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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Gericht der Welt als richtig anerkennen. Wenn Jean den richtigen Mann heiratet - das heißt, wenn wir ihn für sie auswählen könnten, brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. Aber Jean -!«
    Sie schwiegen; denn über Jeans unmögliche Art herrschte Einmütigkeit.
    »Glaubst du denn, daß diese Affäre mit Mortiboy ernstzunehmen ist?« fragte Hubert.
    »Mortimer«, korrigierte ihn Leslie. »Ja, gewiß. Wenn er zur üblichen Sorte gehören würde, wäre alles ganz einfach. Mortimer hat aber Cambridge besucht und ist von ungewöhnlicher Intelligenz.«
    »Unglaublich!« ereiferte sich Hubert. »Ich habe erst letzten Sonntag gepredigt ...«
    »Wir brauchen jetzt etwas anderes als Predigten«, unterbrach ihn Charles gereizt. »Wenn Jean sich entschließt, mit diesem jungen Mann davonzulaufen, sitzen wir in der Patsche. Was für ein Mensch ist er eigentlich?«
    Sie sahen beide Leslie an, aber der schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihn noch nie gesehen. Jean wollte ihn zum Essen mitbringen, aber ich lehnte natürlich ab. Ich weiß nur, daß er schöne Augen und einen edlen Charakter haben soll. Im übrigen spielt er angeblich hervorragend Golf.«
    »Pff!« machte Charles. »Und sein Beruf?«
    Leslie sah ihn bedeutsam an. »Er ist Rechtsanwalt«, sagte er, »und das macht alles nur um so schlimmer.«
    Wieder schwieg man lange Zeit.
    »Wieviel ist von Jeans Geld noch übrig?« erkundigte sich Hubert.
    Charles hustete. Er war das Finanzgenie der Familie.
    »Mehr als die Hälfte«, sagte er laut, »und ich bin absolut sicher, daß man bei Gericht unserer Versicherung Glauben schenken würde -«
    »Ausgeschlossen!« sagte Leslie sofort. »Darüber brauchen wir uns gar keine Illusionen zu machen. Hunderttausend Pfund für eine Schatzsucherexpedition nach der Kokosinsel nimmt uns kein Richter ab.«
    »Aber Tiggerly ist ein ehrlicher Mann«, meinte Hubert.
    »Ein bißchen gewöhnlich vielleicht -«
    »Und ein bißchen verrückt«, ergänzte Leslie. »Er kommt heute abend übrigens zu mir. Er meint, er wisse jetzt, wo der Fehler liege ... Wenn wir noch einmal eine Expedition ausrüsten ...«
    Es war charakteristisch für die d'Ortons, daß solche Vorschläge nicht mit Hohn und Spott begrüßt, sondern allenfalls mit Bedauern betrachtet wurden.
    »Wie weit ist die Sache schon gediehen?« fragte Charles interessiert.
    »Die Affäre Mortimer?« Leslie biß sich auf die Unterlippe. »Ziemlich weit, stelle ich mir vor. Er bat mich schriftlich um ein Gespräch unter vier Augen. Es wird also ernst. Wir haben ... Wieviel ist übriggeblieben?«
    »Nahezu dreihunderttausend«, sagte Charles. »Wirklich genug für jedes junge Mädchen.«
    »Drei also - nahezu«, sinnierte Leslie. »Wenn wir eine Heirat mit irgendeinem Mann, nur nicht mit diesem dahergelaufenen Abenteurer arrangieren könnten ...«
    In diesem Augenblick besprach Jean Alice d'Orton im Green Park ihre Hochzeit mit einem jungen Mann, der keineswegs wie ein dahergelaufener Abenteurer aussah.
    »Wie kann ich denn jetzt endlich mit deinen Brüdern zusammentreffen, Liebling?« fragte er gerade.
    Sie lächelte schwach. »Es wird einen furchtbaren Streit geben, Jack. Sie wollen dich nicht sehen! Du weißt gar nicht, wie ich mich angestrengt habe, dir eine Audienz zu verschaffen.«
    »Was ist eigentlich los?« wollte er wissen. »Sie können gegen mich persönlich gar nichts einwanden, weil sie mich gar nicht kennen. Ich habe selbst Vermögen, also kann man mir auch nicht unterstellen, daß ich es auf dein Geld abgesehen hätte. Und wenn sie sich der Mühe unterzögen, meine Ahnenreihe zu erforschen -«
    Sie schüttelte den Kopf. »Lieber, sie machen mir manchmal wirklich Angst. Sie benehmen sich, als lebten wir noch im Mittelalter.« Sie wandte sich ihm plötzlich zu.
    »Du hast sicher von den alten Edelleuten gehört, die ihre Töchter jahrelang in einen Turm sperrten, um die Mitgift verprassen zu können? Genau so sind meine Brüder, Jack. Lach nicht - ich meine es ernst. Glücklicherweise verfügen sie weder über Türme noch über Verliese, aber an ihrer Einstellung ändert das nichts.«
    »Ich verstehe immer noch nicht«, meinte er. »Was können sie einwenden? Sie werden doch sicher nicht verlangen wollen, daß du immer ledig bleibst? Und ist denn deine Mitgift wirklich so groß?«
    Sie wich dieser Frage aus. »Hast du Leslie geschrieben, wie wir es ausgemacht hatten?«
    Er nickte. »Ein von seiner Sekretärin unterschriebener Brief teilt mir mit, daß ich ihn in Zukunft nicht

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