0863 - Die schlafende Göttin
stehen. Er krauste die Stirn.
„Moment", sagte er. „Wollen Sie damit andeuten, daß der Schrein nicht nur eine rein technische Angelegenheit ist, sondern n-dimensional-verbundpsionisch ist?"
Matzlew blickte den Terranischen Rat für Wissenschaften an. Er hatte nicht damit gerechnet, daß Hamiller die Zusammenhänge derart schnell und präzise erfassen wurde.
Sein Respekt vor Hamiller wuchs.
„Das wollte ich damit andeuten", erwiderte er und fügte hastig hinzu: „Das ist aber vorläufig noch eine Theorie, die noch nicht in allen Punkten bewiesen ist."
„Ich verstehe", bemerkte Hamiller nachdenklich. „Das würde dann bedeuten, daß ein Zeitfeld die Aufgabe übernommen hat, den Zeitfaktor von fast 5000 Jahren Schlaf bis auf wenige Stunden schrumpfen zu lassen."
Sie hatten den Vorsprung erreicht, von dem aus sie mit Hilfe von Antigravfeldern nach unten getragen wurden. Hamiller trat über die Kante hinaus. Er blickte Matzlew an.
„Die Anlage scheint also recht umfangreich zu sein", stellte er fest, während er zusammen mit dem Archäologen nach unten sank. „Läßt sie sich aus dem Boden herauslösen und abtransportieren?"
„Ich glaube - ja", antwortete Matzlew zögernd.
Hamiller lächelte.
„Ihnen ist es natürlich nicht recht, daß Demeter weggebracht wird", stellte er fest.
„Finden Sie sich damit ab. Wir müssen sie in Sicherheit bringen. Außerdem haben Sie ja noch ein ausgedehntes Forschungsfeld in dieser Halle. Ich schätze, daß Sie noch einige Jahre lang zu tun haben werden, bis Sie alles erfaßt haben, was vorhanden ist."
Matzlew erbleichte. Nichts interessierte ihn mehr als Demeter. Er konnte nichts gegen die Worte Hamillers sagen, denn dieser hatte recht. Als Archäologe hatte er tatsächlich genügend damit zu tun, die Anlagen in der Halle zu untersuchen. Demeter war jedoch der sensationellste Fund, den er je gemacht hatte, und es schmerzte ihn, daß man ihm ausge-rechnet diesen wegnehmen wollte.
„Bitte, Sir", sagte er mit schwankender Stimme. „Ich würde gern an der Erforschung des Schreins weiterarbeiten."
Hamiller lächelte begütigend.
„Das ist Sache der Positronik-Ingenieure und Hyperphysiker. Auch die Mutanten werden sich wegen der psionischen Energien mit dem Schrein zu befassen haben. Was jetzt kommt, Matzlew, das geht über das Fachwissen Ihrer Disziplin weit hinaus. Das müssen Sie verstehen."
Matzlew senkte den Kopf. Er wußte, daß Hamiller wiederum recht hatte.
„Sie können sich darauf verlassen, daß wir Sie laufend informieren werden. Selbstverständlich werden Sie sofort hinzugezogen, wenn es etwas gibt, was für Sie als Archäologe von Interesse ist."
Czerk Matzlew wandte sich verbittert ab und ging zum Schrein mit der schlafenden De-meter. Es gab nichts mehr zu sagen. Hamiller hatte ihn restlos ausgeschaltet.
Der Terranische Rat für Wissenschaften folgte dem Archäologen. Payne Hamiller war mit sich zufrieden. Er dachte nicht mehr über sich und Boyt Margor nach. Er war sich noch nicht einmal dessen bewußt, daß er seinen Kampf gegen den Mutanten verloren hatte. Boyt Margor hatte ihn zu seinem Werkzeug gemacht, das willenlos alle Befehle befolgte, ohne dabei Schuldgefühle zu entwickeln. Er merkte, wie betroffen Matzlew reagierte, aber er empfand nichts dabei. Wäre er von Margor unbeeinflußt gewesen, hätte er sicherlich versucht, dem Archäologen eine Möglichkeit zur Mitarbeit zu geben.
Er beugte sich über den Schrein und betrachtete Demeter. Er glaubte, sehen zu können, wie das Blut in den Adern pulsierte. Die Schönheit dieser Frau schlug ihn in den Bann. Für Minuten vergaß er, wo er war.
Schließlich räusperte sich Matzlew. Hamiller blickte auf.
„Wie geht es weiter?" fragte der Archäologe. „Wer wird den Schrein herauslösen?"
„Meine Leute sind schon unterwegs", antwortete Hamiller. „Sie werden in spätestens ei-ner halben Stunde hier sein und mit der Arbeit beginnen. Sie brauchen sich um nichts zu kümmern."
Deutlicher hätte die Abfuhr nicht ausfallen können. Matzlew wandte sich ab und ging zu einigen Assistenten, die etwa fünfzig Meter vom Schrein entfernt an einer Marmorwand arbeiteten.
*
Dun Vapido landete etwa drei Kilometer von den oberirdischen Tempelanlagen entfernt in einem Olivenhain, in dem er den Gleiter gut verstecken konnte.
„Hamiller ist dort drüben", sagte er und deutete zum Tempel hinüber. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, was er da will."
Eine solche Äußerung war für einen Dun
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