Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Spur der Bande ist, die bei Avington, dem Juwelier, eingebrochen hat. Das ist ein glücklicher Zufall - Mr. Boscombe, meine ich.«
    »Und ob«, sagte Denny.
    Boscombe, groß, hager, skeptisch, erschien zehn Minuten später, begleitet von zwei Assistentinnen. Nachdem er den Wachtmeister ausgefragt hatte, schickte er ihn ins Revier zurück.
    »Sie haben den Mann natürlich nicht erkannt?« wandte er sich an Denny. »So ... maskiert! Wer wußte übrigens, daß Sie soviel Geld im Büro hatten?«
    »Meine Schreibkraft«, sagte Denny.
    Mr. Boscombe notierte sich Namen und Anschrift.
    »Sonst noch jemand?«
    Hall schüttelte den Kopf.
    »Keiner Ihrer Verwandten?«
    »Ich habe keine Familie«, erwiderte Denny kurz.
    »Freunde? Sind Sie verheiratet, Mr. Hall? Nein? Verlobt etwa?« Denny schluckte. »Ja, ich bin verlobt.«
    Mr. Boscombe starrte ihn an und rieb sich den Nasenflügel.
    »Wußte die junge Dame vielleicht, daß das Geld im Büro war?«
    »Nein«, fauchte Denny.
    Mr. Boscombe warf ihm einen skeptischen Blick zu, ließ sein Notizbuch in der Jackettasche verschwinden und ging noch einmal zum Safe.
    »Der Mann trug Handschuhe, sagten Sie? Stoffhandschuhe?«
    »So genau habe ich nicht hingesehen.«
    Boscombe nahm die Safeschlüssel an sich, wickelte sie in Seidenpapier und steckte sie ein.
    »Ich schicke noch ein paar Leute vom Erkennungsdienst«, meinte er. »Pech für Sie, Mr. Hall. Sie sind natürlich nicht versichert gewesen? Der Verlust von Bargeld wird ja auch von den Versicherungen nicht gedeckt. Wieso waren Sie eigentlich um diese Zeit noch an der Arbeit?«
    »Ich wollte vor dem Weihnachtsurlaub noch reinen Tisch machen.« Boscombe warf einen Blick auf den Schreibtisch, auf dem weder Bücher noch Dokumente lagen.
    »Sie müssen also gerade fertig gewesen sein, als der Einbrecher hereinkam. Den Revolver bewahrten Sie natürlich in der Schublade auf, nicht wahr? Sie hatten mit einem Überfall gerechnet?«
    »Seit Ihrer Warnung allerdings«, erwiderte Denny gepreßt. »Ich wollte kein Risiko eingehen, bei dem großen Betrag im Safe.«
    »Gewiß«, murmelte Boscombe. »Mir war entfallen, daß ich Sie angerufen hatte - zweifellos Darkeys Methode. Ganz typisch.«
    Er ging zum Kamin. Das Feuer war niedergebrannt. Obenauf lag ein Häufchen Asche.
    »Was war das? Ein Brief?«
    »Nichts Besonderes«, sagte Hall gequält. »Ein Bettelschreiben, soweit ich mich erinnern kann.«
    Der Kriminalbeamte starrte die Asche an. Der Brief war nicht nur verbrannt, sondern auch noch mit dem Schürhaken zerhackt worden.
    Boscombe blickte wieder zum Tisch, dann in den Papierkorb, bückte sich und holte einen zerknitterten Bogen heraus. Er glättete ihn und las vor:
    »Liebste, ich weiß nicht wie -«
    Er fand noch einen zweiten Bogen, einen dritten, vierten, las wieder:
    »›Du wirst begreifen -‹«
    Er sah Hall eine Weile scharf an. »Sie haben versucht, jemandem einen Brief zu schreiben, Mr. Hall?«
    Denny nickte.
    »Einem Freund?«
    Boscombe blieb ohne Antwort. Er faltete die fast leeren Blätter zusammen und steckte sie in die Tasche.
    »Ich komme morgen früh wieder, dann können wir weiterreden.«
    Der Nebel löste sich nicht auf, lichtete sich aber am Stadtrand Londons. Darkey Cane und seine beiden Begleiter rollten im Wagen langsam durch die finsteren Straßen.
    »Sie kommen genauso langsam vorwärts wie wir, das ist wenigstens ein Trost«, brummte einer von Canes Gehilfen. Er meinte die Hüter des Gesetzes und der Ordnung, die mit Vergnügen seiner habhaft geworden wären.
    Darkey, der neben ihm saß, den Mantelkragen hochgeschlagen, nickte. »Aber das Telefon funktioniert auch bei Nebel. Es wird heller - gib Gas, Augustus!«
    Es wurde tatsächlich lichter; man konnte zwei Straßenlaternen weit sehen. Hinter dem Kennington Oval löste sich der Nebel in dünne Schleier auf. Der Wagen wurde schneller, brauste durch Deptford und den Blackheath Hill hinauf. Plötzlich blinkte ein roter Scheinwerfer auf.
    »Das gute alte Telefon«, meinte Darkey philosophisch.
    »Nur zu - das ist bloß ein Polizist«, fügte er humorvoll hinzu.
    Der Wagen schoß an dem Beamten vorbei.
    »Ich glaube-«, begann Darkey.
    Was er glaubte, erfuhr niemand. Sie hatten etwa hundert Meter hinter sich, als es viermal knallte. Das Überfallkommando hatte einen Streifen Leinwand quer über die Straße gelegt und diese Leinwand mit spitzen Nägeln bestückt. Sie machten kurzen Prozeß mit den Reifen. Der Wagen geriet ins Schleudern, prallte gegen einen

Weitere Kostenlose Bücher