0861 - Gehirntransport
habe den Eindruck, daß Bardioc sich auf eine bestimmte Sache konzentriert."
„Du denkst, daß er irgend etwas vorhat?"
„Ja."
„Warum haben dann die anderen Mutanten nichts davon gespürt?"
„Ich habe mich als einziges Korpsmitglied die ganze Zeit über mit Bardioc beschäftigt", gestand der Katzer. „Die anderen konzentrieren sich auf die vierte Inkarnation, um auf einen eventuellen Angriff vorbereitet zu sein. Sie würden die Veränderung bei Bardioc nicht spüren. Sie ist so geringfügig, daß man sie nur registrieren kann, wenn man Vergleichswerte besitzt."
Rhodan sah den jungen Mann nachdenklich an.
„Hast du einen bestimmten Verdacht?"
„Nein."
Rhodan war nicht sonderlich beunruhigt. Man mußte bei Bardioc mit Stimmungsschwankungen rechnen, es wäre eher verdächtig erschienen, wenn es nicht dazu gekommen wäre. Außerdem war Bjo Breiskoll ein überaus sensibler Mutant.
„Beobachte weiter!" empfahl er Bjo.
Der Katzer war enttäuscht.
„Ich dachte, Sie würden der Sache nachgehen!"
„Was sollte ich deiner Meinung nachtun?"
„Sie könnten sich Bardioc ansehen."
Rhodan unterdrückte ein Lächeln. Was versprach der Junge sich von einem solchen Vorgehen?
„Wenn es dich beruhigt, werde ich mich jetzt in die Lagerhalle begeben", erklärte er.
„Ich hatte sowieso vor, Bardioc früher oder später einen Besuch abzustatten."
„Gut", sagte Bjo. „Darf ich mitkommen?"
Plötzlich hatte Rhodan den Eindruck, daß Bjo mehr wußte, als er bisher zugegeben hat-te. Vielleicht hatte er nur einen bestimmten Verdacht und wagte nicht, diesen auszuspre-chen, bevor er seiner Sache nicht sicher war.
Als sie sich der Lagerhalle näherten, traten ihnen ein paar Männer in den Weg, die sich bis zu diesem Augenblick so betont unauffällig verhalten hatten, daß an ihrer Wächter-funktion keine Zweifel bestehen konnte. Es waren ausnahmslos Terrageborene.
Als sie Rhodan erkannten, ließen sie ihn zusammen mit Bjo ohne weitere Komplikationen passieren.
„Ich weiß nicht, ob es richtig war, keine Solgeborenen für die Wachen einzuteilen", kriti-sierte Bjo.
„Bei den Wissenschaftlern sind Beobachter", erwiderte Rhodan. „Außerdem hat Joscan Hellmut jederzeit Zutritt zu dem Aufenthaltsraum Bardiocs."
„Trotzdem ist diese Einteilung nicht richtig", beharrte Bjo auf seinem Standpunkt. „Es hebt die Trennung hervor."
Rhodan nickte und sagte niedergeschlagen: „Diese Trennung läßt sich nicht vermeiden. Früher oder später wird sie endgültig sein."
„Ich gehöre zu den Solgeborenen", sagte Bjo.
Rhodan wußte, was der Katzer damit ausdrücken wollte. Wenn die Solgeborenen eines Tages ihre eigenen Wege gingen, würde Bjo Breiskoll bei ihnen sein. Er würde das Mut-antenkorps verlassen. Rhodan sah den lautlos und geschmeidig neben ihm gehenden jungen Mann an. Bjo Breiskoll würde ein schwerer Verlust für das Mutantenkorps sein.
Aber der Tag der endgültigen Trennung lag noch weit in der Zukunft; vielleicht ereigneten sich Dinge, die verhinderten, daß er jemals Wirklichkeit wurde.
Die beiden Männer betraten die Lagerhalle, in der Bardioc untergebracht war. Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Waringer und Peysel hatte die Über-wachung des Gehirns übernommen. Rhodan schaute sich um, aber er konnte keine An-zeichen von Nervosität bei den Frauen und Männern erkennen.
Das Gehirn lag unverändert in der Bodenmasse, die man zusammen mit ihm an Bord gebracht hatte.
„Sieh dich um, Bjo", empfahl Rhodan dem Telepathen. „Vielleicht entdeckst du wirklich etwas."
Breiskoll nickte und ging davon.
Waringer kam auf Rhodan zu. Er nickte in Bjos Richtung und sagte: „Der Besuch hat si-cher einen triftigen Grund."
„Bjo glaubt, Bardioc würde sich verändern."
„Es gibt keine sichtbaren Anzeichen, die einen solchen Verdacht rechtfertigen." Waringer deutete auf die Kontrollinstrumente, die ringsum installiert waren. „Zumindest sind alle Werte unverändert."
„Bjo scheint seiner Sache ziemlich sicher zu sein."
„Befürchtest du Ärger?"
„Eigentlich nicht. Trotzdem sollten wir jedem Verdacht nachgehen. Das ist schließlich nicht irgendein Gehirn, sondern die organische Zentrale einer Superintelligenz."
Waringer fragte: „Traust du Bardioc zu, daß er in ähnlicher Weise gegen uns vorgehen könnte wie BULLOC?"
„Bestimmt nicht! Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten."
Waringer blickte zu dem Gehirn hinüber und sagte: „Richtig erleichtert werde ich erst sein, wenn
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