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087 - Der Dämon auf dem Affenthron

087 - Der Dämon auf dem Affenthron

Titel: 087 - Der Dämon auf dem Affenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Morris
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Ruhe.«
    »Sie und er — ihr zwei seid dicke Freunde, wie?« spottete Brisbane.
    »Das geht Sie nichts an!«
    George Brogan drängte sich zwischen Tait und Brisbane.
    »Was ist, wollen wir hier warten, bis uns der Vollbart wächst?«
    Sie gingen weiter. Diesmal ging Tait mit der Machete an der Spitze.
    Bald lichtete sich der Urwald.
    Hohe Gräser und Farne wucherten auf der weiten Lichtung, die sich vor den Männern aufgetan hatte.
    Shankr Singh war plötzlich erstarrt.
    Tait bemerkte es als erster. Er schaute zuerst den Inder an und blickte dann in dieselbe Richtung wie dieser.
    Er bemerkte etwas großes Graues.
    Es stand dicht vor dem gegenüberliegenden Waldrand und hatte die Form eines Kopfes. Das Ganze war nichts weiter als ein riesiger Felsen, der dort lag. Er war an verschiedenen Stellen dicht bemoost und sah aus wie eine Teufelsfratze, ohne daß man dazu die Phantasie übermäßig bemühen mußte.
    »Was ist, Singh?« fragte Tait besorgt.
    »Ich war von Anfang an sicher, daß wir uns auf der Teufelsinsel befinden, Sahib. Trotzdem hoffte ich insgeheim, daß ich mich irre. Doch nun sind meine letzten Zweifel zerstreut. Dieser Felsen beweist mir, daß meine Vermutung hundertprozentig richtig ist. Wir sind auf der Teufelsinsel. Wir sind verloren.«
    Harry Brisbane kicherte.
    »Heißt das, daß wir auf diesem prachtvollen Eiland krepieren werden?«
    »Scheint so, als würde Sie das mächtig freuen, Brisbane!« knurrte Brogan verständnislos.
    »Freut mich tatsächlich. Freut mich wirklich. Und es freut mich auch, daß Sie nicht wissen, weshalb es mich freut.«
    Shankr Singh blickte die Männer der Reihe nach an.
    »Auf dieser Insel wohnen die bösen Rakschasa-Dämonen. Sie wurden von Gott Brahma so geschaffen, daß ihnen weder Götter noch Halbgötter, noch Tiere etwas anhaben können. Nur Schutz vor Menschen haben die Dämonen von Brahma nicht verlangt, weil sie meinten, daß ihnen ein Mensch ohnedies nichts anhaben kann. Deshalb kann nur ein Mensch diese Dämonen töten — vorausgesetzt, er ist mutig genug. Doch kein Mensch hat das jemals fertiggebracht.«
    Harry Brisbane lachte aus vollem Halse.
    »Sagen Sie, Tait, glauben Sie diesem Märchenonkel?«
    »Es ist eine Sage«, erwiderte Tait.
    »Eben. Bloß eine Sage. Wenn überhaupt.«
    »Zumeist haben Sagen einen wahren Kern«, sagte Tait.
    »Diese nicht. Dagegen wette ich meinen Kopf.«
    »Erzählen Sie, was Sie sonst noch über diese Dämonen wissen, Singh«, verlangte George Brogan, dem die Angst aus den Augen leuchtete.
    Singh fuhr fort: »Da die Dämonen nur von Menschen zu töten sind, wurden zwei Brahma-Söhne zu Menschen. Rama und Lakschmana töteten mit ihren Wunderpfeilen eine Menge Dämonen, aber leider nicht alle. Ein Mädchen namens Sita war mit Rama verheiratet. Der oberste Dämon, der auf dem Affenthron sitzt, befahl, das Mädchen zu entführen. So gelang es den Dämonen, Rama und Lakschmana in eine Falle zu locken und zu vernichten. Man sagt, daß Sita heute noch lebt. Es ist die Strafe dafür, daß sie mit einem Sohn Brahmas verheiratet war. Sie wird auf dieser Insel von einem furchtbaren Scheusal und einem Adler bewacht. Und sie muß das Blut derer trinken, die man ihr bringt. So halten sie die Dämonen gewaltsam am Leben. Sie kann nicht sterben, obwohl sie sich nach dem Tod sehnt.«
    »Die Ärmste«, grinste Harry Brisbane verächtlich.
    »Brisbane!« brüllte George Brogan wütend. »Wenn Sie nicht Ihr Lästermaul halten, passiert ein Unglück!«
    Das Unglück passierte.
    Aber ganz anders, als Brogan das gemeint hatte.
    Brisbane wollte seinen Revolver ziehen.
    Da erbebte plötzlich die Erde unter ihren Füßen.
    »Sahib!« schrie Shankr Singh entsetzt.
    »Um Gottes willen, Tait, was ist das?!« brüllte George Brogan fassungslos.
    Die vier Männer glotzten wie gelähmt in Richtung Teufelsfelsen. Doch nicht der Felsen war es, der sie mit seinem Anblick erschreckte.
    Es war das mächtige Skelett einer Riesenechse, das mit stampfenden Schritten auf sie zukam.
    ***
    Kaikeyi war nicht bei den anderen. Sie hatte sich heimlich fortgestohlen, obwohl ihr das Shankr Singh verboten hatte.
    Sie kletterte an den Felsen hinunter und fand in einiger Entfernung von der Höhle ein kleines Fleckchen Sandstrand, das von der Höhle aus nicht zu sehen war.
    Schnell streifte sie alles ab, was sie am Körper hatte. Die Sonne ließ ihre zarte Haut golden schimmern.
    Splitternackt lief sie auf das Meer zu.
    Ihre zierlichen Beine ließen das Wasser aufspritzen.

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