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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Lordschaft dem Bischof von London. Komm, Dorothy, sag Elsa, daß es dir leid tut.«
    »In deiner Geldkassette?« wiederholte sie langsam.
    Sie ging zum Fenster zurück, schob den Vorhang beiseite und winkte mit ihrem Taschentuch.
    »Um Gottes willen!« stöhnte ihr Vater auf. Für einen Augenblick dachte er, sie wolle ihrem Leben ein Ende machen und winkte der Welt ein letztes Mal zu.
    »Jetzt setzen wir uns alle und unterhalten uns ein bißchen«, sagte Dorothy und kam zu den anderen zurück. »Johnny Venner, du kannst etwas für mich tun. Rufe alle Leute zusammen - die Dienerschaft, überhaupt alle.«
    Der Colonel runzelte die Stirn.
    »Du wirst doch keine Szene machen wollen ...?«
    Dorothy lachte.
    »Ich möchte auf die Gesundheit meines Freundes Tom trinken«, sagte sie geheimnisvoll.
    In einer Nebenstraße der Park Lane wartete ein Taxi. Tom Burkes schlenderte gelassen darauf zu und stieg ein. Als der Wagen anfuhr, stellte Slip Morgan, der voll Nervosität im verdunkelten Innern gewartet hatte, eine Frage.
    »Da ist sie«, sagte Tom und legte die schwere Geldkassette auf den Rücksitz. »Die Kleine arbeitet wirklich erstklassig, das muß ihr der Neid lassen. Man sollte sie nicht aus den Augen lassen.«
    »Ich habe eben Glück bei Frauen«, meinte Slip selbstzufrieden.

Der Mann, der nie verlor
    Der Mann im grauen Flanellanzug, der vor dem Hotel de Paris hin und her schlenderte, spürte, daß man ihn von einem der Balkone aus beobachtete. Er konnte beinahe hören, wie der junge, gutaussehende Engländer zu dem Mädchen sagte: »Das ist der berühmte Twyford - er hat ein System, mit dem er praktisch jede Woche die Bank sprengt!«
    Es klang anerkennend.
    Der Mann war zu müde, um sich die beiden Neuankömmlinge in Monte Carlo auch nur anzusehen. Er war vierzig Jahre alt, und sein Haar wurde an den Schläfen bereits grau. Sein Gesicht war schmal und glattrasiert; er hatte regelmäßige, weiße Zähne und blaue Augen, außerdem sehr gute Nerven.
    »Das ist Aubrey Twyford«, wiederholte der junge Mann auf dem Balkon etwas neidisch. »Wenn ich nur halbsoviel Glück hätte wie er, wäre ich ein gemachter Mann!«
    »Armer Bobby!« sagte das Mädchen.
    »Wessen Glück?« fragte eine ältere Dame, die hinter den beiden auf den Balkon trat. Ihre Stimme klang unfreundlich.
    »Guten Abend, Bobby«, sagte sie und bot ihm die Wange zum Kuß. »Ich habe gehört, daß du eingetroffen bist. Von wem habt ihr gesprochen?«
    Er deutete auf die Straße hinunter. Mrs. Brane beschattete die Augen mit der Hand und betrachtete den elegant gekleideten Mann.
    »Das ist Aubrey Twyford - man nennt ihn den Mann, der nicht verlieren kann. In jeder Saison hält er sich von Februar bis Mai in Monte Carlo auf; er verläßt das Spielkasino nur als Gewinner.«
    »Ein großartiger Mann«, sagte Mrs. Brane trocken.
    »Willst du vielleicht seinem Beispiel folgen?«
    »Ich hatte einige Hoffnungen in dieser Beziehung, Tante, wenn ich die Wahrheit sagen soll«, meinte Bobby Gardner lachend.
    Sie rümpfte die Nase. »Ich habe nichts übrig für Spieler. Er muß ein furchtbarer Mensch sein.« Sie warf wieder einen Blick auf die Person, von der die Rede war.
    Twyford ging eben einem kleinen, dicklichen Mann entgegen, der gerade das Hotel de Paris verließ.
    »Das ist Souchet, der Bankier aus Paris. Er hat zwar Millionen, aber ich möchte trotzdem nicht mit ihm tauschen. Seine Tochter ist in dieser Woche mit einem Chauffeur durchgebrannt, und das hat der alte Herr anscheinend noch nicht überwunden. Seine Verluste an den Spieltischen scheinen ihn weniger zu bewegen«, meinte Bobby.
    Das Mädchen kehrte ins Zimmer zurück. Die alte Dame fragte: »Warum bist du nach Monte Carlo gekommen, Bobby?«
    »Warum?« fragte er mit gespielter Überraschung. »Aber du weißt doch, daß ich jedes Jahr hierherkomme.«
    »Aber warum bist du jetzt hier?« fragte sie.
    Er schwieg.
    »Die Geschichte wächst mir langsam zum Hals heraus, Bobby«, sagte sie leise. »Du hältst Madge zum Narren! Sie weiß nicht mehr aus noch ein. Warum bittest du sie denn nicht endlich um ihre Hand?«
    »Mit vierhundert Pfund im Jahr?« fragte er bitter.
    »Das hängt doch schließlich nicht vom Geld ab«, meinte sie verächtlich.
    Er fuhr herum. »Hast du eine Ahnung! Madge hat sehr viel Geld, und ich bin vergleichsweise arm! Ich kann ihr erst einen Antrag machen, wenn wir einigermaßen gleichberechtigt sind.«
    »Das ist doch pure Eitelkeit«, meinte seine Tante. »Aber so seid ihr Männer! Du

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