Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Gesang auf, diesmal allerdings schriller und auch in sehr hohen Tönen.
    Gitta blieb davon unberührt. Es war ihr egal, ob Naomi litt oder nicht. Sie mußte ihren eigenen Weg gehen.
    Gitta hob den rechten Arm an und leuchtete zwischen zwei Stäben hindurch in das Verlies.
    Der helle Kreis zeigte nicht viel, was er aber aus der Dunkelheit hervorholte, das konnte nur mit dem Begriff menschenunwürdig bezeichnet werden.
    Schmutzige Wände. Ein Kübel für die Notdurft. Ein Geruch, der widerlich war. Nackte Mauern, dann die Liegestatt, die den Namen Bett nicht verdiente, denn sie war nichts anderes als eine Pritsche, auf der ein mit feucht gewordenem Stroh gefüllter Sack lag, der bereits Schimmel angesetzt hatte.
    Auf der Pritsche saß Naomi!
    Wer früher oft mit ihr zusammengewesen war und wer sie jetzt gesehen hätte, der hätte sie kaum erkannt, denn von der ehemaligen Schönheit war so gut wie nichts mehr vorhanden.
    Die einst so herrlichen braunen Haare klebten zusammen. Das Gesicht war bleich, die Augen eingefallen. Hohlwangig, bleich, mit Lippen, die ihr natürliches Rot verloren hatten und kaum von der Haut abstachen.
    Naomi wirkte so, als würde sie jeden Augenblick zusammenfallen, und sie hielt sich nur mühsam auf dem Rand der Pritsche. Ihr Körper hatte an Gewicht verloren, die Schulterknochen hoben sich deutlich ab. Sie schwankte mal nach links, dann wieder nach rechts. Der Ausdruck in ihren Augen war stumpf. Um nicht zu frieren, hatte sie sich eine schmutzige Decke über ihren Körper gehängt, und auch ihre Hände glichen schmutzigen Klauen.
    Als Gitta die Lampe etwas anhob und der helle Kreis das Gesicht der Frau berührte, da schrak sie zusammen und zwinkerte zugleich mit den Augen, denn die plötzliche Blendung hatte sie überrascht. Sie winkelte den Arm an und hob ihn vor ihr Gesicht.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Naomi. Ich werde dich aus deinem Verlies holen…«
    Sie kicherte.
    Gitta trat etwas zurück. Sie holte einen Schlüssel mit langem Griff hervor, bückte sich und schob das andere Ende in den Ausschnitt eines entsprechenden Schlosses.
    Zweimal mußte sie ihn drehen. Es entstand dabei ein Geräusch, als wären Krallen dabei, über Gestein zu kratzen. Sie zog die Tür auf, die in den Angeln knarrte und sich beschwerte, als wollte sie nicht geöffnet werden.
    Die Zelle war offen, der Weg war frei, und der helle Kreis wanderte vor der Eintretenden über den Boden hinweg. Immer dort, wo er auftraf, zeigte er besonders deutlich den Schmutz, und mit dem Fuß stieß die Frau den leeren Kübel zur Seite.
    Vor der Pritsche blieb sie stehen.
    Naomi hatte Angst. Zwar war sie nicht mehr richtig bei Verstand, aber dieses Gefühl konnte sie einfach nicht unterdrücken. Sie atmete heftig. Die Haut an ihrem Hals zuckte und vibrierte. Der Mund stand offen, und sie hielt die Arme vor ihrem Gesicht verschränkt, als konnte sie sich durch diese Geste schützen.
    »Stell dich nicht so an!«
    Naomi fing an zu singen.
    Gitta schlug mit der Lampe zu. Sie erwischte einen Arm, der sich nach unten senkte. Der zweite folgte, Naomi sang nicht mehr. Sie starrte die andere Person nur an, und ihr Gesicht hatte sich dabei verzogen. Es war zu einer Fratze der Furcht geworden, wobei sich in ihren Augen das Grauen festgesetzt hatte.
    Gitta griff in das Haar. Sie ließ eine dicke Strähne durch ihre Finger gleiten. »Wie dreckig, wie schmutzig. Es wird Zeit, daß wir dich in den Trog mit Wasser stecken.«
    Naomi fing unkontrolliert an zu lachen. »Wasser! Wasser!« rief sie dabei. »Ich will nicht ins Wasser!«
    Gitta machte kurzen Prozeß. Sie zerrte Naomi in die Höhe und schleuderte sie nach vorn. Es war schwer für die junge Frau, sich auf den Beinen zu halten. Die Wucht trieb sie bis gegen das Gitter, wo sie zusammensank und mit beiden Händen die Stäbe umklammerte, als wären sie die letzte Rettung.
    Gitta ging zu ihr. »Steh auf!«
    Naomi wollte nicht und schüttelte den Kopf.
    »Hoch mit dir!«
    Die junge Frau lachte nur.
    Gitta trat sie in die Seite.
    Naomi kippte, aber sie ließ die Stäbe nicht los. Gitta sah sich gezwungen, brutal zu werden. Mit Gewalt riß sie die Gefangene in die Höhe, die sich kaum auf den Beinen halten konnte. Sie erhielt einen Stoß in den Rücken und stolperte durch die offene Tür hinaus in den finsteren Kellergang.
    An der Wand stützte sie sich ab und sah so aus, als wollte sie wieder zusammenbrechen, aber Gitta hielt sie fest und drehte sie um. Bevor sie ging, schüttelte sie Naomi

Weitere Kostenlose Bücher