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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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er mit leiser, dennoch verständlicher Stimme. »Ich meine es nur gut mit dir.«
    »Warum sollte ich auf dich hören?«, fragte Rhetts Geschöpf. »Und wer bist du überhaupt?«
    »Mein Name ist Raffael Bois«, antwortete der Geist von Zamorras verstorbenem Diener. »Ich war lange Jahre Gehilfe des Schlossherren. Ich habe mein Leben geopfert, um das von Sir Rhett Saris zu retten.«
    »Rhett? Der Schöpfer?« Mit einem Mal war der Dämon aufgeregt.
    »Genau, Sir Rhett Saris hat dich geschaffen«, bestätigte Raffael. Seit seinem Tod war er mehr denn je »der gute Geist von Château Montagne«, wie er oft zu Lebzeiten genannt worden war. Seither spukte er manchmal durch seine einstige Wirkungsstätte, sorgte für Ordnung oder half hier und da aus. Er hatte sich immer gegen eine Pensionierung gesträubt, und er konnte auch nach seinem Tod nicht von seiner einstigen Arbeit lassen.
    Raffael Bois wusste fast alles, was im und ums Château herum geschah. Das war damals schon so gewesen, als er noch unter den Lebenden geweilt hatte. Aber das konnte der Dämon natürlich nicht wissen.
    »Ich warne dich noch einmal davor, weiter in die Katakomben des Châteaus vorzudringen. Es würde dich umbringen.«
    »Dann bist du außer dem Schöpfer der Einzige, der nicht versucht, mich zu vernichten«, entgegnete der Dämon. »Und der Schöpfer hat keinen Einfluss bei den anderen.«
    »Das würde ich so nicht sagen, namenloser Tintenklecks«, antwortete Raffael. »Mit deinem Schöpfer, das ist eine komplexere Angelegenheit…«
    »Erzähl sie mir ein anderes Mal, Diener Raffael«, bat der Dämon. »Kann sein, dass wir uns einmal wiedersehen. Ich muss jetzt wirklich weiter, ehe sie mich einholen.«
    »Bitte, sei vorsichtig. Sie wird das nicht zulassen«, sagte Raffael Bois, als er sah, dass der Dämon zerrann, um unter die Türritze zu fließen. Der ehemalige Diener bewegte sich im Sitzen fort von der Tür.
    »Wer ist Sie?«, fragte das Tintenwesen. Es hatte wohl bemerkt, dass Raffael zur Seite schwebte.
    »Du wirst die Katze gleich kennenlernen«, sagte der Geist geheimnisvoll.
    Und dann kam Sie auch schon.
    Durch die Tür hindurch.
    ***
    Zamorra sah sich auf dem Korridor vom 1. Stock um. Von Dr. Bonmirelle war nirgendwo etwas zu sehen. Entweder hatte er sich im Fitnesscenter, in einem der Abstellräume oder in einem Zimmer des Gästetrakts verkrümelt, oder in einem der schmalen Räume im Nord- oder Südturm. Irgendwie konnte Zamorra sich das aber nicht so richtig vorstellen.
    »Visofon«, verlangte der Parapsychologe. »Komplettüberwachung!«
    Der Monitor des Korridorgeräts wurde hell. In rascher Folge zeigte die Anlage ihm jeden Korridor und jeden Raum an, in welchem sich eines der Geräte befand. Also überall, wo das Château bewohnt war. Und das waren verdammt viele Räume. Zamorra war immer wieder froh, dass er dafür keinen Euro hatte bezahlen müssen; der Wert der Anlage erreichte seiner Schätzung nach fast die fünfte Null hinter der Eins. Mit den Jahren war die Technik und auch die darin steckende Software sicher im Preis gesunken, dürfte aber immer noch ungeheuer teuer sein. Damals, als Olaf Hawk diese Anlage und auch das Computersystem installiert hatte - auch der Rechner war über die Monitore ansprechbar - hatte
    Tendyke Industries alles zur Verfügung gestellt. Robert Tendyke war in diesen Dingen schon immer sehr großzügig gewesen…
    Da war etwas! Beziehungsweise jemand!
    »Stopp!«, befahl Zamorra.
    In der Tat war da Bonmirelle! Und ausgerechnet in Zamorras großem Schlaf räum!
    »Das ist doch an Frechheit nicht mehr zu überbieten!« Der Schulpsychologe betrachtete gerade interessiert das große Bett, das als Zamorras und Nicoles »Spielwiese« fungierte, wenn seine Gefährtin nicht gerade aus irgendwelchen Gründen ihre eigenen Räumlichkeiten vorzog.
    »Na warte, Freundchen«, knurrte Zamorra. »Jetzt bist du nicht nur fällig, sondern baufällig!«
    Er eilte die Treppe hinauf - und suchte erst einmal sein Arbeitszimmer im Nordturm auf. Dort holte er seinen Dhyarra-Kristall aus dem versteckten Wandtresor und aktivierte ihn. Er konzentrierte sich gedanklich auf das, was der Kristall für ihn tun sollte, nämlich ihm erheblich mehr Körperkraft zu verleihen. Ein etwas schwieriges Unterfangen, weil diese eher abstrakte Tätigkeit in seinen Gedanken bildhaft dargestellt werden musste, aber es gelang ihm. Er hatte schon früher solche Aktionen durchgeführt.
    Nun machte er sich auf den Weg zu seinem

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