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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Kastenteufel dagegengestemmt!
    Ein erstauntes Raunen lief durch den Thronsaal, als eine Wolke dem kleinen Behälter entstieg, die in allen nur erdenkliehen Farben schimmerte. Keine zehn Fuß vom Boden entfernt löste sie sich in einer lautlosen Explosion auf, zerstob in Millionen feinster Partikel, die wie ein Regenbogen fest in der Luft standen.
    Dann begann es… und keiner in der großen Halle - auch nicht Stygia persönlich -- konnte seine Augen von dem Spektakel wenden, das nun vor ihnen ablief.
    Denn die Partikel zogen sich zusammen, bildeten eine Kugel, so groß, dass auch die weit entfernt stehenden alles präzise erkennen konnten. Ein Wandel vollzog sich… die Farben verschwanden, machten einen spiegelglatten und durchscheinenden Oberfläche Platz.
    Dann brüllte die Stimme los:
    »Herrrrrrrreinspaziert, die Damen - herrrrrrrreinspaziert die Herren! Dämonen, Vampire, Teufel Irrlichter… alle herrrrrrrreinspaziert! Und selbstverständlich du, verehrte Fürstin Stygia.« Einige der Höflinge begannen laut zu lachen, andere klatschten vor Vergnügen in Hände, Pfoten, Tentakel oder Krallen. Selbst Stygia schaffte es nicht, sich ein stilles Lächeln zu verbeißen.
    In der Kugel lief ein prallbunter Film ab. Clowns, Tiere, Drachen; zwei Werwölfe, die einander klatschende Ohrfeigen verpassten, hinfielen und sofort wieder auf den Beinen waren, als hingen sie an unsichtbaren Gummiseilen; Artisten, bunte Ballons mit Teufelsfratzen, die tatsächlich zu leben schienen. Es war zu viel, um alles in sich aufzunehmen.
    Darm drängte sich - zunächst winzig klein - ein Zelt in die Szene, wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Erneut erklang die reißerische Stimme, die jeden packte, der sie vernahm.
    »Bunt, prall, unglaublich! So etwas hat die Hölle noch nie gesehen, so etwas wird sie nie wieder erleben! Zirkus Nybbas lädt Sie alle ein zu seiner ersten Vorstellung. Einer Gala der Sensationen, der Wunder und Grausamkeiten.« Das Lachen im Thronsaal wurde um eine Spur lauter. »Da bleibt kein Auge trocken, kein Kopf auf seinem, Rumpf! Wer da nicht mitgeht, wer da nicht vor Begeisterung von seinem Stuhl fällt, der friert selbst in den Schwefelklüften. Kommen Sie, kommen Sie. Die erste Vorstellung wird zugleich auf die allerletzte sein! Diese Chance kommt nie mehr wieder Zögern Sie nicht - Ihr Platz ist reserviert. Da lacht der Vampir; da johlt der Dämon vor Vergnügen! Zirkus Nybbas erwartet Sie - herrrrrrrreinspaziert!«
    Alle redeten laut miteinander, nickten sich zu, waren fest entschlossen, die Vorstellung zu besuchen. Kaum noch jemand achtete auf die Kugel, denn die Visualisierung war sicher beendet.
    Dem war nicht so.
    Noch einmal leuchtete es blutrot über die Kùgeloberfläche. Ein Gesicht erschien, wurde deutlicher, nahm schließlich den Stygia zugewandten Teil des Gebildes vollkommen ein. Sie kannte die Fratze, die ihr da entgegenfeixte. Es war lange her, aber wer konnte Nybbas' Antlitz schon vergessen?
    Die Stimme erklang noch einmal, drang direkt über die schmalen Lippen des Dämons.
    »Und für dich, geliebte Fürstin, halte ich ganz persönlich eine große Überraschung bereit. Meine sensationelle Raubtierdressur. Diese Vorführung ist einmalig - und sie hat einen unnachahmlichen Höhepunkt. Du wirst ihn lieben. Es ist der Tod einer deiner größten Feindinnen. Bis bald, geehrte Stygia. Ich freue mich auf deinen Besuch…«
    Das Bild verblasste nun endgültig, löste sich auf, so wie es die gesamte Kugel tat. Wie goldener Schnee rieselten Millionen winziger Sternchen zu Boden, legten sich auf alles, was ihren Weg kreuzte.
    Stygia hörte die lauten Stimmen ihrer Höflinge kaum, sie schaltete den Lärm ganz einfach für sich ab. Ein wenig versonnen streckte sie den linken Arm aus, drehte die Handfläche nach oben. Die goldenen Fetzen sammelten sich dort, wie Schnee in einer Bodensenke.
    Nybbas also… was wollte der alte Zausel wirklich? Seiner Fürstin eine Show bieten? Ihr einen Gefallen erweisen? Der alte Gauner hatte dabei ganz sicher seine Hintergedanken.
    Stygia erhob sich, gebot Stille im Thronsaal. Sie wandte sich zu Barnum, der von dieser Vorstellung selbst ganz überrascht war. »Sage Nybbas, wir alle werden kommen.« Jubel brandete auf, den Stygia rasch unterband.
    »Wir werden die Ränge seines Zeltes füllen. Aber sage ihm noch etwas.« Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Er soll es nicht wagen, mich zu enttäuschen. Ich nehme sein Versprechen für bare Münze. Und nun verschwinde,

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