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0865 - Auf ewig verflucht?

0865 - Auf ewig verflucht?

Titel: 0865 - Auf ewig verflucht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war irritiert. Wahrscheinlich wollte er nicht begreifen, daß es jemand gab, der keine Angst vor ihm hatte, deshalb auch sein Zögern, das er aber überwand. Dann glitt er auf mich zu. Ganz vorsichtig. Seine starren Totenaugen bewegten sich dabei. Er suchte nach der Falle und zugleich nach der Lösung.
    Wohin?
    »Weiter… weiter…« lockte ich ihn. »Mein Blut wird dir sicherlich schmecken.«
    Das war eine Dramaturgie, wie sie kein Regisseur besser hätte herbeiführen können. Die düstere Gestalt gab zischende Geräusche von sich, sie schaute sich um, und sie sah zu, daß sie mehr an den dunklen Stellen der Halle blieb.
    Ich wartete noch immer. Hinter mir flüsterte Dorani etwas, auf das ich nicht achtete. Der Vampir war wichtiger - und natürlich seine Reaktion.
    Er sprang.
    Mit einem Satz wollte er die Distanz zu mir überwinden. Ein heller »Reflex« wischte durch die Luft, und im nächsten Augenblick gab der Blutsauger einen gurgelnden Schrei ab.
    Er hatte mein Kreuz gesehen. Es schaute aus meiner Faust hervor, und dieser Anblick stoppte ihn.
    Tatsächlich fiel er vor mir und dem Kreuz auf die Knie, nur aus anderen Motiven, als es normalerweise ein gläubiger Mensch tat.
    Er wollte nicht hinschauen. Er heulte. Er bog den Oberkörper vor und machte sich so klein wie möglich. Ich sah auf seinen runden Rücken, auch dann noch, als ich neben ihm stehenblieb und ihm einen Tritt in die Seite versetzte.
    Vampire spüren keine körperlichen Schmerzen, wenn sie nicht durch bestimmte Waffen angegriffen werden. So war es auch hier. Er tat nichts, erst beim nächsten Tritt, den ich härter geführt hatte, geriet er aus seiner Lage und prallte auf den Rücken.
    Inzwischen hatte mich auch der Pfarrer erreicht. Kopfschüttelnd blieb er neben mir stehen. »Keine Fragen jetzt«, flüsterte ich ihm zu. »Unser Freund da vorn ist wichtiger.«
    »Wie Sie meinen.«
    Der Blutsauger lag zwar auf dem Rücken, aber er hatte die Beine angewinkelt, als wollte er sie im nächsten Moment vorschnellen lassen und mir einen Tritt verpassen. Auch mit den Armen stützte er sich nicht ab. Er hielt sie als Deckung vor sein Gesicht, der Anblick des Kreuzes war für ein Wesen wie ihm eine grausame Folter.
    Ich wußte auch, daß Vampire reden konnten. Sie verstanden einen Menschen, auch wenn kein Blut in ihren Adern floß. Das hatte ich schon des öfteren erlebt, das würde hier auch nicht anders sein, und deshalb sprach ich ihn an.
    »Du weißt, daß ich das Kreuz habe. Deine Existenz liegt in meiner Hand. Ich kenne deine Angst vor dem Kreuz, und weil ich sie kenne und sie steigern kann, wirst du mir jetzt einige Fragen beantworten. Hast du das verstanden?«
    Als Antwort grunzte er uns irgend etwas entgegen. Darum kümmerte ich mich nicht. Ich wollte erst seinen Namen wissen.
    »Matteo.«
    Ich schaute den Pfarrer an. Der begriff, was ich wollte und hob nur die Schultern. »Nie gehört.«
    »Gut. Wer bist du sonst noch?«
    »Blut!« keuchte er…
    »Wer bist du? Was ist passiert?«
    »Das Gesicht!« flüsterte er rauh. »Das Gesicht. Ich liebe das Gesicht. Ich werde das Blut…« Er brabbelte etwas vor sich hin, und ich sah ein, daß ich bei ihm nichts erreichte. Das wußte auch mein Begleiter Ernesto. »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Da gibt es mehrere Möglichkeiten.«
    »Sie tragen eine Beretta mit Silberkugeln und…«
    »Nein, nicht sie. An ihn brauchen wir keine Kugel zu verschwenden. Es gibt da andere Möglichkeiten.«
    »Das Kreuz?«
    »Auch. Wir können ihn aber auch draußen vor die Tür in das Licht der Sonne legen.«
    »Da würde er qualvoll verenden.«
    Ich mußte lächeln, als ich die Worte hörte. Sie waren für Ernesto typisch. Sie klangen auch sehr menschlich, aber eine Menschlichkeit konnte ich bei einem Wesen wie dem Blutsauger vergessen.
    »Ich werde das Kreuz nehmen«, sagte ich.
    Der Pfarrer schaute zu. Er sah aus wie jemand, der überlegte, ob er beten sollte oder nicht. Er ließ es bleiben, nicht für einen Blutsauger, der das von der Kette herabhängende Kreuz als einen silbrigen Reflex über sich sah.
    Er schrie noch, er streckte auch die Arme entgegen, als wollte er es abwehren. Dann fiel ihm ein, daß er es nicht berühren durfte, und seine Hände zuckten zurück.
    Der Weg zum Gesicht war frei!
    Das Kreuz landete genau auf seiner Stirn.
    Ein grauenhafter Schrei irrte durch die Halle und tanzte über die kahlen Wände hinweg, so daß mehrere Echos unsere Ohren trafen. Der Schrei war einfach furchtbar, und es übertönte

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