»Bist du sicher?«
»Ich sagte, ich glaube es schon mal gesehen zu haben. Sicher bin ich natürlich nicht. Aber das können wir doch feststellen!«
Sie nahm ihm das Papier ab und ging ein paar Schritte weiter. Dort stand ein Faxgerät. Nicole legte das Papier ein, tastete die Nummer von Château Montagne und sendete. Dann griff sie zum Telefon, das auf dem Schreibtisch stand, und wählte damit ebenfalls das Château an.
Es dauerte fast zwei Minuten, bis sich Butler William meldete. Das verblüffte sie etwas. Normalerweise war William sehr schnell am Apparat.
Er lieferte die Erklärung für die zeitliche Verzögerung sofort.
»Sie hatten eben ein Fax geschickt, nicht wahr? Mit einem dämonischen Sigill. Ich war gerade in Professor Zamorras Arbeitszimmer, als es eintraf. Ich habe es sofort eingescannt und vom Computer vergleichen lassen.«
»Gut mitgedacht«, lobte Nicole. William schien heute einen guten Lauf zu haben.
»Der Rechner lieferte einen Übereinstimmungswert von hundert Prozent«, sagte der Butler. »Es ist das Sigill des Dämons Astaroth.«
***
»Der Mann ist einfach genial«, sagte Zamorra. »Astaroth, natürlich! Jetzt erkenne ich das verdammte Zeichen!«
»Falls es dich tröstet: Ich habe es vorher auch nicht erkannt«, sagte Nicole.
Zamorra nickte. »Immerhin hast du mich davor bewahrt, diese Zeichnung auch wegzuwerfen und bis in alle Ewigkeit weiterzugrübeln. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Wieso hat Astaroth für so extrem kurze Zeit sein Sigill hinterlassen, und was macht er überhaupt hier? Was hat er mit diesem Spinnenbiest zu tun?«
»Das sind gleich drei Fragen«, stellte Nicole klar. »Aber die Antworten müssen wir erst suchen. Vielleicht sind wir näher dran, als wir ahnen, vielleicht aber auch unendlich weit davon entfernt. Und mir fällt da momentan nichts zu ein. Ich habe keine Idee, wie wir vorgehen könnten.«
Zamorra erhob sich von dem Schreibtischstuhl, der wesentlich unbequemer war als die Sitzmöbel in Robins Büro. »Jetzt sollten wir uns aber erst mal ansehen, was Doktor Renoir herausgefunden hat.«
Er trat auf den Gang hinaus. Von Robin und Vendell war nichts zu sehen. Als Zamorra einen Blick in das Labor warf, sah er den Chefinspektor, seinen Assistenten, Vendell
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