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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewußt näher an das Ziel, die Krypta, herangeschoben worden. Deshalb wandte ich den Blick auch von der Figur ab und trat zwei kleine Schritte nach rechts, wo ich einen störungsfreien Blickwinkel bekam und in die Höhe schauen konnte.
    Das Dach war da und die Öffnung ebenfalls.
    Glas, helles Glas, aber nur deshalb, weil es von außen bestrahlt wurde.
    Es war eben das Licht des Mondes, und es sammelte sich innerhalb des Fensters, wurde aber noch nicht zu stark gebündelt, sondern fiel noch als relativ breiter Teppich gegen die Gestalt. Für mich sah es so aus, als hätte jemand über dem Glas eine Lampe angezündet, die mit vergehender Zeit immer heller strahlte.
    Da war etwas in Gang gekommen. Ich spürte es nicht nur, ich wußte es sogar, und es würde auch der Punkt kommen, wo sich dann alles veränderte.
    Noch war er nicht erreicht.
    Ich blieb trotzdem stehen, wartete, wie auch Suko und Shao. Die beiden aber hatten etwas entdeckt, das mir nicht aufgefallen war. »John.« Sukos Stimme erreichte mich als Flüstern.
    »Ich habe den Eindruck, daß La Luna lebt.«
    »Bitte?«
    »Ja, da bewegte sich etwas.«
    Ich schaute La Luna an, ohne Sukos Worte bestätigen zu können. »Was bewegt sich denn?«
    »Die Haare. Lach nicht, aber es weht kein Wind. Eigentlich ist es unmöglich, daß sich die Haare bewegen, aber du siehst es, wenn du genau hinschaust.«
    Suko hatte recht. Es gab einfach keine Öffnungen, durch die der Wind hätte strömen können. Das Mauerwerk der Krypta wirkte wie ein dicker Panzer, als wären sie im Innern eines Fossils gefangen.
    Nur über einen Teil der Wände glitt ein Schimmern hinweg, als wären sie mit einem Hauch von Quecksilber bestrichen worden, der nicht weichen wollte. Das aber lag einzig und allein am Licht des Mondes.
    Zitterten die Haare?
    Ich hatte in dieser Lage große Mühe, mich zu konzentrieren. Überhaupt fühlte ich mich nicht besonders gut in den letzten Minuten. Es mußte mit dem zusammenhängen, was hier zwischen den Wänden lauerte, und Suko hatte recht.
    Die Haare zitterten an den Rändern.
    Nur ein leichtes, kaum wahrnehmbares Vibrieren, das über die Enden hinwegstrich, als wären da unsichtbare Spinnenbeine, die über die hauchdünnen Strähnen hinwegkrochen. Ich konzentrierte mich nicht zu lange auf dieses Bild, weil ich ganz einfach mehr sehen wollte und mich auch fragte, ob sich dieses Zittern nicht auch auf das Gesicht noch ausbreitete.
    Nein, da war nichts.
    Seltsam…
    Aber es gab trotzdem eine Veränderung. Ich hatte mich an Suko und Shao wenden wollen, als ich diese Veränderung mitbekam, und sie machte mich sprachlos.
    Direkt und hoch über mir ging die Sonne auf!
    Dieses Gefühl zumindest hätte ich haben könne, obwohl es in Wirklichkeit nur der Mond war, der jetzt direkt über dem Dach der Krypta stand und seine Strahlung direkt gegen das Ziel brannte.
    Ja, er brannte sie.
    Das Glas nahm das Licht auf, und diesmal schaffte es das Material auch, den Schein zu bündeln, so daß er wie eine scharfe helle Lanze nach unten brannte und haargenau das Gesicht der Frau erwischte. Für mich war es kein normales Licht, ich verglich es mit Laser und hörte auch ein scharfes Zischen. Es war deshalb entstanden, weil es an einem bestimmten Punkt etwas von der künstlichen Haut weggebrannt hatte. Ein Loch war entstanden, ich sah das wahre Gesicht oder nur einen winzigen Ausschnitt darunter zum Vorschein kommen, doch das Licht hörte nicht auf zu brennen, es stach in die andere Haut hinein - und hinterließ eine Wunde, aus der es rot hervorquoll.
    Blut…
    La Luna blutete.
    Ihr Mund war zu einer großen Wunde geworden. Zumindest mußten ihre Lippen in Mitleidenschaft gezogen worden sein, denn von dort aus strömte das Blut hervor, blieb auch nicht an einer Stelle, sondern rann über die Unterlippe hinweg. Von dort aus bewegte es sich träge in Richtung Kinn und Hals.
    Noch immer stach der helle Strahl als scharfes Messer durch das Glas und in das Gesicht hinein.
    Es brannte. Er wollte vernichten - oder?
    Das Mondlicht hatte es also geschafft, mit seiner Dienerin La Luna Kontakt aufzunehmen. So einfach war die Lösung und doch so kompliziert. Wir drei taten nichts. Wir fühlten uns nur als Beobachter, die darauf warteten, daß es weiterging. Und es würde weitergehen, davon waren wir restlos überzeugt, auch ohne uns zuvor abgesprochen zu haben.
    Die Gestalt zitterte.
    Diesmal waren es nicht nur die Haare, das Vibrieren verteilte sich über den gesamten Körper. So wirkte auch

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