086 - Der Alptraum-Dämon
sich herausstellen, ob du dich tatsächlich nur verirrt hast.«
»Was sollte ich denn sonst auf Mr. Narichos' Insel wollen?«
»Das wirst du uns jetzt sagen. Wie heißt du?«
»Carrasco. Ich komme aus Venezuela. Ich fürchte, ich bin kein allzu guter Navigator. Ich stehe mit dem Kompaß auf Kriegsfuß. Vor allem nachts würde ich besser daran tun, in kein Boot zu steigen. Wohin das führt, sehen Sie ja. Aber ich wollte meinen Bruder treffen. Wir hatten uns verabredet…«
»Sag bloß, du kommst geradewegs von Venezuela herüber.«
»Nein, das natürlich nicht.« Carrasco nannte den Namen der Insel, auf der sein Hotel stand.
»Das ist doch alles ausgemachter Unsinn«, brummte einer der Männer ärgerlich. »Weißt du, was ich glaube? Daß du uns einen Bären aufzubinden versuchst, aber einen ganz blöden.«
»Aber nein, ich…«
»Was willst du wirklich hier?«
»Das sagte ich Ihnen doch gerade. Wenn Sie mir zu gehen erlauben, verlasse ich die Insel sofort.«
»Du kommst mit uns, und versuch nicht, uns auszutricksen, sonst füllen wir deine Figur mit Blei!«
Carrasco dachte an Malas. Er wollte sich nicht länger von diesen Männern aufhalten lassen. Die Verbindung zwischen ihm und dem Alptraumdämon war stark geworden. Obwohl sie getrennt waren, rückten sie immer mehr zusammen. Malas und Carrasco - sie konnten zu einer Einheit werden.
Dann war Carrasco Malas, und Malas war Carrasco!
»Laßt mich gehen«, verlangte der Schamane des Bösen.
»Wir bestimmen, ob und wann du gehst!«
»Ich will gehen!« knurrte Carrasco, und sein Aussehen begann sich zu verändern. Grüne Farbe kroch über seine Haut, und seine Augen begannen wie Rubine zu funkeln.
»He, was ist denn mit dem los?« fragte der zweite OdS-Mann.
Plötzlich wurden sie von einer unsichtbaren Faust getroffen. Der Schlag ließ sie zurücktaumeln. Und dabei hatte sich dieser seltsame Alte überhaupt nicht bewegt!
Magie war die Erklärung dafür.
Die OdS-Agenten wurden zu Boden gedrückt. Zentnerschwer schienen ihre Waffen geworden zu sein. Sie vermochten sie nicht mehr zu heben und auf Carrasco zu richten.
Der Schamane starrte sie haßerfüllt an. »Ihr wollt es nicht anders!« fauchte er, und sein Hände wiesen auf die Köpfe der beiden Männer.
Die OdS-Agenten stöhnten gequält auf, und ihre Gesichter verzerrten sich. Sie sahen nichts mehr, hörten nichts mehr, wußten nichts mehr. Ihr Geist wurde in Sekundenschnelle ausgelöscht.
Carrasco blies seinen Brustkorb triumphierend auf. Zum erstenmal hatte ihm Malas seine ganze Kraft zur Verfügung gestellt. Er fühlte sich unbesiegbar!
Niemand konnte ihn aufhalten.
Jetzt war es für ihn gewiß, daß er nicht ohne Malas in den Urwald zurückkehren würde.
***
Reglos wie eine Schaufensterpuppe stand der Cyborg da. Ungefährlich. Ein Wrack, zerstört und ausgebrannt. Er trug den Schlüssel für unsere Handschellen bei sich.
Ich hatte keine Scheu, vor ihn hinzutreten und seine Taschen zu durchstöbern. Aus den zertrümmerten Apparaten stieg ständig Rauch.
Ringsherum zischte und puffte es. Kabelbrände griffen um sich, und in dem düsteren Raum breitete sich »Londoner Nebel« aus. Bald würde man die Hand nicht mehr vor den Augen sehen.
»Wir müssen hier raus!« hüstelte Fred Arness.
»Jetzt weiß ich, warum ich dich in meine Abteilung geholt habe«, feixte Noel Bannister. »Weil du so clever bist.«
Ich suchte immer noch den Schlüssel, wurde langsam nervös, weil ich ihn nicht finden konnte. Der Cyborg mußte den Schlüssel bei sich haben. Ich hatte ihn gesehen.
Eine grelle Stichflamme schoß unter einem Schaltpult hervor, und wenn ich nicht reaktionsschnell zur Seite gesprungen wäre, hätte sie mich erwischt.
Jetzt brannte, glühte oder schwelte es schon fast in jedem Gerät. Es war zu erwarten, daß ein Löschtrupp kam. Bis dahin mußten wir die Stahlspangen losgeworden sein, damit wir kämpfen konnten.
Endlich fand ich den Schlüssel. Ich drehte mich damit um und kam mir mutterseelenallein vor, in einer Welt, die aus Nebel und Rauch bestand und endlos war.
»Noel!« rief ich.
»Ich bin immer noch hier!« gab Bannister zurück. »Hast du endlich den verdammten Schlüssel, Tony?«
»Ja. Kommt hierher!«
Aus den Schwaden ragten mir auf einmal gefesselte Hände entgegen. Dann kam Noel Bannisters Gesicht zum Vorschein. Der Rauch brannte in meinen Augen und brachte sie zum tränen.
Ich schloß Noels Handschellen auf.
»Mann, ist das ein großartiges Gefühl«, sagte der
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