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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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hinter dem Rücken verbergend.
    Im ersten Moment hätte sie fast geschmunzelt, als sie in drei Meter Entfernung einen riesigen, dreidimensionalen Tintenklecks sah. Sie wollte schon befreit in Lachen ausbrechen, als sie erkannte, dass es sich nicht schon wieder um einen Streich von Fooly und Rhett handelte.
    Das Wesen verströmte Dunkelheit, wo es sich befand. Es schien alles Licht in sich hineinzusaugen.
    Äußerlich wirkte Ciaire ruhig, aber in ihr tobte ein Sturm.
    Kaltblütig stellte sie das Gebläse der Dunstabzugshaube niedriger, dann sagte sie laut und schrill: »Visofon.«
    Die Anlage funktionierte sowohl auf Tastatureingabe als auch auf Zuruf.
    »Akustik auf Maximum!«, rief Madame Ciaire. »Rundruf an Professor Zamorra! Notfall in der Küche! Sofort kommen!«
    Das Wesen kam näher.
    »Was soll das?«, fragte es mit kaum verständlicher Stimme. »Was bedeutet das?«
    »Ich habe den Chef gerufen«, antwortete Ciaire.
    »Chef?«, echote das Wesen verständnislos. »Brauche keinen… Chef. Will nur deine Gedankenenergie…«
    Zuerst glaubte Ciaire, sich verhört zu haben, aber nach wenigen Sekunden wurde ihr klar, was die Worte bedeuteten.
    Das schwarze Wesen wollte sie töten!
    Sie wich bis an den Herd zurück, den Schaschlikspieß immer noch in der Hand haltend. Da erst kam ihr zu Bewusstsein, dass sie nicht wehrlos war.
    »Wer bist du überhaupt?«, fauchte sie ihn an. »Was habe ich dir getan? Warum hast du es auf mich abgesehen?«
    »Du bist… am falschen Ort zur falschen Zeit«, antwortete der Schwarze.
    Ansatzlos rammte ihm Ciaire den Spieß in Brusthöhe in den Leib. Ein Gurgeln ertönte, das sie als Stöhnen interpretierte.
    Das Eisen wurde sofort glühend heiß. Ciaire stieß einen Schmerzensschrei aus, zog die Hand blitzschnell zurück und blickte ungläubig auf den rot lohenden Spieß.
    »Das gibt's doch nicht!«, hauchte sie verzweifelt. Sie hielt die rechte Hand unter die linke Achsel, als könne sie so die Schmerzen besser aushalten.
    Der Spieß wanderte äußerlich sichtbar innerhalb des Wesens nach unten und fiel klirrend auf die Fliesen. Er besaß wieder seine normale Farbe und glühte nicht mehr auf.
    Das Gurgeln erklang erneut und Ciaire wusste nun, dass der Dämon sie auslachte. Dafür hasste sie ihn grenzenlos.
    »Machen wir dem ein Ende«, brummte der Dunkle. »Es langweilt mich.«
    Und dann stand er direkt vor ihr.
    Die Schwärze füllte Claires gesamtes Blickfeld aus. Sie befürchtete, dass es das Letzte war, was sie in ihrem Leben sehen würde.
    ***
    Stygia überlegte. Der Spion glaubte fest an das, was er gesehen haben wollte. Aus seiner Sicht war es die Wahrheit. Und wenn Stygia es nicht besser gewusst hätte, hätte sie ihm wohl sogar geglaubt.
    So, wie Lucifuge Rofocale ihm geglaubt hatte!
    Natürlich hatte er es nicht für nötig gehalten, das zu überprüfen. Denn als der Spion ihm berichtete, hatte er ja noch nicht gewusst, was für eine Show Stygia kurz darauf abziehen würde.
    Sie musste unbedingt herausfinden, was hinter diesem absoluten Widerspruch steckte!
    Eine Weile überlegte sie, dann traf sie eine Entscheidung. Nach kurzer Suche fand sie in Roanne einen öffentlichen Fernsprecher, den sie mit Magie so manipulierte, dass das Telefonieren sie nichts kostete.
    Sie veränderte ihre Stimme, um nicht erkannt zu werden, und wählte Château Montagne an. Wenn jemand etwas wissen musste, dann jemand aus dem Château!
    Es dauerte paar Sekunden, bis sich eine genervte Stimme meldete. »Ja…?«
    Sie war sicher, dass sie diese Stimme schon einmal gehört hatte.
    »Ich hätte gern Professor Zamorra gesprochen. Persönlich«, drängte Stygia.
    »Am Apparat. Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
    Sie glaubte in einen endlosen Abgrund zu stürzen. Und wie sie diese Stimme kannte!
    Es war Professor Zamorra!
    ***
    Nicole Duval, Zamorras Lebensgefährtin, Sekretärin und Partnerin im Kampf gegen die Dunkelmächte, verließ das Fitness-Center im ersten Stock von Château Montagne. Sie hatte erst trainiert, danach ein paar Erfrischungsrunden im Swimmingpool gedreht und den Übungsschweiß vom Körper gespült, und fühlte sich jetzt gleichzeitig fertig und zufrieden.
    Sie hörte Williams Rundruf über die Visofonanlage, als sie die Tür zuschloss.
    »Professor…?«
    Nur wenige Sekunden später meldete sich Zamorra: »Was ist los, William?«
    Danach herrschte Stille. Bestimmt hatten beide nur aus Versehen den Rundruf aktiviert.
    Nicole schüttelte den Kopf und zog sich in ihren Privatbereich

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