086 - Der Alptraum-Dämon
Cyborg auszuschalten?
Ich versuchte ihn abzulenken. »Das Gerät qualmt. Sollen wir hier im Rauch ersticken?«
»Einer von euch hat die Drähte abgerissen«, sagte der Roboter. »Ich nehme an, das warst du.«
»Das Ding ging von selbst kaputt«, behauptete ich. »Ich hänge hier fest. Wie hätte ich an die Drähte kommen sollen?«
»Du hast es getan!« knurrte der Cyborg.
»Schaff uns hier raus!« verlangte ich.
»Den Teufel werde ich«, sagte der Cyborg und kam näher.
Er streckte die Hand aus, und ich dachte schon, er wollte mir an die Kehle gehen, aber sein Ziel war der Schalter. Und mein Ziel war er!
Blitzschnell zog ich die Beine an. Jetzt hing ich nur noch an den Handschellen. Das Metall drückte sich schmerzhaft in die Gelenke. Ich biß die Zähne zusammen und hämmerte dem Cyborg beide Füße gegen die Stahlbrust.
Er war zu sorglos, das war mein Glück. Hätte er sich rechtzeitig mit Atax-Magie geschützt, hätte ich ihm nichts anhaben können.
Ich war froh, daß auch diese computergesteuerten, hochintelligenten Wesen eine Situation falsch einschätzen konnten.
Dieser eine Fehler sollte dem Cyborg zum Verhängnis werden.
Mein Stoß beförderte ihn zurück. Er riß die Arme hoch, gewann das Gleichgewicht jedoch trotzdem nicht wieder und knallte mit dem Rücken und den Armen gegen das Gerät.
Der Strom durchraste den Roboter, störte seine elektromagnetischen Felder, setzte Speicherelemente außer Kraft und brachte die Maschine dazu, verrücktzuspielen.
Die Bewegungsabläufe waren nicht mehr koordiniert. Die Stahlfäuste des Cyborgs schlugen Dellen in die Verkleidungen anderer Geräte. Sie hieben Hebel ab und droschen Schalter entzwei.
Die gestreckten Finger bohrten sich in sensible Anzeigen. Glas splitterte. Zerschmetterte Skalen erloschen, und wieder knisterten Funken, als der Cyborg andere Drähte abriß.
Erneut geriet er in einen Stromkreis, und weitere Speichersequenzen wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen.
Aber noch war das Elektronengehirn des Roboters auf Mord programmiert. Seine gläsernen Augen starrten mich an. Er wollte mich töten, aber da in ihm so gut wie nichts mehr richtig funktionierte, traf seine Stahlfaust das Rohr, an dem wir hingen, und es brach neben einer Schweißstelle. Noch einmal versuchte mich der Cyborg zu treffen, doch ich stieß ihn abermals gegen das stromgeladene Gerät, und diesmal brach sein hochtechnisiertes kybernetisches Innenleben völlig zusammen.
Seine Bewegungen wurden langsamer, als befände sich eine Triebfeder in ihm, die jetzt ablief. Schließlich bewegte er sich gar nicht mehr.
Er blieb stehen, war zerstört.
Und wir waren frei - fast …
***
Melissa kehrte zu jener Insel zurück, auf der sich Mortimer Kull befand. Die Vampirnixe hielt die Jadestatue mit beiden Händen fest. Sie preßte Malas zwischen ihre nackten Brüste und hielt direkten Kurs auf die Insel.
Mit Menschen sprang Malas nach Belieben, um. Er manipulierte ihren Geist und schuf die grauenvollsten Phantasiebilder. Doch bei Melissa verfing das nicht.
Sie spürte lediglich, daß es sich um keine gewöhnliche Figur handelte, die sie in Händen hielt. Dämonische Ströme flossen durch ihre Arme, vermochten ihrem Geist jedoch nichts anzuhaben.
Malas unternahm mehrere Befreiungsversuche, doch seine Attacken stießen ins Leere, denn die bösen Wellen, die er aussandte, fanden nichts, was guten Ursprungs gewesen wäre. Dadurch verloren sie sich wirkungslos in nebulösem Nichts.
Der Alptraumdämon hätte wesentlich mehr Kraft mobil machen müssen, doch darauf verzichtete er. Es wäre falsch gewesen, mit aller Macht von der Vampirnixe loskommen zu wollen, das begriff Malas sehr schnell.
Vielleicht wäre es ihm gelungen, die Blutsaugerin zu vernichten. Dann wäre er aber auf den Meeresgrund hinabgesunken und nie mehr gefunden worden.
Er wollte in seinen venezuelanischen Dschungeltempel zurückkehren, deshalb gab er sich von nun an friedlich. Er wollte erst dort wieder aktiv werden, wo Carrasco die Möglichkeit hatte, ihn an sich zu nehmen.
Er hatte Carrasco einiges von seiner Kraft zukommen lassen, und er stand mit dem Schamanen des Bösen in ständiger Verbindung. Je näher sie einander kamen, desto stärker würde Carrasco werden.
Malas verließ sich auf den Schamanen.
Wohin die Vampirnixe ihn auch brachte, Carrasco würde kommen und ihn fortholen.
Melissa schwamm nur wenige Meter über dem Meeresboden. Wieder nahmen Fischschwärme blitzschnell Reißaus, wenn sie die Kraft des
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