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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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sollte Praetor ihr behilflich sein.
    Doch seit geraumer Zeit war er verschwunden, ließ sich vor ihrem Thron nicht mehr blicken. Vielleicht hatte sie ihn doch zu lange hingehalten? Womit sonst hätte Stygia ihn hier halten können? Sie war stets bereit gewesen, alles einzusetzen, wenn das Ergebnis ihr einen Vorteil brachte. Alles - sich selbst inklusive. Doch bei diesem Wesen versagten ihre Verführungskünste gänzlich. Stygia war davon überzeugt, dass dieser Riese an fleischlichen Lüsten absolut nicht interessiert war. Ansonsten hätte er ihr kaum widerstanden, davon war sie überzeugt. Wer hätte das schon gekonnt…
    Sie war so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie die Amazone, eine ihrer direkten Leibwächterinnen, erst bemerkte, als diese sich recht laut räusperte.
    »Was?« Stygias Einsilbigkeit war auf einem neuen Höhepunkt angelangt. Sie hasste Störungen wie diese, auch wenn die eine Unterbrechung der Eintönigkeit bedeuten mochten.
    »Ein… Mensch… begehrt Audienz bei Euch. Ich hätte ihn sofort verjagen lassen, doch er scheint ein Boteeiner hochgestellten Person zu sein. Er behauptet, von einem hohen Repräsentanten des Höllenhofs geschickt worden zu sein. Er trägt eine Aura.«
    Diese letzten vier Worte ließen Stygia aufmerksam werden. Die Aura, von der die Amazone sprach, war ein eindeutiger Beweis, dass der Träger tatsächlich von einem hohen Mitglied der Schwarzen Familie kam. Wenn es denn eine echte Aura war.
    »Bring ihn zu mir, rasch.«
    Stygias Neugier war geweckt. Endlich tat sich etwas - so hoffte sie.
    Als der kleine Mann jedoch die Halle betrat, ging durch die Reihen der Höflinge, von denen stets mehr als eine Hand voll um die Fürstin herumwuselten, ein Raunen, das rasch von leisem Gelächter abgelöst wurde.
    Stygia war tief enttäuscht. Das dort sollte der Bote eines Großen der Hölle sein?
    Dennoch gebot sie mit einer einzigen Handbewegung den Höflingen Schweigen. Mit jedem Schritt, den sich der dickliche Mann näherte, spürte sie das Gefühl deutlicher. Es war die Aura. Unzweifelhaft. Es gab Siegel, Codewörter und andere Tricks, mit denen man einen Boten ob seiner Echtheit testen konnte, doch sie alle konnten gefälscht werden. Die Aura jedoch… nicht einmal dieser unsägliche Professor Zamorra hatte es bisher geschafft, dieses Zeichen nachzumachen.
    Mit einem Blick brachte die Fürstin den Boten zum Stehen. Ehrerbietig senkte er den Kopf, dessen verbliebene Haarpracht kaum noch der Rede wert war.
    »Wer schickt dich zu mir? Was ist der Grund für deine Anwesenheit? Sprich schnell und deutlich, denn ich habe meine Zeit nicht gestohlen.« Die Lüge kam ihr leicht über die sinnlichen Lippen. Hätte sie nur von allem so viel wie von Zeit…
    »Mein Herr schickt mich, um dir eine Einladung zu überbringen.« P.T. wunderte sich über die Ruhe, die in seiner Stimme lag. Den ganzen Weg bis hierher war er mit jedem einzelnen Schritt um einen Hauch nervöser geworden. Auch jetzt noch fürchtete er, dass dieses schreckliche Weib auf ihrem Thron ihn schon im nächsten Atemzug umbringen würde, doch er schaffte es tatsächlich, diese Angst nicht zu zeigen.
    »Welche Einladung? Wohin? Zu was? Wer ist dein Herr? Was ist los mit dir? Kannst du auf einfache Fragen nicht einfach antworten?« Stygia war wirklich nicht geduldig.
    P.T. Barnum streckte ihr seine rechte Handfläche entgegen, auf der das kleine Kästchen lag, das der Dämon ihm gegeben hatte. Stygia betrachtete diese Geste mit Argwohn. Keiner ihrer Feinde konnte so naiv sein, auf diese Art und Weise ein Attentat gegen sie zu starten. Zudem wäre gefährliche Magie niemals unbemerkt an den Schutzzeichen vorbeigelangt, die ihren Thronsaal umgaben.
    Magie war in diesem Ding dort enthalten, das spürte sie sofort. Doch sie war harmloser Natur.
    »Ich soll dies vor deinem Thron öffnen, Fürstin.« Noch immer klang Barnums Stimme fest und klar.
    Stygia nickte. »Worauf wartest du dann noch, kleiner Mensch? Tu es endlich.«
    Auf seinem Fußmarsch hatte P.T. mehr als ausreichend Zeit gehabt, um den kleinen Behälter eingehend zu betrachten. Er hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, wie das Ding zu öffnen war. Nybbas hatte es ihm jedenfalls nicht gesagt. Barnum spürte, dass ihm jetzt doch dicke Schweißperlen auf der Stirn standen, denn wie sollte er der Forderung der Fürstin nachkommen?
    Er atmete einmal tief durch, griff mit wurstigen Fingern nach dem Deckel des Kastens - und der sprang auf, als hätte sich von innen ein

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