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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keinen Sinn. Du mußt dich jetzt zusammenreißen. Du mußt versuchen, mit uns zu sprechen. Nur so und nicht anders kann dir geholfen werden. Wir wissen, wer du bist, wir wissen auch, daß dich keine Schuld trifft. Es ist jetzt wichtig, Emily, daß du mit uns zusammenarbeitest.«
    Sie knurrte.
    Ich faßte sie an.
    Da schreckte sie hoch. Der Oberkörper sprang förmlich in die Höhe, als wäre er endlich von einem harten Druck befreit worden, der die ganze Zeit auf ihr gelastet hatte. Die Arme machten die Bewegung mit, und die Schere tanzte in einem blitzenden Reflex vor meinen Augen, so daß ich unwillkürlich zurückwich.
    Wir schauten uns an.
    Emilys Augen bewegten sich. Sie starrte zuerst in mein Gesicht, dann sah sie auf Suko. Ihre Lippen zitterten. Nur schwach drangen die Worte aus ihrem Mund hervor. »Was… was… wollt ihr? Seid ihr gekommen, um mich zu holen?« Noch hatte sie normal gesprochen. Dieser Tonfall aber änderte sich bei den nächsten Worten. Da klangen sie sehr schrill, beinahe schon panikerfüllt. »Seid ihr deshalb gekommen, verflucht? Wollt ihr mich holen? Wollt ihr mich töten?«
    »Nein, Emily, wir wollen dir helfen!«
    »Ihr?« Sie lachte, und dieses Lachen klang auch nicht normal. Es glich mehr einem quietschenden Schreien. Es war ein wildes Geräusch, es war ein grauenvolles Brüllen und schien nicht von einer menschlichen Person zu stammen.
    Aus diesem Gelächter heraus stieß sie zu.
    Da raste die leicht geöffnete Schere plötzlich auf mich zu. Zum Glück war Emilys Arm zu kurz, ich machte zudem einen schnellen Schritt zurück, der Stich erwischte mich nicht, die Hand mit der Schere knickte nach vorn, und die Spitzen hinterließen auf der Platte des Schreibtisches Kratzer.
    Suko griff ein.
    Blitzschnell stand er neben ihr, packte ihren Arm und drehte ihn herum. Emily spürte die Schmerzen, sie konnte nicht mehr an sich halten, stöhnte auf und mußte die Schere loslassen. Mit einem scheppernden Laut fiel sie auf den Schreibtisch, und ich nahm sie weg. Sie verschwand in einer Schublade, damit war sie für Emily unerreichbar geworden.
    Jetzt war sie waffenlos.
    Auch Suko hatte sie losgelassen. Emily stierte auf ihre rechte Hand. Sie vermißte die Schere, schaute sich dann wild um, konnte die Waffe nicht entdecken und sackte auf dem Stuhl zusammen.
    Ich hoffte, daß sie jetzt soweit war, um reden zu können, aber sie sprach nicht. Sie bewegte nur den Kopf und blickte sich furchtsam um, als gäbe es im Zimmer zahlreiche Feinde, die ihr ans Leben wollten.
    Ich hatte das Licht nicht einzuschalten brauchen. Die kleine Lampe neben dem Bett brannte.
    Emily holte durch die Nase Luft, daß die Nasenflügel vibrierten. Sie suchte etwas, aber keiner von uns wußte, was es war.
    »Es ist nichts«, sagte ich. »Wir sind nicht deine Feinde, Emily, wir wollen dir helfen.«
    Sie runzelte die Stirn. Das war der Moment, wo ihr Gesicht wieder einen normalen Ausdruck annahm und ich einen ersten Erfolg auf der Habenseite verbuchte. »Helfen…?«
    »Ja!«
    Sie mußte sich räuspern. Ihr Blick glitt zu Suko. Er stand nicht mehr allein, denn Shao hatte sich zu ihm gesellt. Aber sie sah so aus, als befände sie sich auf dem Sprung. »Auch die beiden…?«
    Ich nickte. »Auch sie.«
    Emily fing an zu lachen. »Das glaube ich nicht. Nein, das glaube ich nicht.« Sie lachte und formte dazwischen die Worte. »Ich… habe keine Freunde hier. Nein, keine mehr, und auch nicht euch. Ihr seid nicht meine Freunde.«
    »Doch…«
    »Neiiinnn…!« kreischte sie und schüttelte zugleich den Kopf. »Nicht ihr, nicht ihr…« Ihre Stimme sackte weg.
    »Wer dann?« fragte Shao.
    Emily senkte den Kopf. Es sah so aus, als würde sie intensiv nachdenken. »Wer dann?« murmelte sie. »Wer dann?« Sie hob die Schultern. »Es gibt nur einen, ja, nur einen. Ich habe nur einen Freund. Nur einen einzigen.«
    »Wer ist es?«
    Sie lächelte plötzlich, aber unecht. Ich war schon froh, daß sie es überhaupt konnte. »Ihr kennt ihn nicht. Ich habe ihn ganz allein. Wir sind uns begegnet. Er ist ein Beschützer, er ist mein Beschützer, und er ist ein Engel, er ist wunderbar. Immer wenn er kommt, fühle ich mich geborgen.«
    »Zebulon…?«
    Ich hatte den Namen ausgesprochen, und Emily drehte sich zu mir um. »Ja, stimmt. Aber wage es nicht, seinen Namen zu nennen? Er ist mein Freund. Du bist nicht würdig, über ihn zu reden. Nicht du, nicht du, und auch du nicht.« Damit hatte sie uns drei angesprochen. Wir wußten jetzt, was sie von uns

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