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0866 - Rattennacht

0866 - Rattennacht

Titel: 0866 - Rattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Leim.
    Er fluchte leise.
    Die Knochen ließ er fallen. Sie prallten auf die anderen um ihn herum, und Absalom konnte dieser hohl klingenden Musik lauschen.
    Mit sich selbst kam er nicht mehr zurecht. Wer hatte ihm den Namen gegeben? Wie war er entstanden? Keine Kindheit, keine Jugend, keine Eltern, er war einfach dagewesen wie eine Figur, die von einem kreativen Fremden erfunden worden war.
    Und er spürte etwas tief in seinem Innern, mit dem er nicht zurechtkam, das jedoch die Überlegungen, von etwas Fremden abzustammen, beschleunigte.
    Da war etwas.
    Kein Gefühl, mehr ein kompaktes Wissen. Vielleicht eine Verbindung zu derjenigen Person, die irgendwo, ja, irgendwo in einem nicht sichtbaren Bereich lauerte und ihn beobachtete. Ein unheimlicher Marionettenspieler, an dessen Fäden er hing. Auch wenn er selbst dachte, etwas zu tun, was seiner Intension entsprungen war, konnte er sich doch vorstellen, geleitet zu werden.
    Ich bin nicht frei, dachte er. Ich bin gefangen. Ich bewege mich in einem innerlichen Käfig. Ich muß aus ihm heraus. Ich muß mich selbst finden, meine andere Gestalt und…
    Er kam nicht mehr weiter.
    Die Blockade traf seinen Kopf wie ein plötzlicher Hammerschlag. Er kam nicht mehr zurecht. Das Leben war kein Leben, er führte kein eigenes, er…
    Die Ratten kamen.
    Ihre Ankunft erlöste Absalom aus seinen trüben Gedanken. Er schaute hin und sah seine pelzigen Freunde aus allen Richtungen herbeiströmen. Er lächelte. Die Leere in ihm zog sich zurück, und ein gutes Gefühl überschwemmte ihn.
    Ja, er fühlte sich wieder wohl in dieser schattigen Finsternis mit dem blauen Himmel hoch über ihm, wo sich der Mond deutlich abzeichnete.
    Die Ratten reagierten wie Hunde, denn sie hetzten auf ihn zu. Sie preßten sich gegen ihn. Sie rieben ihre Körper an seinen Beinen, sie drückten sich von verschiedenen Seiten dagegen, sie sprangen hoch, sie krallten sich am rauhen Stoff des Mantels fest, hatten sehr bald seine Schulter erreicht, auch seinen Kopf, und ihre Zungen leckten über seine Haut, als würde ihnen der salzige Geschmack besonders gut schmecken.
    Ratten waren herrlich. Sie waren wunderbar. Sie waren seine verläßlichsten Freunde. Auch wenn ihn alle Menschen verlassen würden, die Ratten würden es nicht tun. Sie würden immer bei ihm bleiben und auch mit ihm in den Tod gehen.
    Er streichelte sie.
    Für Absalom war das Fell der Tiere mit einem kostbaren Samt zu vergleichen. So herrlich weich, so wunderbar anzufühlen, und er freute sich auch, wenn die Zungenspitzen durch die Falten seiner Handfläche leckten, eine besondere Liebkosung.
    Jetzt war er zufrieden.
    Und trotzdem nicht überschwenglich oder glücklich, denn tief in ihm da bohrte es. Da lauerte etwas.
    Da war das schwarze Loch, das auch die Liebe der Ratten nicht ausfüllen konnte.
    Er zählte sie nicht, aber es waren immer mehr, die kamen. Die sich aus ihren Verstecken lösten und es nicht erwarten konnten, in die Nähe ihres Herrn und Meisters zu gelangen.
    Es stimmte - er war ihr König. Er war der Rattenkönig. Seine Verbindung zu ihnen war perfekt.. Er hätte sich auch als Riesenratte mit menschlichen Ausmaßen sehen können, und es hätte ihm nichts ausgemacht, so etwas zu sein.
    Äußerlich Mensch, innerlich Ratte!
    Nein, so einfach war es nicht. Es war überhaupt nicht einfach. Es war ungemein kompliziert. Er kam mit den Tatsachen nicht mehr zurecht. Er war auch innerlich keine Ratte, denn Ratten hatten ebenfalls einen Hintergrund. Sie wußten zumindest, wo sie herkamen, sie hatten Eltern, Ratteneltern eben.
    Was hatte er?
    Nichts hatte er. Ein Kunstgeschöpf war er. Man hatte ihn entstehen lassen. Eine Kraft, eine Macht und…
    In seiner Verzweiflung stand er auf.
    Einige der an ihm hängenden Ratten hatten mit dieser Bewegung nicht gerechnet. Sie rutschten an seinem Mantel entlang in die Tiefe, und er lauschte dem Kratzen ihrer kleinen Krallen.
    Schwankend blieb er stehen. Die Handballen rechts und links gegen die Schläfen gedrückt, zu Boden starrend, im Gefängnis der Verzweiflung hockend.
    Etwas kam ihm in den Sinn.
    Das Ende seiner Existenz!
    Über diesen Satz grübelte er nach. Er nickte. Ja, bald würde es soweit sein. Er kam nicht mehr zurecht. Die andere Kraft, die ihn erschaffen hatte, wollte ihn nicht mehr. Sie schleuderte ihn zur Seite wie eine benutzte Mülltüte.
    Da fielen ihm die beiden Chinesen wieder ein. Dieser Mann und diese Frau. Sie waren so anders gewesen als normale Menschen. Die beiden hatten so

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