0859 - Die Mutantenspinne
abzubauen und auch den Kokon schleimig zu zersetzen, hatte Astaroth ihr einzupflanzen vergessen. Das holte er jetzt sorgfältig nach.
Aber er hatte auch noch etwas anderes vergessen, vorhin, als er die Riesenspinne mitnahm.
Er war zu sehr auf die »fehlerhafte« Spinne fixiert, als dass er noch an das Wesentliche gedacht hatte…
***
Ein mit zwei uniformierten Beamten besetzter Streifenwagen rollte langsam die Straße entlang. »Hier möchte ich nicht begraben sein«, brummte Giraud, der Beifahrer. »Das ist ja übler als in den New Yorker Slums.«
»Warst du mal da, dass du es so genau weißt?«
Der andere nickte. »Ja, nur sieht's hier noch schlimmer aus. Menschenleer, vergammelte leer stehende Häuser, denen schon der Putz von der Fassade bröckelt, überquellende Mülltonnen dort, wo noch jemand wohnt, dreckige Gehsteige…«
»Nicht zu vergessen dieser komische Köter da drüben - Mann, ist das ein bunter Hund!«, sagte Lesoto, der Fahrer. »Den wollte ich nicht geschenkt haben.«
»Und ich den Typen nicht, der da unordentlich herumliegt! Sag mal - das ist doch die Stelle, die uns beschrieben wurde. Da wollte doch dieser Abdul Dingsda…«
»Mahasseq«, half sein Kollege aus.
»Ah, ja. Genau der. Der sollte oder wollte doch auf uns warten. Dafür hat er es sich aber ziemlich bequem gemacht.«
Lesoto ließ den Streifenwagen an der Stelle ausrollen. Er griff zum Funkmikrofon. »Wagen 38 hat Ziel erreicht. Steigen jetzt aus und sehen uns die Sache näher an.«
Die beiden Beamten verließen den Wagen.
»Der hat es sich gar nicht bequem gemacht«, sagte Giraud mit einem misstrauischen Seitenblick auf den winselnden Mischlingshund. »Der ist tot!«
»Merde! Hat er 'nen Herzschlag gekriegt, oder was?«
»Eher 'nen Genickschlag. Sieh dir das an. Der Kopf ist so angewinkelt, das ist nicht normal. Dem hat einer die Halswirbel gebrochen. Mannomann, die Woche fängt mal wieder gut an!«
Lesoto seufzte. Es war Freitag Nachmittag. Aber sein Kollege rechnete die Woche immer nur von Freitagabend bis Montagmorgen. Der Rest dazwischen zählte nicht - der war Dienst.
Lesoto schüttelte den Kopf. Dann ging er zum Wagen zurück, um die Ei nsatzzentrale über den mutmaßlichen Mord zu informieren.
***
Astaroth betrachtete die Riesenspinne. Nach dämonischem Ermessen musste sie jetzt »funktionieren«. Alles, was sie tun sollte, würde sie jetzt korrekt tun.
Hoffte er.
Er entschied sich, sie zu »testen«, ehe er sie endgültig auf die Menschen los ließ. Schließlich konnte er sie nicht ständig kontrollieren. Ein Dämon seines Ranges hatte auch noch anderes zu tun, als sein Geschöpf ständig zu überwachen.
Aber er rechnete damit, dass das nun nicht mehr weiter nötig sein würde. Schließlich hatte er intensiv an ihrer Manipulation gearbeitet.
Unter anderen Umständen als den gegebenen hätte er diese Arbeit einem rangniedrigeren Dämon übergeben. Aber niemand sollte davon wissen. Vor allem der Herr der Hölle und die Fürstin der Finsternis nicht, Lucifuge Rofocale und Stygia. Deshalb musste er das alles allein erledigen.
Er hüllte die mutierte Spinne wieder in das magische Kraftfeld und brachte sie zu einem neuen »Einsatzort«.
***
Chefinspektor Pierre Robin, Leiter der Mordkommission, rückte mit schwerem Geschütz an. Er brachte ein Dutzend Uniformierte mit, um die Straße in beiden Richtungen abzusperren und leer stehende Häuser und Wohnungen zu durchsuchen. »Seid vorsichtig und geht kein Risiko ein! Wenn ihr auf etwas Ungewöhnliches stoßt, bitte keine Alleingänge, sondern informiert mich! Notfalls zieht euch zurück. Alle Klarheiten beseitigt?« Dann ließ er die Männer ausschwärmen.
Ebenfalls in voller Sollstärke angerückt war Jerome Vendell mit seinem Spurensicherungsteam und Dr. Henri Renoir. Der kleine, dürre Polizeiarzt mit dem wirren Haar und der Rundglasbrille war ein 55-jähriger Sonderling, was bedeutete, dass er die Resultate seiner Obduktionen nicht in Robins Büro brachte, sondern den Chef inspektor bei sich in der Gerichtsmedizin antanzen ließ.
Renoir hockte sich neben den Toten und tastete ihn ab. Dann sah er Robin und dessen Assistenten François Brunot tiefsinnig an.
»Dieser Giraud hat sehr vortrefflich diagnostiziert«, sagte er. »Tod durch Genickbruch, hervorgerufen vermutlich durch einen Karnickelfangschlag.«
»Was bitte?«, stöhnte Brunot, der am liebsten im Büro des Polizeipräsidiums geblieben wäre. Aber da Joel Wisslaire, der andere Assistent, immer
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