0864 - Friedhof der Vampire
hüftlange Haar, das nicht blond, sondern golden war. »Nie gehört. Sollte ich es?«
»Eigentlich schon. Hast du schon mal so was gesehen?« Nicole zeigte ihr die Blume, die sie mitgebracht hatte.
»Auch nicht. Sieht seltsam aus, nicht? Irgendwie nicht irdisch. Woher stammt sie?«
Nicole erzählte ihr, was sie von Zamorra wusste. Von der seltsamen Welt, in der es unter einem düsteren Abendhimmel ein ganzes Feld dieser Blumen gab, davon, dass Zamorra dorthin versetzt worden war, weil er eine der Blumen bei sich trug. Und von seinem Traum, in dem er Teri im Badezimmerspiegel gesehen hatte.
»Das klingt alles ziemlich verrückt«, sagte die Druidin. »Wenn mir das jemand anderes sagen würde, würde ich ihm den Vogel zeigen und ihn rauswerfen. Aber du erzählst mir ja keine Märchen. - Oder?« Ihre Augen wurden schmal; misstrauisch sah sie Nicole an.
»Es ist die Wahrheit«, sagte die Dämonenjägerin leise. »Wo warst du in der vergangenen Nacht, wo warst du gestern morgen?«
»Was glaubst du wohl, warum ich so müde bin? Ich war drei Tage und Nächte lang in Indien und habe Messingableger des Kobradämons Ssacah dezimiert. Ihr habt ja letztens mit dem wieder mal erweckten Dämon zu tun gehabt, nicht wahr?« [2]
»Woher weißt du das?«
»Manche Dinge sprechen sich in unseren Kreisen schnell herum. Ich dachte, ich könnte auf diese Weise auch etwas tun, damit der Kobradämon nicht ganz so schnell zurückkommt. War eine anstrengende und heiße Jagd. Schließlich bin ich heute hierher zurück, aber Gryf war fort, hat mir nur eine Nachricht hinterlassen, dass er mal wieder auf Jagd ist. Da habe ich mich hingelegt und versucht, mich auszuschlafen. Aber Pustekuchen. Mademoiselle Duval geruhen aufzukreuzen und mich mit einer aberwitzigen Geschichte zu wecken.«
»Kannst du mir helfen?«
»Nein. Hm, was soll ich tun? Sag schon! Je eher wir es hinter uns bringen, desto eher kann ich weiterschlafen.«
»Wie jetzt, nein oder ja?«
Teri verdrehte die Augen.
»Also gut«, sagte Nicole. »Ich habe einen Plan…«
***
Während die Amazone darüber nachdachte, wie sie zurück in die Hölle und zu ihren Gefährtinnen - und natürlich auch zu ihrer Herrin Stygia - kommen konnte, machte sie noch einmal eine allerletzte Runde von Regenbogenblumen zu Regenbogenblumen und stellte fest, dass einige fehlten oder verbrannt, worden waren. Sie ersetzte sie, indem sie die letzten Blumen verteilte, die sie noch bei sich hatte.
Dabei hoffte sie, dass Stygia sie bald wieder zu sich holte. Denn sie wusste nicht, wo sich ein Weltentor befand, das sie in die Hölle brachte, und ob sie es überhaupt erreichen konnte.
Ihre letzte Station bei der Restverteilrunde war noch einmal die Hütte des Druiden Gryf auf Anglesey. Hier war die Blume von vorhin ebenfalls verschwunden. Alles sah danach aus, als wäre jemand unterwegs wie sie, aber mit der Absicht, die Blumen unschädlich zu machen!
Sie legte die Letzte ab und…
***
Zamorra beschloss, noch einen weiteren Versuch mittels eines Weltentors zu machen. Gestern hatte es ja auch funktioniert! Da er jetzt aber den Vampirkeim in sich trug, musste er einen Platz wählen, der nicht weißmagisch abgeschirmt war.
Die Zufahrtstraße zum Château, außerhalb der Schutzkuppel. Dort konnte er sich irgendwie bemerkbar machen und William bitten, die Abschirmung für einen Moment zu öffnen, dass er hindurchschlüpfen konnte.
Dann konnte er in Ruhe überlegen, wie er den Vampirkeim wieder loswurde. Die Waldhexe Silvana in Brasiliens Regenwald fiel ihm ein, die einst auch Nicole befreit hatte, als diese zur Vampirin wider Willen gemacht worden war. Seither war Nicole gegen den Keim immun.
Aber Silvana war weit weg, und es gab in ihrer Nähe keine Regenbogenblumen. Dorthin zu reisen und dann auch noch nach ihr suchen zu müssen, war eine langwierige Sache. Es konnte Tage oder Wochen dauern.
Wem er derzeit auf gar keinen Fall begegnen durfte, war der Druide Gryf. Der hasste Vampire abgrundtief und würde wohl auch nicht zögern, seinen Freund Zamorra zu pfählen. Daran war diesem allerdings absolut nicht gelegen.
Nun, über all das konnte er sich Gedanken machen, wenn er sich wieder in Château Montagne befand. Vielleicht konnte ihm auch der Computer weiterhelfen. »Wer sucht, der findet«, brummelte er vor sich hin und konzentrierte sich darauf, ein neues Weltentor zu erzeugen.
Und diesmal klappte es mit dem Durchgang.
***
»Zamorra hat dich in seinem Traum gesehen«, sagte Nicole. »Auf
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