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0866 - Rattennacht

0866 - Rattennacht

Titel: 0866 - Rattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dachte daran, daß diese Überreste von den Ratten zurückgelassen worden waren, denn ihr oft irrsinniger Hunger hatte auch vor Toten nicht haltgemacht.
    Nahrung bekamen sie genug.
    Er sah sie nur nicht.
    Neben einem flachen Grabstein blieb er stehen. Er stützte seinen Ellenbogen auf die Kante und pfiff.
    Einmal lang, dann kurz, wieder länger, zweimal kürzer. Es war genau der Pfiff, der das Band zwischen ihm und seinen Tieren herstellte. Wenn die Ratten den Pfiff hörten, wußten sie Bescheid.
    Dann würden sie kommen und sich um ihn herum versammeln.
    Absalom wußte noch nicht, wie es weitergehen sollte. Wie er sich allerdings kannte, würde er schon eine Möglichkeit finden, das stand fest. Und wenn er sich zusammen mit seinen Ratten auf die Suche nach den beiden Asiaten machte.
    Ein Kinderspiel war es, sie zu vernichten. Ganz einfach, wenn ihm die Ratten gehorchten, und das hatten sie bisher immer getan. Nur wunderte er sich darüber, daß sein inneres Feeling so negativ reagierte. Es schickte ihm keine Siegessicherheit. Da war etwas vorhanden, das ihm überhaupt nicht gefiel und er bisher auch nicht gekannt hatte.
    Es lag wie eine Drohung in ihm.
    Hatte er die Asiaten doch unterschätzt?
    Nein, sie waren Menschen, sie waren nur neugierig. Es ging aber etwas von ihnen aus, das ihm nicht gefiel, und er war wütend darüber, daß er seinen eigenen Background nicht kannte. Er wußte ja nicht mal, woher er stammte.
    Wann kamen die Ratten?
    Absalom hatte sich auf einen kantigen Grabstein gesetzt und wartete ab. Um ihn herum lagen die bleichen Knochen und bildeten innerhalb des Friedhofs eine Knocheninsel.
    Es war ein Platz, an dem er sich wohl fühlte. Hier hatte er seine absolute Sicherheit erreicht. Es war wunderbar, sich gut zu fühlen. Die Toten - oder waren es die Seelen der Toten - gaben ihm die entsprechende Macht, die er brauchte.
    Er teilte sie dann mit seinen Ratten und goß sie über die Lebenden aus. Wie bei Cunard und seinen beiden Leibwächtern. Zum erstenmal hatte er die Menschen seine Macht spüren lassen, bis hinein in den Tod. Der Gedanke daran ließ ihn lächeln. Diese Gangster hatten den Anfang gemacht, andere würden folgen, er würde seinen Machtanspruch auf diesem Friedhof hier anmelden. Das Leben der Menschen war nichts wert und… und… Warum stockten seine Gedanken plötzlich?
    Es war doch gut, sich mit dem Tod anderer zu beschäftigen, doch in diesem Fall kam er damit nicht zurecht.
    Da war wieder die Störung. Ein verfluchter Selbstzweifel, daß er sich übernommen haben könnte.
    Wie war es möglich?
    Er schüttelte einige Male den Kopf. Er war wütend geworden. Absalom sagte sich, daß er niemand war, der verlor. Es mußte so etwas wie Einbildung sein.
    War es aber nicht.
    Der Drang verstärkte sich. Er wurde zu einem gewaltigen Strom, der immer höher schoß, seine Kehle erreichte und damit begann, sie allmählich zuzudrücken.
    Im Sitzen schaute er sich um.
    Nichts war zu sehen.
    Nicht die Grabhäuser, nicht die Steine.
    Er hatte gepfiffen und wartete auf die Ratten und hoffte, daß sie kommen würden…
    ***
    »Weißt du eigentlich, wie groß dieser Prominenten-Friedhof ist, John?« fragte mich mein Freund.
    »Nein, nicht genau. Nicht mal ungefähr.«
    »Jedenfalls zu groß.«
    »Meinst du?«
    »Bestimmt.«
    »Dann können wir die Sache ja abblasen.«
    Ich hatte es nicht so ernst gemeint. Suko faßte es so auf. »Im Prinzip schon, John. Wenn da nicht etwas wäre, das uns, so hoffe ich, den richtigen Weg weisen wird.«
    »Die Ratten?«
    »Eben. Darauf können wir uns verlassen.«
    Ich hütete mich, ihm zu widersprechen, und auch Suko tat es nicht. Suko hatte recht gehabt. Es war wirklich unsere einzige Chance. Wir mußten uns auf die Ratten verlassen. Sie waren die einzigen, die uns durch diesen Wirrwarr führen und uns schließlich den Weg zu ihrem Herrn und Meister zeigen konnten.
    Ratten auf einem Friedhof!
    Eine Vorstellung, die selbst mich schütteln ließ. Die aber nicht von der Hand zu weisen war, denn Suko und Shao hatten sie an einem bestimmten Ort des Friedhofs gesehen, und da standen wir auch.
    Unsere Blicke glitten über einen Rasen hinweg. Noch war es so hell, daß wir uns ohne das Licht der Taschenlampe bewegen konnten und sicherlich auch die Ratten entdeckten, wenn sie über die dunkle Friedhofserde huschten.
    Noch hatten wir kein Tier gesehen.
    Unsere Umgebung blieb still, als wäre sie eingefroren. Die Geräusche jenseits des Friedhofs wirkten durch die Mauern und

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