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0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fällt mir noch einer ein.«
    Ich schaltete schnell. »Der Erfrorene.«
    »Genau der. Die Geschichte mit dem Leichenmantel.« Als er sah, daß ich protestieren wollte, winkte er schnell ab. »Ich weiß, John, daß es unwahrscheinlich klingt, aber in dieser Situation rechne ich mit allem. Der Leichenmantel und die verschwundenen Namenlosen Nonnen stehen in einem Zusammenhang.«
    »Daran glaubst du?«
    »Glauben heißt nicht Wissen, das weiß ich selbst. Aber ich kann mir keine andere Lösung vorstellen.«
    Ich räusperte mich. »Das zu beweisen, wird nicht einfach sein.«
    »Vielleicht haben sie deshalb das Kloster auch so leicht in Besitz nehmen können. Weil hier schon etwas vorhanden gewesen ist, und das haben die Nonnen gewußt.«
    »Ist eine Alternative.«
    »Jetzt brauchen wir nur herauszufinden, was daran stimmt.«
    Suko wollte nicht mehr länger in der Zelle bleiben, er verließ sie. Ich warf noch einen letzten Blick in die Runde und folgte meinem Freund, der im Gang stehengeblieben war. Sein Gesicht hatte einen lauernden Ausdruck angenommen. Er blickte in das Dunkel hinein, er suchte die Wände und auch die Decke ab, dann beschäftigte er sich mit dem Boden, über den der scharfe Lampenstrahl hinwegglitt. »Du hast recht, John. Es gibt keine Spuren. Es ist nichts da. Sie haben sich in Luft aufgelöst, sie haben…«
    »Hör mal auf.«
    »Was ist denn?«
    Ich schüttelte den Kopf und ging von ihm weg, denn mir war etwas aufgefallen. Mit dem Zeigefinger deutete ich dorthin, wo das Kreuz an meiner Brust hing.
    »Spürst du etwas?«
    Ich nickte. Es war kein Brennen, keine direkte Hitze, aber ich hatte festgestellt, daß sich das Kreuz erwärmte. Ein leichtes, beinahe schon sanftes Strahlen breitete seine Kreise aus, eine kitzelige Warnung, die ich nicht ignorierte.
    Sicherheitshalber holte ich das Kreuz unter der Kleidung hervor. Als es frei auf meiner Handfläche lag, war nichts zu sehen. Kein Schimmern, kein Blitzen, aber die leichte und schon unnatürliche Wärme blieb auch weiterhin bestehen.
    Suko strich mit einem Finger über die Oberfläche hinweg und nickte. »Ja, da ist was.«
    »Stimmt. Leider nicht genug.«
    »Es reicht doch, wenn du weißt, daß wir hier…«
    »Psst!«
    Er schwieg, denn mir war etwas aufgefallen. Ich hatte den Eindruck, als wäre die Welt um mich herum in Bewegung geraten. Derartige Momente kannte ich. Es hing nicht mit meinem Kreislauf zusammen, es war tatsächlich die Umgebung, die sich auf eine gewisse Art und Weise veränderte, obwohl sie im Prinzip gleich blieb.
    Nur öffnete sie sich.
    Ein Phänomen, das mit einer Dimensionsverschiebung zu tun haben konnte, denn in diesem Augenblick sah ich hinter die Dinge. Ich entdeckte, daß es noch etwas gab, das wir einfach sehen mußten.
    Das Böse hatte sich offenbart, diese Kraft, die hinter der normalen lauerte, eine metaphysische Macht, Es passierte mit den Wänden.
    Ich war so beeindruckt oder auch geschockt, daß ich den Atem anhielt, denn die Wände waren in gewisser Hinsicht zu einer Leinwand geworden. Sie hatten sich uns geöffnet, offenbart, wir schauten hinein und waren fasziniert.
    In ihnen sahen wir etwas!
    Und was wir dort entdeckten, war unglaublich, denn um uns herum waren die zehn toten Namenlosen Nonnen versammelt…
    ***
    Sie boten ein Bild des Schreckens. Ein großes apokalyptisches Gemälde, das sich unseren Augen öffnete und von uns beiden kaum begriffen werden konnte.
    Wir hielten beide den Atem an, als wir mitbekamen, welches lautlose Grauen sich abspielte.
    Wer immer die Toten zu sich in seine Welt geholt hatte, er war dabei, sie zu benutzen, und er brauchte etwas von ihnen, um sich selbst zu stärken. So schrecklich es sich auch anhörte, so unwahrscheinlich es auch war, aber wir erlebten es mit.
    Die Toten verloren ihre Haut!
    Da waren unsichtbare Kräfte dabei, sie auf schaurige Art und Weise zu verändern. Von einer Vernichtung konnte man nicht sprechen, denn sie waren schon gestorben. Aber die andere Macht wollte mehr und häutete die Namenlosen Nonnen.
    Für uns war es schwer, diese Szene zu begreifen. Irgendwo blockierte auch etwas in unserem Gehirn, denn dieses Grauen konnte schon als namenlos angesehen werden.
    Es waren auch keine Menschen mehr. Was da in der Wand eingeschlossen war, glich eine Riege von Puppen, um die man sich kümmerte. Sie verloren ihre Haut wie Schaufensterpuppen die Kleidung, und dabei rann nicht ein Tropfen Blut aus den Wunden.
    Wo sich das alles abspielte, war für uns nicht

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