0861 - Manege der Hölle
Danajy trat zwischen Nicole und den Panther. »Cala-Set ist nur ein Schwätzer, ein Wichtigtuer, mehr nicht. Er behauptet zwar immer wieder, dass er in seiner Welt ein großer Herrscher gewesen ist, aber das hilft ihm hier auch nicht weiter.« Die Löwin wandte sich an den Panther. »Nicht wahr, Cala-Set? Hier bist du nur ein Quertreiber.«
»Ich leiste Widerstand, so gut ich eben kann.« Die Antwort des Schwarzen kam unaufgeregt. »Würden alle so handeln, dann könnten wir gemeinsam vielleicht etwas erreichen.« Er blickte zu der Tigerin. »Wer bin ich, dass ich auf Allez Hopp Männchen mache? Ich war in meiner Welt ein Herrscher, doch das tut jetzt nichts zur Sache. Jetzt bin ich eine Katze, eine Raubkatze, und die sind für solche Spielchen nicht geboren worden.«
Nicole horchte auf. »Aber die blauen Steine - sie können dich zwingen zu gehorchen.«
Der Panther machte nach wie vor keinerlei Anstalten, seinen Platz zu verlassen. »Sicher, doch dazu muss er meine Intelligenz nahezu ganz ausschalten. Was hat er dann? Einen Panther. Doch er will mehr zeigen - er will die aufregendste Raubtierdressur aller Zeiten vorführen. Einen Akt, aus der Mischung von animalischen Instinkten und kalkulierendem Verstand. Er will alles , und er will es einmalig und perfekt. Den Zahn ziehe ich ihm mit meiner Verweigerung.«
Er… er… immer wieder er
Nicole näherte sich dem Panther, so weit, es ihre Katzennatur noch zuließ.
»Wer ist ›er‹? Von wem redet ihr…?«
»Von mir, wenn ich mich nicht irre, schöne Tigerin. Von mir.«
Nicole wandte den Kopf. Keiner der Anwesenden hatte bemerkt, dass ein weiteres Wesen den Käfig betreten hatte. Als Nicole den zum Zirkusdirektor herausgeputzten Mann sah, erkannte sie ihn sofort wieder. Es war der krummbeinige Schnauzbart, der sie in Lyon ausgeknockt hatte. Nicole duckte ihren Raubtierkörper, bereit zum Sprung…
»Nicht doch.« Der blaue Stein in seiner rechten Hand nahm der Tigerfrau jede Energie. »Aber vielleicht darf ich mich dir dennoch kurz vorstellen. Ich bin Nybbas, Dämon der Gaukler und Scharlatane, der Witzbolde und Spielleute. Und ich bin dein Herr!«
***
Stygia genoss die Ruhe… und langweilte sich zugleich.
Die Ungeduld der Fürstin der Finsternis war in den Schwefelklüften sprichwörtlich. Heute nagte sie ganz besonders an ihr. Genauer gesagt ging ihr alles nicht schnell genug. Ihre Pläne - die Pläne der neuen Stygia, wie sie es selbst gerne für sich nannte - waren ins Stocken geraten.
Ihr Streben galt der Macht. Nichts anderem!
Es hatte sich in der Hölle bereits herumgesprochen, dass die oft zögerliche Fürstin die Zügel längst fester angezogen hatte. Sie wusste nur zu genau, dass viele der Dämonen, der Führer in der Schwarzen Familie, sie nur duldeten - niemand hatte Stygia je wirklich gefürchtet, sie respektiert. Eine weiche Fürstin auf dem Thron… warum nicht? Sie störte kaum, ließ den anderen freie Hand, damit sie ihre eigenen Ziele verfolgen konnten.
Damit war nun Schluss.
Es gab noch den einen oder anderen Posten , den Stygia in Angriff nehmen wollte. Wer sie dabei störte, der wurde vernichtet. Wenn sie nun Klatsch und Tratsch zu hören bekam, so bestand der vornehmlich aus Knurren und Murren. Sie wusste nur zu genau, dass sie nun ganz besonders auf der Hut sein musste. Das Sägen an ihrem Thron war kaum zu überhören.
Da kamen ihr starke Verbündete natürlich nur recht. Einer von ihnen war das seltsame Wesen, dass ihr Unterstützung angeboten hatte, zugleich um Stvgias Hilfe ersuchte. Praetor nannte er sich, und er war in die Schwefelklüfte gekommen, um unverzeihliche Fehler zu beheben, die in der weißen Stadt Armakath geschehen waren.
Armakath - die Stadt ohne Bewohner - war Stygia ein Dorn im Auge. Ihre Amazonen waren gescheitert, als sie Armakath hatten stürmen wollen. Dieses Gebilde aus weißem Stein hatte hier nichts zu suchen, und Stygia würde ganz sicher einen Weg finden, diesen Zustand zu beenden. Doch das teilte sie dem Praetor natürlich nicht mit, der einen Weg suchte, eine neue Wurzel nach Armakath zu holen, damit die Stadt wieder so existent wurde, wie der Ursprung es vorschrieb. Was immer er damit auch meinte, interessierte die Fürstin nicht.
Sie war nur an der unglaublichen Magie interessiert, die ihr neuer »Verbündeter« in sich bündelte. Sie hatte vorgegeben, nach einem Weg zu suchen, der ihm helfen konnte. Natürlich dachte sie im Traum nicht daran, dies in die Tat umzusetzen. Zunächst einmal
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