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0866 - Rattennacht

0866 - Rattennacht

Titel: 0866 - Rattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Funken geflogen waren.
    Da befand sich ein Kabel. Eigentlich das Hauptkabel, das für die Lichtversorgung im Hausinnern zuständig war. Jemand mußte es unterbrochen haben.
    Nur war niemand hier.
    Cunard eilte zum Lichtschalter. Er wollte es genau wissen, klickte ihn nach unten, doch nichts geschah.
    Kein Licht! Im Zimmer ging nicht einmal eine Lampe an. Und diese Tatsache ließ in Cunard das Gefühl des Gefangenseins in die Höhe steigen. So mußte sich jemand fühlen, der in eine dunkle Zelle gesteckt worden und von Feinden umgeben war.
    Er aber hatte keine Feinde gesehen.
    Trotzdem waren sie da.
    Das wußte er, das war ihm klar. Jemand war in sein Haus eingedrungen und hatte ihn beobachtet.
    Er stand an der Tür und stieß sie jetzt auf. Ein Schritt in den Flur. Auch hier war alles dunkel. Er richtete seinen Blick auf die weiße Treppe. Wo sie endete, befanden sich die Zimmer seiner Bodyguards, aber dort rührte sich nichts.
    Verdammt, sie mußten doch bemerkt haben, daß etwas nicht stimmte. Er fand einen weiteren Lichtschalter, hörte das Klicken und mehr geschah nicht.
    Es blieb im Flur dunkel, und in den oberen Etagen tat sich ebenfalls nichts.
    Für Cunard ging das nicht mit rechten Dingen zu. Alles war so anders geworden. Dieses Haus, in dem er sich so wohlgefühlt hatte, glich einer Falle, und trotz der relativen Kühle brach der Schweiß stärker aus seinen Poren.
    Mit weichen Knien und schleifenden Schritten ging er vor bis zur Treppe. Er lauschte nach oben.
    Nichts war dort zu hören. Alles tot.
    Der Gedanke gefiel ihm nicht. Das Wort tot paßte nicht in sein Denkmodell. Er wollte damit auf keinen Fall etwas zu tun haben. Der Tod war so weit entfernt gewesen. Jetzt aber kam seine Knochenhand und streifte ihn, ohne daß er sie sah.
    Lebten Romero und Chico noch?
    Cunard wurde abgelenkt, als er raschelnde und auch trippelnde Geräusche hörte. Als wären Insekten dort oben am Werk, die sich winzige Schuhe über ihre dünnen Beine gestreift hatten.
    In der Stille hörte sich das Geräusch sowieso lauter an, als es tatsächlich war, und er schaffte es noch immer nicht, es richtig einzuordnen. Es lief nichts mehr.
    Nur eines war sicher.
    In das Haus war das eisige Gefühl des Todes hereingebrochen. Cunard wollte es so schnell wie möglich verlassen, allerdings nicht waffenlos. Seine Schnellfeuerpistole, eine Waffe unter vielen, lag im Wohnraum versteckt. Die wollte er unbedingt mitnehmen, wenn er sich in irgendeinem Hotel verkroch und erst am anderen Morgen im Hellen wieder zurückkehrte.
    Er bekam selbst einen Schauder, als er daran dachte, wieder in den großen Wohnraum zurückkehren zu müssen. Es ließ sich nun mal nicht vermeiden, und er trat vorsichtig über die Schwelle, wobei sein Blick bis gegen das Fenster glitt, hinter dem der Garten lag.
    Dort gaben die Scheinwerfer noch ihre Lichter ab. Auch sie waren ihm unheimlich. Wie Raumschiffe von fremden Planeten, die gerade gelandet waren.
    Cunard machte sich selbst verrückt. Sein Nacken klebte. Die Waffe lag unter einem weißen Ledersessel. Er brauchte sich nur zu bücken und die Wand unter das Sitzmöbel zu schieben.
    Neben dem Sessel stehend, schaute er noch einmal durch das Fenster in den Garten.
    Da sah er die Gestalt.
    Sie stand am Fenster, dicht an der Scheibe, und winkte ihm zu.
    Es war der Penner mit den blauen Augen!
    ***
    Der Gangster wußte nicht, was er denken sollte und ob er überhaupt denken konnte. Die Welt um ihn herum war reduziert geworden. Es gab nur diese Gestalt da draußen und ihn.
    Beide starrten sich an.
    Blicke bohrten sich in Blicke. Trotz der Düsternis im Garten konnte er das Gesicht relativ deutlich erkennen, und es fielen ihm auch wieder die Augen auf. Augen wie eine tödliche Drohung. Sie bewegten sich nicht. Der Mann bewegte sich nicht, er war zu einer Statue geworden.
    Und trotzdem stand er nicht in einer absoluten Ruhe auf der Stelle. In seiner Umgebung wieselten Tiere umher, die Cunard zuerst nicht richtig erkannte.
    Er dachte an Mäuse, an Maulwürfe und an Eichhörnchen. Das aber paßte alles nicht, denn die Tiere, die den Fremden wie Leibwächter umgaben, waren Ratten.
    Nichts als Ratten!
    Cunard wußte nicht, ob er sich davor ekeln oder fürchten sollte. In seinem Gehirn herrschte eine verfluchte Leere, und die dunkle Gestalt hinter der Scheibe winkte ihm noch einmal zu, als wollte sie ihn verhöhnen. Ausgerechnet ihn, einen Mann, der im Viertel das große Sagen hatte. Dies hielt sich Cunard noch einmal vor

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