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0866 - Die Herrin der Raben

0866 - Die Herrin der Raben

Titel: 0866 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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ließ. Er winkte ihnen sogar zu, bevor er wieder im Himmel verschwand.
    Im Hinterzimmer einer schummrigen Kaschemme: Der Fürst der Finsternis betrachtete angelegentlich seine Fingernägel. Er war mehr als zufrieden. Mit seiner Aktion bewirkte er zwar, was er ursprünglich mit allen Mitteln vermeiden wollte: Er half der Hexe Theresia Maria, die früher oder später ebenfalls ein Opfer der Pestdämonin geworden wäre.
    Aber die Svantevit-Sache war wichtiger. Weitaus wichtiger. Das Wohl Bruder Franziskus' stand über allem anderen.
    Der Fürst der Finsternis rieb sich die Hände. Denn Asmodis wäre nicht Asmodis gewesen, hätte er diese Situation nicht trotzdem zu seinen Gunsten drehen können. Er ging daran, seine zuvor entstandene Idee zu verwirklichen. Eine teuflisch gute übrigens, wie er fand. So konnte er sich ein paar seiner Probleme mit einem Schlag vom Hals schaffen.
    ***
    Gegenwart:
    Nicole rief Jerry Kretchmer an. Der Amerikaner war im Hotel Matauschek in der Breitenseer Straße zu erreichen. Dort verabredeten sie sich.
    Die Französin enterte beim Stephansplatz die U 3 und fuhr bis zur Hütteldorf er Straße. Von dort hatte sie nur noch ein paar Schritte bis zum Hotel Matauschek. Im angeschlossenen Restaurant, das von einem uralten, müde dreinschauenden, fetten Hund bewacht wurde, traf sie Jerry Kretchmer wieder. Der Amerikaner strahlte sie an.
    »Fein, Nicole. Ich hätte nicht gedacht, dass du meine Einladung umgehend annehmen würdest.«
    Nicole lächelte und setzte sich. »Du bist ein interessanter Mensch, Jerry. Und sehr sympathisch. Ich mag dich sehr und möchte alles über dich erfahren.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit.«
    Sie bestellten sich Rotwein und plauderten kurz darauf angeregt.
    »Na ja, ich rede eigentlich nicht gerne über mich«, sagte Jerry. »Aber wenn du es genau wissen willst, lege ich eben mal los. Weißt du, ich entwickle Computersoftware für Ärzte und bin darin ganz erfolgreich. Inzwischen verdiene ich mehr Geld damit, als ich mein ganzes Leben lang ausgeben kann. Aber ich will nicht prahlen.«
    Er lächelte das Ich-bin-ja-so-bescheiden-Lächeln, ohne dadurch zu verlieren.
    »Ich unterhalte vor allem nach Wien sehr enge Geschäftsbeziehungen. Seit dieser Zeit interessiert mich alles an Österreich brennend. Na ja, ich glaube sogar, dass ich mich schon vor meinen Geschäftsbeziehungen für dieses Land offen war, vor allem für seine Geschichte. Und da speziell für die Zeiten der Pest. Die hat einige Male furchtbar hier gewütet.«
    Jerry Kretchmer starrte in sein Weinglas. Gedankenverloren drehte er es vor seinem Gesicht.
    »Nicht gerade typisch für einen durchschnittlichen Amerikaner, was? Kann aber gut sein, dass ich sogar wegen dieses Interesses den geschäftlichen Kontakt gesucht habe. Keine Ahnung. Wie auch immer. Weißt du, ich habe schon lange davon geträumt, einmal einen Europatrip zu unternehmen. Und jetzt habe ich sechs Wochen gebucht, darunter drei Wochen Österreich. Ich bin fest entschlossen, dass das Geschäftliche dieses Mal außen vor bleibt und ich ausschließlich Urlaub mache. Sonst nichts.«
    »Was fasziniert dich so an der Pest?« Nicole gab ihm den Eindruck, der interessanteste Mensch auf der Welt zu sein.
    »Hm. Das Morbide? Ja, vielleicht. Und die schreckliche Angst, die die Menschen empfunden haben müssen. Darüber denke ich Stunden lang nach, lese darüber, sehe Filme. Ja, es ist faszinierend für mich.«
    »Interessierst du dich eigentlich auch für Magie und Übersinnliches und so? Ich meine Geister und Dämonen und Hexen.«
    »Wie kommst du jetzt darauf?«
    »Nur so. Das ist zum Beispiel ein Thema, das mich umtreibt.«
    Er zögerte. »Ich weiß nicht. Klar habe ich schon davon gehört. Na ja, aber richtig befasst habe ich mich damit noch nicht wirklich.«
    Nicole schenkte zuerst Jerry, dann sich selbst nach. »Klasse Wein, wirklich. Kommt sogar an unsere französischen heran. Fast zumindest. Weißt du, wenn du dich so für das Mittelalter interessierst, dann müsstest du dich zwangsläufig auch mit diesem Thema beschäftigen. Das Übersinnliche gehörte damals zum Alltag.«
    »Da hast du auch wieder recht.«
    Der Hotelbesitzer, der neben seinem Hund an einem Holztisch saß und Abrechnungen machte, erklärte, die Wirtschaft jetzt schließen zu wollen. Nicole und Kretchmer gingen ein paar Häuser weiter in ein australisches Restaurant.
    Auf Höhe der U-Bahnstation blieb der Amerikaner urplötzlich stehen, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Er

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