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0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tochter.«
    »Gut, dann nicht.«
    Silvio legte eine Fingerspitze unter das Kinn seiner Tochter. »Ich weiß ja, daß du etwas vorhast. Schließlich kenne ich dich lange genug, meine Kleine.«
    »Was habe ich denn vor?«
    »Du willst zu John und Suko.«
    »Ja.«
    »Was drängt dich so danach?«
    »Naomi hat mit mir gesprochen. Ich soll den beiden erzählen, wie es ihr ergangen ist.«
    »Aha, das ist der Grund.«
    »Ja, das ist er.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter.« Sie erzählte ihrem Vater nichts von den Befürchtungen der Kranken. Es hätte ihn nur aufgeregt. Auf der anderen Seite sehnte sie sich auch aus einem anderen Grund das Gespräch mit den beiden Männern herbei. Sie wollte wissen, was diese im Kloster gesehen hatten. Wie es gewesen war, was mit den Nonnen passieren würde. Das alles strich durch ihren Kopf. Das Mädchen konnte sich nicht vorstellen, daß John und Suko die Frauen der Reihe nach aus dem Kloster geholt und irgendwohin vertrieben hatten. Da mußte es eine andere Lösung geben, dessen war sie sich sicher.
    »Dann kannst du sie ja suchen. Triviso ist nicht Zürich oder Bern. Hier ist alles übersichtlich. Ich denke schon, daß du sie irgendwo finden wirst.«
    »Klar.«
    »Aber blieb nicht zu lange.«
    Carla lachte. »Nein, nein, ich bringe die beiden bestimmt mit. Du kannst Mama sagen, daß sie noch die eine oder andere Pizza in den Ofen schieben soll. Die beiden haben bestimmt Hunger, und solche Pizzen wie von Mama haben sie bestimmt noch nicht gegessen.«
    Er lächelte. »Meinst du wirklich?«
    »Klar.«
    »Ich werde es ihr sagen.«
    Carla winkte und lief weg. Als sie sich um die Hausecke gedreht hatte und einen schmalen Pfad hochlief, verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Ein ernster Ausdruck, überschattet von einer gewissen Furcht, breitete sich aus.
    Im Magen spürte sie den Druck. Der Schweiß brach ihr aus. Zwar drehte sich nichts vor ihren Augen, aber in den folgenden Sekunden hatte sie das Gefühl, auf Gummi zu gehen.
    Es wurde Zeit. Sie mußte die beiden Männer finden, die zu Freunden geworden waren. Und es war am besten, wenn sie sich an der Straße postierte. Da hatte sie einen guten Überblick.
    Sie konnte sowohl abwärts in Richtung Tal schauen, wo das Band der Straße hin und wieder unter Bäumen verschwand, sie sah aber auch, wenn sie den Kopf drehte, zum Kloster hin und würde einen fahrenden Wagen besonders gut erkennen können, wenn die Scheinwerfer eingeschaltet waren und gelbe Lichtbahnen durch das Gelände huschten.
    Carla wußte auch, daß sie sich in Geduld fassen mußte. Nichts war mit den beiden Männern abgesprochen. Sie wußten überhaupt nicht, daß jemand auf sie wartete, dann konnte es durchaus dauern, bis sie erschienen. Schon zweimal war sie ihnen ungerufen über den Weg gelaufen. Bisher hatten die beiden Fremden immer nett reagiert. Ob sie das ein drittesmal taten, war fraglich. Jede Geduld neigte sich einmal dem Ende zu, da bildeten die beiden Engländer bestimmt keine Ausnahme.
    Aber Carla konnte manchmal eine Penetranz entwickeln, über die sich ihre Mutter schon geärgert hatte. Zudem verspürte sie den inneren Drang, mit den Männern zu reden. Außerdem hatte sie den Besuch bei Naomi nicht vergessen. John und sein Freund mußten einfach wissen, was Naomi spürte.
    Sie selbst war zu schwach, es ihnen zu sagen, und Carla hatte alles behalten.
    Warten…
    Immer wieder schaute sie auf ihre Uhr.
    Die Minuten verrannen. Sie stand mal auf, ging um den Stein herum, setzte sich wieder, war aber unruhig, stand auf - und entdeckte den Schein der Lichter.
    Da kam ein Wagen!
    Tief atmete das Mädchen durch. Es kannte sich einigermaßen aus. Die beiden Lichtaugen standen ziemlich hoch. Demnach war es ein Geländewagen, der die Kehren hinabfuhr, um das Dorf anzusteuern.
    Das waren sie.
    Plötzlich klopfte ihr Herz schneller. Sie ließ die Lichter nicht aus den Augen, die zweimal verschwanden, weil ihr eine dichte Baumgruppe die Sicht nahm.
    Dann war der Wagen wieder zu sehen und brummte schon in die Kurve hinein.
    Sie lächelte für einen Moment und ging beinahe lässig auf die Straße. Genau in der Mitte blieb sie stehen.
    Als sie die Arme hob und winkte, schloß sie zugleich die Augen, da sie geblendet wurde. Dabei lächelte sie, und dieses Lächeln vertiefte sich, als der Opel stoppte.
    Keiner der beiden Fremden stieg aus. Deshalb ging Naomi hin und blieb an der Beifahrerseite stehen. Sie schaute in John Sinclairs Gesicht und fürchtete sich davor, etwas

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