087 - Der Dämon auf dem Affenthron
verschluckt, und einen weißen, sauberen Schnurrbart.
»Der Südwestmonsun wird uns Regen bringen«, sagte Tait. »Wir werden das Wasser auffangen. Dann haben wir reichlich zu trinken.«
Oberst Snyder nickte.
»Sie gefallen mir, junger Mann!« sprach er sein ehrlich gemeintes Lob offen aus. »Sie sind um eine Lösung niemals verlegen. Ich mochte euch Amerikaner eigentlich niemals so recht. Doch nachdem ich Sie kennengelernt habe, muß ich meine Meinung revidieren.«
Tait lächelte.
»Das freut mich für meine Landsleute.«
Oberst Snyder schaute sich kurz um. Mit gesenkter Stimme sagte er: »Nicht daß ich nicht froh wäre, daß wir diese Höhle gefunden haben, Sir. Aber wir sind elf Personen. Sieben Männer und vier Frauen. Heute stehen die Leute noch unter dem Einfluß des erlittenen Schocks. Morgen oder übermorgen wird hier Explosionsgefahr herrschen, das kann ich heute bereits wittern, Mr. Tait.«
Der Amerikaner nickte.
»Da haben Sie nicht so unrecht, Oberst. Ich werde sehen, daß wir alle so bald wie möglich zu geordneten Verhältnissen kommen.«
»Diese Jennifer Snow ist eine gefährliche Schlange«, sagte der weißhaarige Oberst. »Ich beobachte sie heimlich. Sie macht Mr. Brogan schöne Augen.«
»Und er? Wie reagiert er darauf?«
»Ich glaube, die beiden sind sich seit langem einig.«
»Meinen Sie, daß Sarah Brogan davon weiß?«
»Sie läßt sich jedenfalls nichts anmerken, wenn sie etwas weiß. Sie dürfte nicht nur eine blendende Sängerin, sondern auch eine hervorragende Schauspielerin sein.«
Tait seufzte ärgerlich.
»Diese verdammten Menschen! Was sind wir für Idioten. Statt daß wir uns freuen, das Unglück heil überlebt zu haben, beschwören wir sogleich die nächste Katastrophe herauf.«
»Sie sollten auch auf Jack Jones ein Auge werfen«, sagte der Oberst listig.
»Was führt denn der im Schilde?« fragte Tait erstaunt.
»Er schielt immerzu nach Kaikeyi, der Tochter von Singh.«
»Himmel, von der soll er bloß die Finger lassen. Singh würde ihn umbringen, wenn er dahinterkommt, daß er sich an seiner Tochter vergriffen hat.«
Der Oberst nickte.
»Ich wollte Ihnen nur einige Probleme aufzeigen, die unter Umständen gefährlich werden könnten, Mr. Tait. Im übrigen können Sie jederzeit mit meiner uneingeschränkten Unterstützung rechnen, egal, was Sie in Angriff nehmen. Sie sind ein Mann, der weiß, was zu tun ist. Das sollte in unserer Lage nicht hoch genug eingeschätzt werden.«
***
Der schwarze Adler kreischte und schnatterte aufgeregt. Er schlug mit den Flügeln, während er seinen scharfen Schnabel in den Körper eines Menschen schlug.
Das Scheusal lachte dämonisch.
Die Aufregung färbte seine transparente Haut über dem bleichen Skelett milchig. Das seidige weiße Haar wurde steif und struppig. Es stand weit von seinem überdimensionalen Kopf ab.
»Ein Toter!« rief das Scheusal vergnügt. Grün leuchteten seine riesigen Augen. »Ein Toter! Für dich, Sita. Wir haben ihn aus dem Meer geholt. Er wurde erstochen.«
Sita lag sterbenskrank auf ihrem Lager. Spitz bohrten sich die Knochen durch ihre Haut. Sie war verzweifelt, weil sie immer noch am Leben war.
Warum ließ man sie nicht endlich sterben. Sie hatte genug vom Leben. Sie wollte nicht mehr weiterleben, wollte bekommen, was ihr zukam, wollte endlich den Tod haben.
Aber das häßliche Monster und dieser gnadenlose Adler ließen das nicht zu.
Das Scheusal grinste sie an.
»Ja!« zischte die Bestie. »Ja, Sita! Du wirst wieder zu Kräften kommen!«
»Ich will nicht!« ächzte das Mädchen.
»Du mußt!« schrie der grauenerregende Wicht. »Du sollst leben!«
Sita warf den Kopf zur Seite.
»Nein!« schrie sie mit schwacher, rasch ersterbender Stimme.
Der Scheußliche fletschte die ekelerregenden Nagezähne.
»Ich kann dir im Augenblick kein Blut bieten, Sita. Doch schon bald wirst du es bekommen. Sehr viel Blut, Sita. Das Blut von elf kerngesunden Menschen!«
Sita schüttelte zitternd den Kopf.
»Ich will nicht!« kreischte sie verzweifelt. »Laß mich in Ruhe. Laß mich sterben!«
Der Adler stieß nun ebenfalls zornige Schreie aus. Das Scheusal richtete sich steif auf.
»Sieh mich an!« knurrte das Monster mit einer schrecklich hallenden Stimme. »Sieh mich an, Sita!«
Sita konnte sich diesem Befehl nicht widersetzen.
Etwas zwang sie, den Kopf zu wenden.
Die riesigen Augen des Scheusals glühten nun blutrot.
Sita fühlte, wie ihr eigener Wille sie verließ, wie ihr Wille durch den des
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