0867 - Bardioc und die Kaiserin
SENECA ein Gemeinschaftswesen bilden. Ist das richtig?"
„Das entspricht absolut den Tatsachen."
„Sie sagen, dieses Gemeinschaftswesen sei, so großartig, daß es Superintelligenzen bezwingen könne und nun reif sei selbst zum Überwesen erklärt zu werden."
„Auch das ist richtig."
„Dann erklären Sie mir bitte, wie es möglich war, daß wir in der soeben überstandenen Situation ohne die Hilfe Bardiocs verloren gewesen wären."
„Es wird erst noch zu überprüfen sein, ob die von Ihnen geschilderte Situation tatsächlich so dramatisch gewesen ist, wie Sie behaupten", entgegnete Gavro Yaal. „Ich bin davon überzeugt, daß Sie aus einem kleingeistigen Denken heraus lediglich geblufft haben."
Rhodan schüttelte den Kopf. „Nein, Yaal, so einfach ist das nicht. Die SOL stand kurz vor ihrer völligen Vernichtung.
Gehen Sie in die Hauptleitzentrale, und sehen Sie sich die Aufzeichnungen an, wenn Sie an meinen Worten zweifeln. Danach werden Sie begreifen, daß wir es ausschließlich Bardioc verdanken, daß wir noch leben. Und danach müssen Sie mir erklären, wieso so etwas nötig war. WIR, die Superintelligenz, hätten es doch eigentlich allein schaffen müssen - oder?"
Gavro Yaal biß sich auf die Unterlippe. Er suchte vergeblich nach Worten.
Einer der anderen Solgeborenen trat näher an Rhodan heran. „Ist das wirklich wahr, Sir?" fragte er unsicher. „Ich meine, bluffen Sie auch nicht?"
„Wozu sollte ich das tun? Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Sie können sich in der Hauptleitzentrale selbst davon überzeugen, wenn Sie wollen."
„Ich glaube Ihnen auch so", antwortete der Solgeborene stammelnd. Er blickte Gavro Yaal ernüchtert an, drehte sich um und ging davon. Die anderen schlossen sich ihm wortlos an. „Wartet doch!" rief Yaal. „Wartet, ich habe euch noch etwas zu sagen."
Keiner aus der Gruppe der Solgeborenen blieb stehen. Keiner blickte auch nur zurück. „Sie wissen nicht, was Sie getan haben", sagte Yaal anklagend zu Rhodan. „Doch", entgegnete dieser. „Im Gegensatz zu Ihnen weiß ich recht genau, was ich tue."
Gavro Yaal ging verärgert an ihm vorbei und stieg in den Antigravschacht. Yaal hatte sicher geglaubtes Terrain verloren, und er würde einige Zeit brauchen, sich wieder zu konsolidieren. Die Nachricht von seiner Niederlage würde sich wie ein Lauffeuer im Schiff verbreiten. Davon war Rhodan überzeugt. Die anderen Solgeborenen würden nicht anders reagieren als jene, die bei Yaal gewesen waren.
Damit waren einige Tage oder Wochen gewonnen, in denen man sich auf weitere Kampagnen Yaals vorbereiten konnte, um ihnen besser als bisher zu begegnen.
Plötzlich begann der Kristall auf der Brust Rhodans hell zu leuchten. Unwillkürlich griff der Aktivatorträger danach. Er fragte sich, was diese Veränderung zu bedeuten hatte. Er ging zu einem Interkom und stellte eine Verbindung zur Hauptleitzentrale her.
Bully meldete sich. Seine Augen waren rotgeädert. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen. „Der Kristall leuchtet auffallend hell", berichtete Rhodan. „Was ist geschehen?"
„Wir haben eine Ortsbestimmung vorgenommen, den Sitz der Kaiserin fast sofort ermittelt und den Linearflug fortgesetzt. Jetzt nähern wir uns dem Yoxa-Sant-System."
„Wie weit sind wir noch davon entfernt."
„Zwei Lichtjahre."
„Danke."
Rhodan schaltete ab. Er wußte jetzt, weshalb der weiße Kristall leuchtete. Die SOL hatte das System der Kaiserin von Therm praktisch erreicht. Die Distanz von zwei Lichtjahren war unbedeutend.
Rhodan wandte sich um und ging auf das Hauptschott der Lagerhalle zu, als plötzlich vor ihm die Luft zu flimmern begann. Ein Prallschirm baute sich auf.
Der Terraner fuhr herum und sprang in den Antigravschacht. Er glitt zwei Decks nach oben, verließ den Schacht und rannte zur nahen Beta-Zentrale von SENECA. Er legte die Hand gegen die Kontaktscheibe, aber der Individualtaster reagierte schon vorher. Es schien, als habe SENECA nur darauf gewartet, daß Rhodan kam. Das Schott glitt zur Seite. Rhodan betrat die Zentrale.
SENECA meldete sich, bevor er eine Frage stellen konnte. „Aufgrund der jüngsten Ereignisse sehe ich mich veranlaßt, meine neutrale Haltung aufzugeben", erklärte er mit freundlicher, gut modulierter Stimme. „Das ist kein Grund, Bardioc abzuschirmen", entgegnete Rhodan. „Er befindet sich in höchster Lebensgefahr."
„Nach Überprüfung aller vorliegenden Tatsachen bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß Gavro Yaal der einzige an Bord
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