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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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nicht begreifen läßt, warum keiner dahinterkommt!«
    Sie ließen sich in den großen, bequemen Lehnsesseln nieder, und der Kellner brachte den geeisten Orangensaft in hohen Gläsern.
    »Wenn ich hier meine Zelte abbreche, sollte ich eigentlich ein Buch über mein System schreiben«, meinte Twyford.
    »Dann bin ich Ihre erste Leserin«, erklärte das Mädchen. »Dann kann ich nach Monte Carlo fahren, um ein Vermögen zu gewinnen.«
    Er schüttelte den Kopf und wurde plötzlich ernst. »Für mein System braucht man eiserne Nerven«, erklärte er. »Ich gebe es ja auch nur auf, weil ich mir zu viele Gewissensbisse mache.«
    Als Bobby zur Theke ging, um sich Zigaretten zu holen, beugte sich das Mädchen vor.
    »Mr. Twyford, ich muß Sie etwas fragen. Verlassen Sie Monte Carlo wirklich für immer?«
    Er nickte.
    »Und Sie wollen Ihr System nie mehr anwenden?«
    »Bestimmt nicht«, erwiderte er. »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Nehmen wir einmal an, Mr. Twyford«, fuhr das Mädchen fort, »jemand böte Ihnen eine beträchtliche Summe für Ihr System, würden Sie es verkaufen?« Die junge Dame hob überraschend den Kopf und sah, daß er lächelte.
    »Ich spreche nicht für mich«, sagte sie und wurde rot, »aber es gibt da jemanden, dem ich gerne etwas Glück gönnen würde.«
    »Ich kann es nicht verkaufen«, entgegnete er kurz. »Es tut mir sehr leid, aber es geht nicht!«
    Sie biß sich auf die Unterlippe. »Sie sagen aber niemandem etwas von unserer Unterredung?«
    Er hob abwehrend die Hand und betrachtete den zurückkehrenden jungen Mann mit neu erwecktem Interesse.
    In diesem Augenblick trat Miss Radleys Tante an den Tisch.
    »Du solltest längst im Bett sein, Madge«, sagte sie. »Bobby, warum seid ihr so unvernünftig?«
    Das Mädchen stellte ihr Twyford vor.
    »Haben Sie den beiden Ihr System erklärt, Mr. Twyford?« fragte sie lächelnd.
    »Ich unterrichte ganz Monte Carlo«, meinte er lachend, »und das Casino müßte eigentlich Eintrittsgeld verlangen für alle die Leute, die mir zusehen!«
    Nachdem die beiden Frauen gegangen waren, wandte sich Twyford Bobby zu.
    »Mr. Gardner«, sagte er, »Sie spielen heute ja gar nicht.«
    Bobby zuckte die Achseln. »Was hat das für einen Sinn? Ich riskiere nur kleine Einsätze, und damit läßt sich nichts gewinnen. Ich habe nicht die richtigen Nerven für einen Spieler. Dabei hat es mich noch nie so sehr gedrängt, den letzten Penny zu riskieren, wie heute!«
    Twyford nahm den Strohhalm zwischen die Zähne.
    »Schlechte Nachrichten?« fragte er.
    »Nein«, gab Bobby zurück. »Mir ist nur klargeworden, was ich für ein nutzloser Esel bin!«
    »Man hat manchmal solche Stunden«, meinte Twyford.
    »Wissen Sie, was ich tun werde?« fragte Bobby plötzlich. »Morgen lass' ich es einmal darauf ankommen. Ich habe ein paar tausend Pfund, die ich mir für ein ganz bestimmtes Vorhaben gespart habe, und ich werde Tausendfrancs-Einsätze wagen!«
    »Dann verlieren Sie«, sagte Twyford, ohne zu zögern.
    »Jeder, der gewinnen muß, verliert.«
    »Woher wissen Sie, daß ich gewinnen muß?« fragte der andere scharf.
    »Aus Ihren Worten läßt sich heraushören, daß sie unbedingt viel Geld brauchen«, meinte Twyford, »und wenn man es darauf abgesehen hat, verliert man grundsätzlich.«
    »Ohne Ausnahme?«
    »In neunundneunzig von hundert Fällen«, sagte Twyford. »Während der ersten Jahre, die ich hier in Monte Carlo verbracht habe, konnte ich mir wirklich ein Bild machen.«
    Bobby starrte ihn an. »Dann gehöre ich eben zu den Ausnahmen!« rief er und hastete davon, um noch einmal mit Miss Radley zu sprechen, bevor sie zu Bett ging.
    Twyford sah ihm lächelnd nach, zuckte dann die Schultern und winkte dem Kellner.
    Am nächsten Morgen kam Bobby ins Foyer des Hotels und fand Twyford beim Zeitunglesen.
    »Ich habe auf Sie gewartet«, sagte der Spieler. »Glauben Sie, die Damen ließen sich dazu überreden, eine Autofahrt nach Grasse zu unternehmen?«
    »Sehr freundlich von Ihnen«, erklärte Bobby dankbar.
    Miss Radley war zunächst nicht begeistert. Sie hatte sich über die Ablehnung vom Vorabend geärgert, aber Mrs. Brane wollte nach Grasse, um dort Parfüm einzukaufen, also stimmte auch Madge zu.
    Die Fahrt machte ihr mehr Vergnügen, als sie erwartet hatte. Man hatte ihr die Schönheiten der Grand Cornich oft genug beschrieben, aber sie fand ihre Erwartungen weit übertroffen.
    Als sie auf dem Rückweg im Gorge du Loup Tee tranken, führte Aubrey Twyford sie

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