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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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seinem Lieblingsplatz im Garten von Château Montagne und unterhielt sich mit seinem besten Freund, dem uralten Baum, gegen dessen Rinde er lehnte.
    Eine eigenartige Unruhe erfüllte ihn seit Kurzem, immer wieder schweifte er vom Thema ab. Sein Freund rügte ihn schon zum wiederholten Male, dass er mit seinen Gedanken überall sei, bloß nicht bei ihm.
    »Irgendetwas passiert heute noch«, murmelte Fooly vor sich hin.
    Wie meinst du das?, verlangte der Baum zu wissen.
    »Ich weiß es nicht genau«, erklärte der Drache. Er stand auf - was bei seiner beträchtlichen Masse gar nicht so leicht war streckte sich zu seinen vollen einszwanzig Körpergröße und begann, langsam um den Baum herumzugehen.
    »Weißt du, es ist nur so ein Gefühl, dass etwas Unvorhergesehenes passieren wird. Begründen kann ich es nicht, weder mit Logik noch mit Magie.«
    Er hob die vierfingrigen Hände, um seine Ratlosigkeit zu demonstrieren. Dabei fuhr er die Krallen mehrere Male ein und aus.
    Ich weißwas du meinst , sagte sein borkiger Freund langsam. Er besaß ein anderes Zeitgefühl, deshalb dauerte ein Gespräch mit ihm immer etwas länger. Dieses Gefühl haben wir Bäume immer dann, wenn einer von uns ermordet wird.
    »Du meinst gefällt?«
    Ich meine heimtückisch ermordet!
    Fooly verstand ihn. Schließlich konnten Bäume nicht auf ihren Wurzeln vor den Holzfällern davonrennen. Die Vorstellung, dass es jemand aus dem Château ebenso ergehen sollte wie den Bäumen, erschreckte den Drachen.
    Er verabschiedete sich von dem alten Baum und versprach, so bald wie möglich wieder zu einer Plauderstunde zu kommen.
    Erst während des Rückwegs kam er auf die Idee, die Lage im Château telepathisch zu erkunden. Es war keine richtige Telepathie, sondern die Drachenversion, aber für Foolys Zwecke reichte sie völlig aus.
    »Was ist nur mit mir los?«, schimpfte er im Selbstgespräch. »Heute ist wohl nicht mein Tag.«
    Er konzentrierte sich auf die Gedankenimpulse seiner Mitbewohner und erschrak.
    »Der Chef ist in Gefahr!«, stieß er hervor, als er an der Marmortreppe stand, die zu den großen Hintertüren führten. Dann beeilte er sich, so schnell wie möglich in die Küche zu gelangen. In diesem Fall war er zu Fuß schneller, als wenn er fliegen würde, was innerhalb des Gebäudes ohnehin seiner Flügelspannweite wegen auf Schwierigkeiten stieß.
    Er quetschte seine überfette Figur durch den Eingang und an der Treppe vorbei nach rechts. An der Küchentür angekommen, stellte er fest, dass etwas sie von innen blockierte.
    Fooly warf sich mit aller Kraft dagegen.
    Schließlich stolperte er hinein, über die am Boden liegende Madame Ciaire hinweg und dem Professor genau vor die Füße.
    Im ersten Augenblick bemerkte Fooly, dass es unnatürlich dunkel in der Küche war. Dann fiel ihm auf, dass das Atmen unglaublich schwerfiel.
    Blaue Blitze zuckten aus Zamorras Fingerspitzen und umhüllten ein dunkles Geschöpf, das der Jungdrache nicht kannte.
    Der Tintendämon entzog der Luft um Zamorra herum den Sauerstoff. Der Meister des Übersinnlichen wankte und versuchte, aus der Küche zu gelangen. Er nahm gar nicht richtig wahr, dass Fooly auftauchte.
    Seine Lungen wollten schier zerspringen.
    Er wollte nur noch fort von hier.
    Die Blitze seines Bannzaubers wurden beständig weniger, bis sie ganz ausblieben. Zamorra hatte einfach nicht mehr die Kraft, sich gegen den Angriff des Tintendämons zu wehren.
    ***
    In der kurzen Zeit seiner Existenz hatte der Tintendämon unheimlich viel gelernt. Er hatte die Gedanken von William und Ciaire in sich hineingesogen, abgespeichert und war sogar in der Lage, das neu erworbene Wissen richtig anzuwenden.
    Informationen zu sammeln, war das Vordringlichste, wenn er überleben wollte.
    Er ärgerte sich über den Mann mit der funkelnden Silberscheibe. Wäre er nicht aufgetaucht, hätte der Dämon noch mehr Wissen aus der dicken Frau aufgenommen.
    Der Trick war genial, die Silberscheibe von ihm weg zu senden. Der Dämon hatte wohl bemerkt, dass eine große Kraft in der Scheibe steckte. Nur war es dem Mann nicht gelungen, diese Energie zu aktivieren.
    Der Mann namens Zamorra besaß große magische Fähigkeiten, aber gegen den Dämon kam er damit nicht an. Die blauen Blitze schmerzten unheimlich, aber schlussendlich würde er sie aushalten und danach umso mehr triumphieren. Zamorra sollte erst seine ganze Energie verschwenden, dann würde ihn das Kunstwesen auch gedanklich aussaugen.
    Er wurde immer stärker und

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