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0866 - Die Herrin der Raben

0866 - Die Herrin der Raben

Titel: 0866 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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schön.« Der Engel nickte.
    »Und wo finden wir die Hexe, bei der es sich wohl um die Gräfin Theresia Maria von Waldstein handelt?«
    »Um dieselbe, jawohl. Und wo ihr sie findet? Schaut einfach nach dem Flug der Raben.«
    Asmodis-Engel verschwand ohne ein weiteres Wort. Das Licht fiel in sich zusammen und ließ Bruder Franziskus in völliger Dunkelheit zurück.
    Aufgeregt rüttelte er Abraham a Sancta Clara an der Schulter. »Freund, werde wach. Ich habe dir Aufregendes zu berichten.«
    ***
    Gegenwart:
    Gebannt beobachtete Zamorra das Geschehen. Er ließ sich von den wild kreischenden Raben nicht beirren. Auch nicht dadurch, dass er sich eigentlich um die reglos am Boden liegende Amber Haggerman hätte kümmern müssen. Bruder Claudius, der noch immer herumtaumelnd die Hände vors Gesicht presste und sich soeben den Kopf an der Wand anschlug, hätte ebenfalls Hilfe nötig gehabt. Aber wenn sich der Professor jetzt ablenken ließ, konnte das ihrer aller Tod bedeuten.
    Als die Dhyarra-Energien das Hexenherz zerstörten, schwächte sich die leuchtende Aura um das Skelett herum etwas ab. Dann strahlte sie erneut auf, greller denn je. Aus dem jetzt aber einigermaßen erträglichen Leuchten formte sich eine menschliche Gestalt. Die ätherische Substanz schmiegte sich passgenau um die Knochen, wurde dichter, materieller. Ein Frauenkörper entstand, nackt, atemberaubend. Lange, blonde Haare umflossen ein schönes, leicht nach vorne geneigtes Gesicht. Schwarz umrandete, tückisch blickende Augen musterten Zamorra von unten herauf, versprachen ihm einen grausamen Tod. Das ganze Gesicht verzerrte sich urplötzlich zu einer Fratze.
    Theresia Maria von Waldstein.
    Die Gräfin.
    Die Hexe.
    Sie hob den rechten Arm, zeigte damit auf den Professor. Im nächsten Augenblick überschlugen sich die Ereignisse. In die Raben kam Ordnung. Sie bildeten mit ihren Körpern eine undurchdringliche Wand zwischen der Hexe und Zamorra.
    Gleichzeitig strahlte Merlins Stern grell auf. Silberne Blitze zuckten aus dem Zentrum des Amuletts, schlugen in die Raben ein, holten die Tiere zu Dutzenden aus der Luft. Federn flogen, tote Tierkörper prallten zu Boden. Das Gekreische der Vögel nahm unerträgliche Dimensionen an. Sie verhielten sich wie ausgebildete Soldaten und stopften die entstehenden Lücken umgehend. Im zuckenden Licht der Amulettblitze wirkte das regelrecht gespenstisch.
    Merlins Stern verstärkte seine Bemühungen. Weitere Vögel starben. Zamorra versuchte, mit seinem Körper die Mauer aus Vogelleibern zu durchdringen. Die Tiere reagierten sofort darauf, zogen sich um ihn zusammen, gingen ihm ins Gesicht, hackten nach ihm. Sie achteten nicht auf weitere Verluste, die sie durch die Attacken des Amuletts erlitten.
    Zamorra riss die Arme hoch, um sein Gesicht zu schützen. Dann schlug er um sich. Wie Dreschflegel wirbelten seine Arme. Er benutzte die Taschenlampe, die er noch immer hielt, als Schlagwaffe. Der umherhuschende Strahl mischte sich mit dem Zucken der Amulettblitze.
    Zamorras Fingerknöchel streiften die Wand. Heißer Schmerz durchzuckte ihn. Er schrie wütend auf, biss die Zähne zusammen und machte weiter.
    Vergebens. Er drang nicht durch.
    Das Ganze dauerte nur einige Sekunden. Dann erfüllte ein böses, schauderhaft klingendes Lachen die Katakomben, brach sich an den Wänden und kam tausendfach zurück. Der Meister des Übersinnlichen verzog das Gesicht.
    Von einem Moment auf den anderen brach das Lachen ab . Merlins Stern stellte seine Attacken ein. Die Front der Raben löste sich auf, die Tiere flatterten verstört herum, ließen sich zwischen ihren toten Artgenossen nieder, die zuhauf den Boden bedeckten.
    Mist , dachte Zamorra enttäuscht. Er spurtete in den Gang, durch den die Hexe entkommen sein musste, nahm aber nichts mehr von ihr wahr. Nach vier Biegungen kehrte er um, bevor er sich verirrte. Hunderte von Raben flatterten ihm entgegen, prallten gegen die Wände, torkelten, verschwanden irgendwo hinter ihm in der Finsternis. Der Strom wollte nicht abreißen.
    Als er zurückkam, konnte Bruder Claudius wieder sehen. Er schnappte sich gerade seine Taschenlampe. Der Lichtstrahl wanderte in Zamorras Gesicht. Geblendet blieb der Dämonenjäger stehen.
    »Ach du bist's«, stellte Claudius fest und senkte die Lampe. Zusammen kümmerten sie sich um Amber Haggerman.
    Die Frau atmete regelmäßig. Zamorra tätschelte ihr ein paar Mal die Wange. Ihre Lider begannen zu flattern. Dann schlug sie mit einem leisen Seufzer die Augen

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