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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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um den heißen Brei herumzuschleichen.«
    »Etwas Ähnliches sagten Sie schon.«
    Slip Morgan nahm sich zusammen. »Sie sitzen in der Patsche, und mir geht es genauso«, erklärte er fest. »Ich weiß alles über diese Smaragdbrosche. Sie tragen sie nur an -«
    »Wir wollen nicht gewöhnlich werden«, meinte Mary Smith. »Gut, Sie wissen also Bescheid. Und?«
    »Wenn Sie sich hundert Pfund für eine Stunde Arbeit verdienen wollen, sind Sie engagiert. Sie brauchen nicht mehr zu tun, als Colonel Poyntings Haus zu betreten. Eine Einladungskarte - gefälscht natürlich -, bekommen Sie von uns. Halten Sie sich eine Weile unter den vornehmen Leuten auf und geben Sie meinem Freund ein Zeichen, wenn er hereinkommen kann. Verstehen Sie mich?«
    »Nein«, sagte sie kopfschüttelnd. »Bis jetzt ist mir nur klar, daß Sie mich in Colonel Poyntings Haus schmuggeln wollen, und da mache ich natürlich nicht mit. Erstens -«
    Sie verstummte und schüttelte wieder den Kopf. »Nein, es geht nicht.«
    Slip lächelte. »Ich will Ihnen etwas sagen«, meinte er vertraulich. »Sie fürchten, erkannt zu werden?« Als sie nickte, tätschelte er ihren Arm. »Es handelt sich um einen Kostümball -«, fuhr er fort.
    »Oh!«
    Offensichtlich wußte sie Bescheid. Er bemerkte, daß ihre Augen zu funkeln begannen.
    »Natürlich, Masken! Wie amüsant!« Sie sah Slip interessiert an. »Ihr Freund sitzt in der Patsche, sagten Sie? Ist er vielleicht nicht ganz ehrlich?«
    »Machen Sie keine Witze mit mir«, erwiderte Mr. Morgan barsch. »Unschuld ist ja recht und gut, aber alles zu seiner Zeit. Jetzt geht es nur darum: Wollen Sie die Sache übernehmen? Sie verdienen hundert Pfund - fünfzig auf der Stelle, und die andere Hälfte nachher.«
    Sie kniff ihre Unterlippe mit Daumen und Zeigefinger zusammen und sah durch Slip Morgan hindurch.
    »Kann man davon ausgehen, daß Ihr Freund ... nun -«
    Sie wartete auf den korrekten Ausdruck, den Slip eilig lieferte.
    »Er wird in Colonel Poyntings Haus ein Ding drehen.«
    »Ich soll ihm also ein Zeichen geben - auf welche Weise?«
    »Durchs Fenster«, erklärte Slip. »Die Sache ist denkbar einfach. Sie schlendern zum Fenster und putzen sich mit dem Taschentuch die Nase. Aber das dürfen Sie erst tun, wenn Colonel Poynting das originellste Kostüm prämiiert, weil dann alle Leute unten im Saal versammelt sind. Haben Sie begriffen?«
    Sie hatte. Und als ihr Interesse einmal wachgerufen war, zeigte sie sich beinahe begeistert. Sie vereinbarte für den betreffenden Abend ein Zusammentreffen mit Mr. Thompson - dieses Pseudonym hatte sich Tom Burkes vorübergehend zugelegt.
    Es wurde beschlossen, daß sie als Pierrot oder Pierette erscheinen sollte.
    »Originell ist das ja gerade nicht«, meinte sie.
    »Spielt keine Rolle«, erwiderte Slip, »solange das Kostüm sauber ist.«
    Bliebe noch zu erwähnen, daß sich in Mr. Poyntings Arbeitszimmer ein Tresor befand, in welchem stets eine beträchtliche Summe baren Geldes aufbewahrt wurde.

3
    Die Park Lane ist keineswegs, wie sich manche Leute vorstellen, als Zentrum wilder, überschwenglicher Ausgelassenheit zu betrachten. Die Häuser dort werden vorwiegend von Leuten bewohnt, die so viel Geld haben, daß sie sich auch anderswo niederlassen. Jahrein, jahraus sind die Vorhänge vorgezogen, die Möbel unter Schonbezügen verborgen. Einige Personen von mehr vulgärer Art leben tatsächlich in ihren Häusern, aber gewöhnlich geben sie keine Parties. Colonel Poyntings Kostümball fiel daher so sehr aus dem Rahmen, daß die Polizei kaum anzugeben wußte, wo alle Autos geparkt werden sollten.
    Der Colonel empfing seine Gäste oben auf der großen Treppe, und er war seelisch und auch körperlich mit der Toga eines römischen Senators angetan, wie er dem besorgten jungen Mann von der Garderobe erklärte, der es in puncto Symbolik nicht weiter als bis zu einem Abendanzug gebracht hatte. Seine Erläuterungen gab der Colonel hastig zwischen Begrüßungsformeln für seine Gäste.
    »Ich weiß nicht, wohin sich Dorothy abgesetzt hat. Es ist mir auch gleichgültig«, sagte er fest. »Hast du den Brief gesehen, den sie geschrieben hat - oder vielmehr schreiben wollte? - Glücklicherweise kam ich in die Bibliothek, als sie ans Telefon gerufen wurde, und las die Epistel. - Es ist mir eine ganz besondere Ehre, Lady Carl ... Wie geht es Ihnen? - Meine Tochter hat kein Recht, meine Verlobte zu ersuchen, ja, ihr sogar zu befehlen, daß sie ihren Vater aufgeben müsse -«
    »Er geht einem aber

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