0867 - Bardioc und die Kaiserin
er das Hauptschott durchquert hatte, sah er sich einer dichtgedrängten Menge von Solgeborenen gegenüber.
Gavro Yaal trat ihm entgegen. Er hob beide Arme, um Rhodan zu bedeuten, daß er ihn nicht durchlassen würde. „Ich habe mit Ihnen zu reden, Rhodan", rief er mit tönender Stimme. „Lassen Sie mich mit Ihrem Quatsch in Ruhe", entgegnete der Terraner ärgerlich. „Die SOL ist in größter Gefahr. Wenn nicht augenblicklich etwas geschieht, wird sie vernichtet."
„Davon werde ich mich überzeugen", erklärte Yaal. „Ich verlange, daß Sie mich in die Hauptleitzentrale führen."
Die Solgeborenen trampelten mit den Füßen und klatschten begeistert in die Hände.
Minutenlang versuchte Rhodan vergeblich, sie zur Ruhe zu bringen. Dann endlich drang seine Stimme durch. „Sie überschätzen sich gewaltig, Yaal", sagte er kalt und abweisend. „Ihr Spezialgebiet sind die Kosmobiologie und die Hydrokultur. Beschränken Sie sich darauf. In der Hauptleitzentrale haben Sie nichts zu suchen. Und einen Führungsanspruch haben Sie noch lange nicht. Und jetzt lassen Sie mich durch."
„Ich weiche keinen Schritt, wenn Sie mir keine Gelegenheit geben, mich davon zu überzeugen, daß Sie die Wahrheit gesagt haben."
„Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß die SOL sich im Alarmzustand befindet. Ihr Verhalten kann Ihnen ohne weiteres als Meuterei ausgelegt werden. Zur Seite, oder ich sorge dafür, daß Sie vor ein Bordgericht kommen, falls wir die Schlacht mit den Hulkoos überleben sollten."
Gavro Yaal erbleichte. Seine Anhänger warteten schweigend ab. Schließlich legte einer von ihnen dem Kosmobiologen die Hand auf die Schulter. Yaal trat zur Seite und ließ Rhodan durch.
Die Solgeborenen bildeten eine Gasse für ihn. Rhodan hatte jedoch kaum zwei Schritte gemacht, als Gucky neben ihm materialisierte, seine Hand ergriff und mit ihm in die Hauptleitzentrale teleportierte. „Das war dir hoffentlich recht", sagte er, als sie in der Zentrale waren. „So ging es schneller."
„Ich danke dir, daß du mich nicht früher geholt hast", entgegnete der Terraner. Er blickte auf den wandhohen Hauptbildschirm und stellte fest, daß sich der Kessel der Hulkoos verengt hatte.
Fellmer Lloyd kam zu Rhodan. „Wir haben die Schwarzpelze belauscht", berichtete er. „BULLOC hat relativ leichtes Spiel mit ihnen gehabt. Die Hulkoos befanden sich nach dem Ausfall BARDIOCS in einem Befehlsvakuum. Daher waren fast alle nur zu gern bereit, sich BULLOC unterzuordnen, als dieser sich an sie heranmachte."
„Damit war zu rechnen", sagte Rhodan, „zumal BULLOC in seinem Verhaltensmuster und seinen Psi-Fähigkeiten dem alten Meister BARDIOC gleicht."
Lloyd blieb bei Rhodan, als dieser zur Funkleitstelle ging und befahl: „Rufen Sie die Kaiserin von Therm über Funk an. Sie muß uns helfen."
„Hoffentlich tut sie das auch", bemerkte der Telepath, während der Funkleitoffizier den Notruf an die Kaiserin von Therm abstrahlte. „Die Dame kann zuweilen recht eigensinnig sein", fügte Bully hinzu, der sich zu ihnen gesellte. „Sie wird uns helfen", sagte Rhodan. Er war zuversichtlich. Die Kaiserin von Therm wollte nicht, daß Bardioc vernichtet wurde. „Die Kaiserin antwortet nicht", meldete der Funkleitoffizier. „Wo ist Puukar?" rief Rhodan.
Es war, als habe der Choolk geahnt, daß der Kommandant der SOL ihn sprechen wollte. Er betrat in diesem Moment die Hauptleitzentrale, hörte den Ruf und begab sich sogleich zu Rhodan. „Die Duuhrt antwortet nicht auf unsere Funksignale", erklärte der Aktivatorträger. „Wir benötigen Hilfe."
Puukar streckte fordernd eine Hand aus. Rhodan legte ihm den schwarzen Kristall hinein.
Schweigend hob der Choolk den Kristall vor dem Terraner. Dieser hob das weiße Gegenstück und hielt es gegen den schwarzen Kristall des einst so wilden Kriegers der Duuhrt.
Etwa eine Minute verstrich, ohne daß Puukar etwas gesagt hätte. Dann ließ er den Kristall sinken und schloß die Hand um ihn. „Die Duuhrt reagiert nicht", erklärte er. „Vielleicht existiert sie nicht mehr."
Eisiger Schrecken durchfuhr Rhodan. War es möglich, daß BULLOC in der Zwischenzeit mit einer Hu lkoo-Flotte zur Kaiserin von Therm geflogen war und sie vernichtet hatte?
Weigerte sich Bardioc, etwas für seine Rettung zu tun, weil er wußte, daß es keine Vereinigung mit der Kaiserin von Therm und keine Rettung mehr für ihn gab? Hatte die Superintelligenz sich verloren gegeben?
Rhodan hatte das Gefühl, daß der Boden unter ihm
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