Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schaute.
    Das war Haut!
    Menschliche Haut!
    Angezogen von Körpern, dann zusammengebunden oder geklebt und zu einem Mantel verarbeitet.
    Diese Tatsache allein lenkte sie von der schaurigen Waffe ab, die der Unheimliche trug. Eine altmodische, rostige Sense, oder war es eine Axt? Auf dem Rost schimmerten dunkle Flecken.
    Blut!
    Naomi hielt den Atem an. Sie lag im Bett, aber das war sie nicht. Diesen Schrecken konnte man nicht erleben, denn das mußte jemand sein, der nur so aussah wie sie.
    Zur Hälfte hatte sich die Gestalt erhoben. Noch stützte sie sich mit einer Hand an den Bohlen ab, und in dieser Haltung blieb sie auch für eine Weile. Gerade lange genug, um den häßlichen Schädel zu drehen und sich umschauen zu können.
    Sie drehte den Skelettkopf. Da er von einer Kapuze bedeckt wurde, sah Naomi nur das »Gesicht«.
    Aber sie hörte während der Bewegung das leise Knirschen, als wären Knochen oder Knorpel dabei, allmählich zu Bruch zu gehen.
    Aus der Tiefe des Kellers war das Grauen gestiegen.
    Nicht mehr so langsam. Mit einem gewissen Schwung schaffte die Gestalt es, sich voll und ganz aus dem Bodenloch hervorzudrücken. Es stieg als Alptraum weiter und hielt dabei seinen Schädel so gedreht, daß die bösen Augen gegen die Liegende starrten.
    Das Horror-Wesen stank!
    Dieser widerliche Geruch raubte Naomi den Atem. Aus dem Leichenmantel stieg das Aroma des Todes hervor und raubte ihr den Atem.
    Sie hielt die Luft an.
    Ihr Herz klopfte noch schneller. Die Angst war wie eine Säure, die sich immer tiefer fraß. Sie umgab ihre Seele ebenso wie den Körper. Sie war wie eine Klammer, die sie nie mehr loslassen würde, und die junge Frau spürte die Übelkeit.
    Sie stieg hoch, sie machte sie schwindlig. Gleichzeitig zuckten Schmerzen durch ihren Kopf, und sie hatte zudem das Gefühl, vor dem Grauen davonzufliegen. Sie mußte, sie wollte, sie…
    Das Skelett hob die Arme. Es hielt den Griff der alten Sense jetzt gekippt, so daß die Sichel auf Naomi wies.
    Naomi gelang es nicht, einen Schrei auszustoßen, es würde ihr doch niemand zu Hilfe eilen.
    Die Gestalt im Leichenmantel drehte die Waffe. Wenn sie jetzt auf sie zufuhr, dann würde sie ihr den Kopf abreißen.
    Keine Chance für Naomi!
    In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen. Nicht sehr heftig, eher verhalten, denn die Besucherin wollte die kranke Person nicht stören oder erschrecken.
    Anna Frappi sah - und schrie!
    ***
    Es war genau dieser Schrei, der uns alarmiert hatte. Im Gegensatz zu Silvio Frappi waren wir es gewohnt, auf diese plötzlichen Veränderungen zu reagieren. Schreie waren stets ein Alarmzeichen.
    Während Silvio seine Tochter instinktiv an sich riß, starteten wir durch. Zum Glück kannten wir uns in diesem Haus aus, und auf dem Weg durch die engen Räume hörten wir die nächsten Schreie.
    Obwohl die Zeit schnell verflog, kam sie mir sehr lang vor. Ich nannte so etwas Kaugummi-Sekunden, und während dieser Spanne malte ich mir die schrecklichsten Bilder aus.
    Dann waren wir an Naomis Zimmer.
    Wir fanden eine nicht ganz verschlossene Tür vor, rissen sie auf, und eine Frauengestalt taumelte uns entgegen.
    Suko fing sie ab.
    Ich drängte mich an den beiden vorbei, sah Naomi im Bett liegen, so bleich wie eine Leiche, und nahm gleichzeitig den widerlichen Geruch war, der mir wie eine Welle entgegenschwappte.
    So stanken alte Leichen!
    Der Gedanke an einen Ghoul zuckte mir durch den Kopf. In das Loch im Boden wäre ich beinahe hineingefallen. Es befand sich nicht weit vom Bett entfernt, und aus diesem Loch hörte ich dumpfe und auch schreckliche Geräusche.
    Von dort mußte etwas gekommen sein, das Naomi und Anna in einen panikartigen Schreck versetzt hatte.
    Ich tauchte hinein.
    Es war riskant, in die Tiefe zu springen, und ich hoffte, daß ich gut aufkam.
    Der Boden lag nicht sehr tief unter mir. Er war hart. Ich ging für einen Moment in die Hocke und hatte meinen Kopf bereits in die Richtung gedreht, wo die Dämmerung als viereckiger Ausschnitt in den Keller sickerte. Dort stand eine Tür offen.
    Und aus diesem Loch war der oder die auch geflohen. Nur sah ich nichts mehr, die Zeit hatte dem Unbekannten gereicht. Wegen der niedrigen Kellerdecke mußte ich den Kopf einziehen, als ich auf den Ausgang zuhetzte. Ich sprang über eine Schaufel und eine Harke hinweg, stand endlich im Freien und ballte vor Wut die Hände zu Fäusten. Der Eindringling war verschwunden.
    Er hatte es leicht gehabt, in der näheren Umgebung unterzutauchen. Nicht

Weitere Kostenlose Bücher