0863 - Die schlafende Göttin
forderte sie. „Schnell."
Es schien, als würde sie seinen Händen entgleiten. Host Gordon klammerte sich mit der rechten Hand an den Sitz und zog das Mädchen mit der anderen Hand höher, bis sie die untere Kante der Türöffnung erreichte. Er blickte an ihr vorbei. Sie befanden sich über Eu-böa. Die Gipfel der Berge lagen etwa 1400 Meter unter ihnen. Gordon spürte, daß ihm unwohl war. Er hatte das Gefühl, in die Tiefe gerissen zu werden.
Keuchend und ächzend zog er Jandra Kays höher, rutschte schließlich zur Seite und half ihr in die Kabine.
„Miß Kays", sagte er erschöpft. „Wie konnten Sie nur so etwas tun?"
Sie blickte ihn an, als habe er den Verstand verloren.
„Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß ich nicht Miß Kays bin", erklärte sie zornig.
„Ich bin Perse. Merken Sie sich das."
„Ist schon gut", entgegnete er besänftigend. „Entschuldigen Sie. Ich habe mich verspro-chen."
„Sie wollten mich töten."
„Natürlich nicht, Perse. Ich wußte ja nicht, daß Sie da unten am Gleiter hängen."
Ihre Hände fuhren vor und umklammerten seinen Hals. Entsetzt versuchte er, sie abzu-wehren, doch ihr Angriff war so energisch, daß er unterlag.
Host Gordon kam noch einmal kurz zu sich, als er sich etwa einhundert Meter über den felsigen Berggipfeln befand. Er fiel mit rasender Geschwindigkeit auf die Felsen zu.
Hoch über ihm drehte der Gleiter ab und flog nach Süden - in Richtung Kreta.
Aber das begriff der Regierungsbeamte schon nicht mehr.
*
Czerk Matzlew war überrascht, daß Payne Hamiller so schnell zurückkehrte.
„Ich habe erst in einigen Tagen mit Ihnen gerechnet", sagte er, als der Terranische Rat für Wissenschaften mit seinem Gleiter landete.
„Wir hatten eine Blitzkonferenz", antwortete Hamiller. Er war mit Matzlew allein. Die As-sistenten des Archäologen arbeiteten in der unterirdischen Anlage der Demeter oder in ihren Zelten. Einer von ihnen hatte Matzlew darüber informiert, daß Hamiller sich per Vi-deo angekündigt hatte.
„Darf ich fragen, wie das Ergebnis war?" Die beiden Männer gingen wie selbstverständ-lich zu dem Abgang, der in die Halle der Demeter führte.
„Vorläufig muß der Fund geheim bleiben", antwortete Hamiller. „Sie werden also schwei-gen."
Hamiller blieb stehen und sah sich um. Zwischen den Zelten war eine langgestreckte Kuppel aufgebaut worden. Ein Schild wies darauf hin, daß sie als Laboratorium diente.
„Demeter ist unbedingt zu sichern", fuhr Hamiller fort. „Deshalb wird sie mit dem Schrein nach Südafrika gebracht."
Czerk Matzlew schöpfte keinen Verdacht. Payne Hamiller war Angehöriger der gewähl-ten Regierung der Liga Freier Terraner. Wenn er erklärte, Demeter solle aufgrund eines Regierungsbeschlusses aus der Halle entfernt werden, dann mußte er annehmen, daß Hamiller die Wahrheit sagte.
„In der Nähe von Durban befindet sich eine große wissenschaftliche Forschungsstation, die jetzt wieder in Betrieb genommen werden soll. Mein Ministerium führt diese Anlage, die wie keine andere dazu geeignet ist, alles zu untersuchen, was mit Demeter zusammen-hängt."
Das entsprach nicht ganz den Tatsachen. Payne Hamiller hatte die ursprünglich private Forschungsstätte durch ministeriellen Beschluß in Beschlag genommen. Da der Eigentü-mer der Anlage sich noch nicht gemeldet hatte, hatte niemand Einspruch erhoben.
„Wir sind inzwischen ein gutes Stück weitergekommen", berichtete Matzlew, der durch-aus nicht damit einverstanden war, daß die Forschungsarbeiten verlagert wurden.
Er fürchtete, daß man ihm Demeter aus den Händen nehmen würde. Er ließ sich jedoch sei-nen Unmut nicht anmerken.
„Berichten Sie", bat Hamiller, während sie in den Gang schritten, der zu den unterirdischen Anlagen führte.
„Wir wissen, daß das Erhaltungsfeld der Demeter tatsächlich positronisch gesteuert wird. Wahrscheinlich haben wir keine Möglichkeiten, den Schrein zu öffnen. Das müßte durch einen von außen kommenden Impuls geschehen, der den Willen Demeters anspricht und bei ihr einen Erweckungsimpuls auslöst."
„Dann wäre Demeter vollkommen sicher im Schrein?"
„Ziemlich sicher", korrigierte Matzlew. „Wenn wir den Schrein öffnen würden, dann wür-den wir nicht nur Normalenergien freisetzen, sondern auch solche des übergeordneten Raumes. Darüber hinaus aber spielen vermutlich auch n-dimensionale Zeitfaktoren auf psionischer Ebene eine Rolle. Sie machen alles noch viel komplizierter."
Hamiller blieb
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