0864 - Friedhof der Vampire
durch Nebelschleier glaubte er eine riesige Halbkugel zu erkennen. Er raste darauf zu und sofort wieder zurück. Dabei erfüllte ihn ein entsetzlicher Schmerz. Wie Feuer brannte es in seinen Nervenbahnen und wurde immer stärker und unerträglicher.
Dann spie das Weltentor ihn wieder aus. Aber nicht an seinem Ziel, nicht im Château Montagne, sondern dort, woher er gekommen war - auf der Fläche vor dem Friedhof der Vampire!
Er krümmte sich vor Schmerzen und sah wie durch einen Schleier, wie das künstliche Tor sich wieder schloss. Es hatte seine Schuldigkeit getan und Zamorra transportiert. Wenn auch nicht so, wie dieser es geplant hatte.
Nur langsam wich der Schmerz. Mühsam versuchte Zamorra sich aufzurichten. Beim fünften Mal klappte es endlich, und er stand schwankend da und kämpfte um sein Gleichgewicht. Der Schmerz floss nach unten aus ihm heraus, und nach einer geschätzten Viertelstunde war er endlich wieder 22 einigermaßen klar. Aber er fühlte auch, dass das Weltentor ihn Kraft gekostet hatte.
Immerhin konnte er jetzt wieder einigermaßen denken. Die M-Abwehr hatte ihn zurückgeschleudert. Aber warum?
Davon waren doch nur schwarzmagische Wesen betroffen. Zu denen gehörte er aber nicht!
Oder… ?
Er fasste nach seinem Hals, nach dem Bissmal. Er konnte es kaum noch fühlen. Aber er wusste, dass es noch da war.
Er begriff.
Teri hatte ihn mit ihrem Biss zum Vampir gemacht.
Also war es doch kein Alb träum, wie er zuerst gedacht hatte. Denn sonst hätte die M-Abwehr um Château Montagne nicht zurückgeschleudert.
Das hieß aber, dass auch Teri eine Vampirin war! Eine, die lebte und nicht auf dem Friedhof in einer Gruft lag.
Wer hatte sie zur Vampirin gemacht und hierher geholt?
Er ging zur Mauer und lehnte sich an eine der beiden Torsäulen.
Was sollte er jetzt tun? Und, vor allem, wie wurde er den Vampirkeim wieder los?
***
Anglesey ist eine kleine Insel im Norden von Wales. Die Waliser nennen sie in ihrer keltischen Sprache Mona. Auf dieser Insel gibt es den Ort mit dem längsten Namen der Welt - Llanf airpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllandysiliogogogoch. Die Übersetzung ist noch etwas länger: »St. Mary's Kirche am Teich mit dem weißen Haselbusch über dem Strudel und bei St. Tysilio's Kirche in der Nähe der roten Höhle«.
Aber nicht dort, sondern an einer abgelegenen Stelle im Wald, auf einer kleinen Lichtung nahe einem zum Fischfang einladenden Gewässer, befand sich die kleine Hütte des Silbermond-Druiden Gryf ap Llandrysgryf. Und genau hier kam Nicole zwischen Regenbogenblumen an.
Direkt neben diesen großen Transportpflanzen lag eine der seltsamen Blumen am Boden!
»Hier also auch«, murmelte Nicole. »Ich hab's mir fast gedacht…«
Vorsichtshalber zerstrahlte sie auch diese Blume. Dann ging sie auf die Blockhütte zu, klopfte an und trat dann nach einer Wartezeit von zehn Sekunden ein.
Der Raum war sehr schlicht eingerichtet. Ein paar Bücher in einem Wandregal, ein Telefon, dessen Rufnummer nirgendwo auf der Welt verzeichnet war, weil es keinen offiziellen Anschluss gab und das Gerät nur mittels Magie funktionierte, und ein großes, bequemes Bett aus übereinanderliegenden Fellen. Von Gryf selbst war nichts zu sehen, aber auf dem Bett räkelte sich Teri Rheken und gähnte ausgiebig.
»Wer stört den Schlaf der Vampire?«, fragte sie müde. »Wir kaufen nichts an der Tür und erschlagen jeden dritten Vertreter. Der Zweite ist gerade gegangen.«
Sie rieb sich die Augen. »Nicole? Komm morgen wieder. Ich bin müde und will schlafen.«
»Den Schlaf der Vampire?«, griff Nicole ihre ersten Worte misstrauisch auf. Zugleich versuchte sie mit ihrem Para-Sinn etwas Vampirisches oder Schwarzmagisches an der Druidin zu erkennen. Aber da war nichts.
Etwas erleichtert atmete sie auf.
»Du wirst nicht gehen, oder?«, vermutete Teri. Sie setzte sich auf, nackt bis auf ihr goldenes Stirnband mit dem Silbermondsymbol. Wie so oft bewunderte Nicole ihren schönen Körper, wenngleich sie selbst sich auch nicht zu verstecken brauchte.
Sie setzte sich neben die Druidin. »Eigentlich hatte ich damit gerechnet, Gryf hier zu finden. Er sollte mir sagen, wo du steckst. Dass du selbst hier bist, vereinfacht die Sache.«
»Er ist unterwegs, Vampire pfählen und hübsche Mädchen verführen«, erklärte Teri. »Ich warte hier darauf, dass er zurückkommt. Wie kann ich dir helfen?«
»Sagt dir der Begriff Friedhof der Vampire etwas?«
Teri schüttelte den Kopf und strich sich durch das
Weitere Kostenlose Bücher