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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Francs, während Mr. Twyford Hunderttausende gewann, indem er gegen ihn setzte. Sobald er jedoch erfuhr, daß der andere ohne Mittel dastand, ersetzte er die Verluste - er konnte es sich leisten. Er meinte, es sei das einzige System der Welt, und ich glaube ihm.« »Aber warum hat er dann jetzt verloren?« fragte Bobby.
    Miss Radley lächelte. »Das lag wohl daran, daß er gegen jemanden spielte, der wirklich ungewöhnlich glücklich sein mußte«, sagte sie. »Hast du nicht gehört, wie er mich fragte, ob wir uns verlobt hätten?«

Ehemann gesucht
    Die d'Ortons schienen noch aus dem Mittelalter zu stammen, daran gab es keinen Zweifel. Charles, der älteste Bruder, früher einmal Arzt, hatte sich zweimal vor Gericht verantworten müssen - einmal, weil er einen jugendlichen Obstdieb unbarmherzig verprügelt hatte, und das zweitemal wegen Mißhandlung eines Dienstboten, der sich erlaubt hatte, andere politische Meinungen zu vertreten als sein Herr. Hubert, seines Zeichens Pastor, lag in dauerndem Streit mit seinem Bischof; überdies hatte er durch die Art, wie er seine Schäfchen behandelte, mehrmals unliebsames Aufsehen erregt. Leslie, der jüngste Bruder, trieb seine mittelalterliche Einstellung sogar so weit, daß die ergrimmten Bewohner des Dorfes Badleigh-on-the-Moor ihn in effigie verbrannten.
    Zweifellos waren die d'Ortons Männer, die der modernen Zeit mit Mißtrauen begegneten, obgleich sie ihre Annehmlichkeiten zu schätzen wußten. Elektrisches Licht, Autos, Luxusappartements in der Park Lane - alle Vorteile, die sich durch das Betätigen von Knöpfen und Schaltern erreichen ließen, wurden geduldet. Die drei Brüder haßten die ordinären Reichen und verachteten die noch gewöhnlicheren Armen. Charles, weißhaarig und rotgesichtig, hielt sich nur französisches Dienstpersonal in seinem feudalen Landsitz nahe Saffron Walden; Pastor Hubert war der einzige Geistliche Englands, den man nie ohne seinen Diener ausgehen sah.
    Es war das Unglück der d'Ortons, daß Jeanne Alice d'Orton der mittelalterliche Geist völlig mangelte. Um ehrlich zu sein, sie war nur die Halbschwester des Trios, hervorgegangen aus einer unklugen Heirat ihres Vaters mit einer gewissen Mary Jane Potter, die sich keineswegs auf eine adlige Ahnenreihe zu berufen vermochte. Sie brachte kein stolzes Wappen in die Familie, keine heraldischen Schnörkel; nicht mehr als sechshunderttausend Goldsovereigns, die ihrer Tochter vermacht waren. Miss Potter stammte aus einer Töpferfamilie.
    »Ich bin eben ein ganz einfacher Mensch«, hatte Jeanne einmal zu Charles gesagt, als er sie wegen irgendeines Jugendstreiches tadelte. »Mir fehlt der Schuß königlichen Blutes. Mein Gewissen schläft völlig ruhig, wenn ich mit Künstlern ausgehe oder mit Schauspielern tanze.«
    Sie war ein schlankes, großes, hübsches Mädchen mit blondem Haar, und sie hatte die Augen ihrer Mutter - dunkel, groß und durchdringend.
    Die Wirkung dieser Augen auf einen ganz bestimmten jungen Mann machte es erforderlich, daß sich die drei Brüder an einem trüben Novembermorgen zum Frühstück in Leslie d'Ortons Wohnung trafen. Es ging nicht um eine Mahlzeit: mittelalterliche Ritter tagten. Auf dem Tisch lag eine aufgeschlagene Morgenzeitung.
    »Sehr deprimierend«, meinte Charles und befingerte seinen kurzen, weißen Schnurrbart. »Ausgesprochen unangenehm.«
    »Aber das waren doch Treuhänder eines gemeinnützigen Unternehmens«, wiederholte Pastor Hubert. »Ich glaube nicht, daß solche Leute in dieselbe Kategorie gehören, Leslie? Machen wir uns da nicht zu große Sorgen?«
    Der schmalgesichtige junge Mann mit den tiefliegenden Augen schüttelte den Kopf.
    »Mein Lieber, ich bin Rechtsanwalt, zumindest hält man mich für einen. Warum wollen wir uns etwas vormachen?«
    Hubert nahm wieder die Zeitung zur Hand. Die Überschrift, für die er sich interessierte, lautete: ›Sieben Jahre Gefängnis für Vermögensverwalter‹. Das Wort ›betrügerischen‹ unterschlug er.
    »Die Verantwortung für die ganze Angelegenheit liegt bei dieser unmöglichen Potter«, sagte er ernsthaft. »Es war eine Gemeinheit, das Geld treuhänderisch . sozusagen . Wir haben doch schließlich unser Bestes getan.«
    »Ich möchte den Kernpunkt einmal ganz deutlich und vielleicht auch ein wenig brutal kennzeichnen«, sagte Leslie und schob seinen Stuhl zurück. »Wir drei haben treuhänderisch ein Vermögen von etwa 630 000 Pfund zu verwalten. Die Art, wie wir dieses Amt ausgeübt haben, würde kein

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