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0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zur Außenwelt hielt. Hin und wieder verschwand sie für einige Tage aus dem Kloster. Wenn sie dann zurückkehrte, sah sie immer sehr zufrieden aus. Dann war auch die Gier aus ihren dunklen Augen hinter den Brillengläsern verschwunden.
    Die restlichen Nonnen blieben zurück, während sich Gitta auf Zehenspitzen den beiden Wiegen näherte. Ihre Stirn war gerunzelt, der spitze Mund zuckte einige Male.
    Sie erreichte die erste Wiege und blieb davor stehen. Es hatte sich an der äußeren Erscheinung nichts verändert, und als sie auf das Kissen schaute, da sah sie, wie sich der Stoff bewegte, denn das Kind darunter lag nicht still.
    Es war kaum zu sehen. Zwar mußte sein Kopf auf dem Kissen liegen, aber das hohe Oberbett verdeckte ihn fast völlig. Nur ein stechender Geruch stieg aus der Wiege hervor, und dieser Geruch war identisch mit dem, der aus der zweiten Wiege drang.
    Auch hier beugte sich Gitta tiefer. Sie sprach einige flüsternde Worte, wartete auf eine Antwort, aber sie bekam keine. Nur die Bewegungen glichen denen des ersten Zwillings.
    Gitta richtete sich auf, blieb aber noch in einer nachdenklichen Haltung vor der Wiege stehen.
    »Ich habe nichts gesehen«, flüsterte sie und schaute ihre Schwestern an. »Es ist nichts passiert.«
    »Aber sie haben geschrieen!« meldete sich die Wächterin. »Sie riefen immer wieder, daß er tot sei.«
    »Du hast keinen Namen gehört?«
    »Nein.«
    »Haben Sie von einem ER gesprochen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Also ist er tot«, murmelte Gitta. »Ich frage mich, an wem die beiden so hingen?«
    Da die anderen schwiegen, mußte sich Gitta selbst eine Antwort geben. »Sie können nur ihren Vater gemeint haben.«
    Die Frauen erschraken. »Josephiel?« flüsterte eine dünne Stimme.
    »So ist es.«
    »Es kann nicht sein!« kam der Protest.
    »Warum nicht?«
    »Er ist unsterblich.«
    Gitta überlegte einen Moment. »Unsterblich? Ist er das wirklich? Seid ihr sicher, daß er unsterblich ist?«
    »Engel sind es doch. Sie… sie… sind ganz andere Geschöpfe als wir Menschen. Das ist uns bekannt.«
    »Er war kein Engel mehr. Er hat seine Region verlassen. Er wollte Macht, aber er wollte die Macht auf Erden und über die Menschen haben. So müßt ihr es sehen. Er hat sein Reich verlassen und sich den Menschen angepaßt. Das ist es doch.«
    »Trotzdem war er so stark.«
    Gitta fiel es schwer, ihre Gedanken in die korrekte Reihenfolge zu bringen. »Das stimmt alles. Er war den Menschen überlegen, aber er hat sie auch benutzt. Er hat sich Naomi geholt und mit ihr die beiden Kinder gezeugt. Warum hat er das wohl getan? Nicht nur, weil es ihm Spaß bereitete, er wollte vorsorgen, für eine gewisse Zukunft, mit der er sich ja auch beschäftigen mußte, seit er auf der Erde war. In seinem Reich brauchte er sich darüber keine Gedanken zu machen, aber hier ist es anders gewesen. Er wußte über seine Schwäche Bescheid. Es waren ja nicht nur die beiden Hörner, die ihm die Gegenseite mit auf den Weg gegeben hatte, um ihn zu diffamieren, nein, da spielten noch andere Dinge eine große Rolle. Er hat seine Stärken und Schwächen genau einschätzen können, darauf könnt ihr euch verlassen.«
    »Dann glaubst du, daß er tot ist?« fragte jemand.
    Gitta hob die Schultern. »Ich kann mir keine andere Lösung vorstellen, wenn ich ehrlich bin.«
    »Wer könnte uns dann etwas sagen?«
    Sie hob die Schultern.
    »Die Mutter…?« Es war eine schwache Stimme, die sich aus dem Pulk der Frauen gemeldet hatte, als wäre die Fremde von ihrem eigenen Mut überrascht worden.
    Gitta schrak zusammen. Sie ärgerte sich, daß ihr diese Lösung nicht selbst in den Sinn gekommen war. »Ja, ja, das könnte sein - wenn auch…« Sie hob die Schultern. »Wie lange hat Naomi ihre Kinder nicht mehr zu Gesicht bekommen?«
    »Seit sie unten ist.«
    Gitta nickte. »Weiß jemand, wie es ihr geht?«
    Ein Lachen klang ihr entgegen. »Sie hat den Verstand verloren, als sie ihre Leibesfrucht sah. Sie ist wahnsinnig geworden, und sie kommt noch immer nicht damit zurecht.«
    »Das will ich nicht wissen. Hat sie sich etwas erholt?«
    »Sie ißt und trinkt.«
    »Aha. Ist das ein Fortschritt?«
    »Bei ihr schon. Zuerst hat sie sich geweigert. Vielleicht hat sie nun eingesehen, daß es besser ist, wenn sie sich nicht gegen uns stemmt. Sie hofft noch immer, befreit zu werden.« Die Frau kicherte.
    »Da kann sie lange warten.«
    Gitta hatte sich entschlossen. »Ich werde sie holen«, erklärte sie. »Ich werde sie holen und sie an

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