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0865 - Kosmische Irrfahrt

Titel: 0865 - Kosmische Irrfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Menschenkenntnis genug, um aus einer Stimme die Gefühle des oder der Sprechenden herauszuhören. Ein durchschnittlicher Mensch hätte ihn nicht täuschen können.
    Inzwischen hatten sich Mikes Augen so gut an die Dunkelheit gewöhnt, daß er alles, was sich im Umkreis von hundert Metern von der Visiphonzelle befand, wie bei Tageslicht sah. Deshalb entdeckte er die Unregelmäßigkeit an der Silhouette eines starken Baumstamms. Etwas ragte über die von ihm aus gedachte Seitenlinie des Stammes hinaus: ein geschwungener Vorsprung in etwa anderthalb Meter Höhe.
    Die Hälfte eines humanoiden Kopfes!
    Mike lächelte. Lautlos schlich er durch Gras, Unterholz und Disteln.
    Dann befand er sich nur noch fünf Meter von dem betreffenden Baum entfernt - und stellte verblüfft fest, daß die Person, deren Kopf er vorhin zur Hälfte gesehen hatte, von ihm unbemerkt fortgegangen war.
    „Mister Rhodan?"
    Mike wirbelte herum, duckte sich und griff nach dem Paralysator. Aber er zog die Waffe nicht aus der Halfter, denn er sah, daß die Frau, die wenige Meter vor ihm stand, keine Waffe trug.
    Er richtete sich auf.
    „Miß Varenczy, Sie scheinen eine Vorliebe für Katz- und Mausspiele zu haben!"
    „Katz?" fragte die dunkle Stimme und klang noch fremdartiger als vorher durchs Visiphon. „Maus?"
    Mike winkte ab und trat dicht an die Frau heran. Er lauschte dabei nach hinten und nach den Seiten, um nicht unangenehm überrascht zu werden.
    Da gab eine dunkle Wolke den Mond frei - und Mike konnte ihr Gesicht sehen!
    Der Anblick verschlug ihm den Atem.
    Er sah ein edel geformtes Gesicht mit gerader schmalrückiger Nase, leicht mandelförmigen dunkelgrünen Augen und dezent-sinnlich geschwungenen Lippen, er sah bronze-farbene Haut und ein glatt zurückgekämmtes und im Nacken eingefaßtes Haar, das im Mondlicht gleich gediegenem Silber gleißte. Ihre Kleidung bestand aus einer einfachen schwarzen Kombination, dunkelroten Wadenstiefeln und einem dunkelroten Gürtel.
    „Eine feststehende terranische Redewendung, Miß Varenczy", sagte er mit belegter Stimme. „Vergessen Sie es. Ich bin froh, daß ich Sie nicht abgewiesen habe."
    Dun ja Varenczy lächelte und zeigte dabei makellose weiße Zähne.
    Alter zwischen fünfundzwanzig und dreißig! überlegte Mike. Huma-noid, aber wohl kaum auf der Erde geboren. Und für Männer so gefährlich wie Feuer für ein Strohdach.
    „Ich bin Ihnen ja so dankbar, Mister Rhodan", sagte die Frau. Ihr Lächeln erlosch. Ihre Augen schimmerten feucht.
    „Was in meiner Macht steht, werde ich tun, um Ihnen zu helfen!" versicherte Mike impulsiv.
    „Ich bitte Sie darum, an der Expedition mit der BASIS teilnehmen zu dürfen", sagte Dunja Varenczy.
    Die leichte Vernebelung von Mikes Verstand, hervorgerufen durch physiologische Vorgänge, die wiederum durch Gestalt, Stimme und Bewegungen der Frau ausgelöst worden waren, zerriß.
    Mit einemmal übte Dunja Varenczy keinerlei sexuellen Reiz mehr auf Michael Rhodan aus, sondern erregte ausschließlich sein Mißtrauen. Da sein Verstand aber inzwischen wieder klar war, wurde er sich des extremen Pendelausschlags nach der anderen Seite bewußt und unterdrückte das Übermaß an Mißtrauen.
    „Das ist verständlich, Miß Varenczy", sagte Mike kühl. „Es gibt Hunderttausende von Menschen, die die Expedition mit der BASIS gern mitmachen würden. Sie werden verstehen, daß wir nicht nur nach dem Kriterium des persönlichen Interesses gehen dürfen, sondern bestimmte strenge Maßstäbe bei der Auswahl der Expeditionsteilnehmer anlegen müssen." ,„Sie wollen mich also nicht mitfliegen lassen, Mister Rhodan?" fragte die Frau enttäuscht.
    Mike lächelte.
    „Sie sind eine sehr interessante Frau", sagte er. „Warum sollte ich Sie mit der BASIS wegfliegen lassen, wenn ich aller Voraussicht nach daheim bleiben werde?"
    Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu, dann straffte sich ihre Haltung - offensichtlich in der Erkenntnis, daß Michael Rhodan den Spieß umgedreht hatte und seinen Charme ausspielte.
    „Sie weichen aus!" stellte sie fest.
    Mike schüttelte den Kopf.
    „Seien Sie bitte nicht naiv, Miß Va-renczy. Wenn ein Arzt einen Patienten operiert, muß er ihn vorher so gut kennenlernen wie sich selbst. Genauso ist es mit dem Personal für eine derart wichtige Mission. Ich weiß ja nicht einmal, welche Staatsbürgerschaft Sie haben. Sicher nicht die der Liga Freier Terraner? Übrigens sollte das uns nicht entzweien. Wenn Sie möchten, nennen Sie mich Roi. Als Oberster

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