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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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auch wirklich auf die Nerven«, erklärte der in einem Irrtum befangene Mr. Venner.
    »Ich spreche von mir«, sagte der Colonel. »Ich meine Dorothys Vater - nicht den von Elsa ... Guten Abend! Freut mich sehr, Sie zu sehen ... Nein, Venner, ich lasse es einfach nicht zu ... Guten Abend, Miss ... äh ...?«
    Der Neuankömmling war eine maskierte Dame. Sie lächelte bezaubernd und winkte kurz, bevor sie im Trubel untertauchte.
    »Sind diese Beine nicht herrlich?« meinte der Colonel. »Einfach überwältigend! Wie ich schon sagte, hat sie mein Haus verlassen, und allem Anschein nach quält sie die arme Elsa - das liebe Mädel plaudert zwar nichts aus, aber so etwas merkt man doch. Wenn ich Dorothy nur erwischen könnte ... Ah, da bist du ja, mein Liebling!«
    Der Liebling machte ein recht besorgtes Gesicht, trotz der Tatsache, daß ihr Vater versichert hatte, sie brauche sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Soweit es in seinen Kräften stehe, wolle er bis nach der Trauung nüchtern bleiben. Aber darum ging es ihr gar nicht. Sie zog den alten Römer in eine Nische, als eine Gruppe von nicht geladenen Clowns und venezianischen Schönen erschien.
    »Ja, Liebste« - der Colonel tätschelte ihre Hand -, »alles in Ordnung. Ich habe die Heiratserlaubnis heute von der bischöflichen Kanzlei bekommen. Schick dein Gepäck zum Viktoriabahnhof ... Simplonexpreß - kennst du Italien eigentlich schon? Ein herrliches Land!«
    Im Augenblick bedeutete Italien der guten Elsa herzlich wenig.
    »Dorothy hat nicht ... geschrieben?« fragte sie atemlos.
    Zu ihrer nervösen Erregtheit schien das Kostüm Ophelias gut zu passen.
    »Du brauchst dir deinen schönen Kopf nicht zu zerbrechen, mein kleines Dummerchen«, sagte er. »Sie hat nicht geschrieben, und sie war auch nicht hier.«
    In diesem Augenblick erschienen zahlreiche Teufel, Pierrots, Achte Heinriche und sonstige Masken an der Treppe, um seine Dienste als Gastgeber in Anspruch zu nehmen.
    Die maskierte junge Dame suchte nicht nach Bekannten, Es machte ihr Vergnügen, einen gewissen betrübten jungen Mann vor der Garderobe gleichfalls einsam umherwandern zu sehen. Sie tanzte mit einem Romeo, einem Lord Nelson und sah mit Betrübnis eine Ophelia in den Armen eines römischen Senators.
    Colonel Poyntings Kostümball fand jedes Jahr statt; die Prämiierung der besten Maske war zu einem Ritus geworden. Um halb zwölf führten drei gute Bekannte des Colonels, die als Jury agierten, die sittsame Ophelia in die Mitte des Ballsaales.
    »Liebe Freunde!«
    Der Römer räusperte sich und zwirbelte seinen Schnurrbart, der seit den Tagen Augustus in Mode gekommen zu sein schien.
    »Liebe Freunde, aus Anlaß unseres Festes, und da ich zugleich vor einem Wendepunkt meines Lebens stehen dürfte, verleihe ich mit ganz besonderem Vergnügen dieser Maske als ersten Preis eine Nachbildung jenes Schmuckstücks, das auf so unglückliche Weise verlorenging. Die Entscheidung wurde selbstverständlich von den unparteiischen Jurymitgliedern gefällt. - Diese Nachbildung -«
    »Warum nicht das Original, Paps?«
    Der Colonel zuckte zusammen und drehte sich um. Bewußte junge Dame hatte sich demaskiert.
    »Dorothy!« stieß er hervor. »Das ist doch wirklich ...!«
    Sie hielt etwas in die Höhe. Es war die Smaragdbrosche.
    »Wenn der Versicherungsbetrag deiner Freundin ausbezahlt worden ist, gehört dies hier wohl der Versicherung«, sagte sie.
    »Wo . hast du sie gefunden?« stotterte aufgeregt der Colonel.
    Dorothy sah die Umstehenden der Reihe nach an, trat zu ihrem Vater und senkte die Stimme.
    »Sie war überhaupt nicht verschwunden«, sagte sie so leise, daß nur der Colonel und die bleichgewordene Elsa sie hören konnte. »Ich habe sie in ihrem Schlafzimmer gefunden - zwischen Matratze und Kopfkeil -, und Mr. Burkes war einfältig genug, mir mitzuteilen, wie sehr die Versicherungsentschädigung gelegen käme!«
    »Das ist eine gemeine Lüge!« keuchte Elsa. »Du bist ja - du bist eine -«
    Der Colonel winkte ab. Er gab sich würdevoll, wie es eine Toga und der dazugehörige Lorbeerkranz erlaubten.
    »Ich will kein Wort gegen Elsa hören«, sagte er streng. »Wir werden morgen heiraten.«
    Dorothy starrte ihn an.
    »Aber Paps, du mußt doch erst Erkundigungen einziehen ... Warte bitte erst einmal ab ...«
    Colonel Poynting lächelte. »Mein liebes Kind«, erklärte er vergnügt, »oben in meinem Tresor, wohlverwahrt in der Geldkassette, liegt ein hübsches, kleines Dokument, unterzeichnet von Seiner

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