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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mehr belästigen soll. Am liebsten wäre ich hingegangen, um ihn zu ohrfeigen.«
    »Hättest du es nur getan«, meinte sie bedrückt.
    Nach einer Weile setzte sie hinzu: »Es hat etwas mit der Mitgift zu tun. Ich weiß nicht genau, wie -«
    »Sind sie als Vermögensverwalter für dich eingesetzt?« fragte er plötzlich.
    Sie nickte.
    »Wann geht die Kontrolle auf dich über?«
    »Sobald ich Fünfundzwanzig bin oder bei meiner Heirat«, erwiderte sie. Er pfiff durch die Zähne.
    »Aha!«
    Jack Mortimer wußte mehr über die aristokratischen d'Ortons, als sie vermuteten.
    »Komische Burschen!« sagte er schließlich. »Sind sie etwa auch Vormund? Können sie deine Heirat verhindern?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Worüber machen wir uns dann eigentlich Sorgen?« meinte er fröhlich.
    Eine halbe Stunde später war sie auf dem Weg zu ihrem Zimmer, als Leslie sie in seinen Arbeitsraum bat. Sie teilte sich die Wohnung mit ihrem Halbbruder, hatte seine Räume in den letzten Jahren aber kaum öfter als dreimal betreten.
    »Charles ist nach Devonshire zurückgefahren«; begann er, »und er macht sich große Sorgen um dich - um deine Gesundheit, meine ich. Er möchte wissen, ob du nicht ein paar Wochen bei ihm auf dem Land verbringen willst.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Warum denn das?« fragte sie. »Ich kann sowieso auf keinen Fall.« Es erforderte ein wenig Mut, aber sie raffte sich schließlich zu dem Geständnis auf: »Leslie, ich werde heiraten.«
    Er fuhr sich mit leicht zitternder Hand durchs Haar.
    »Tatsächlich? Das ist aber mal eine Neuigkeit. Du weißt doch hoffentlich, daß du nicht ohne Genehmigung deiner Vormünder heiraten darfst?«
    »Ich habe keinen Vormund«, erwiderte sie brüsk.
    Er verzichtete darauf, sich in eine Diskussion einzulassen.
    »Wann soll denn das Ereignis stattfinden?« fragte er statt dessen.
    Ein Datum war zwischen ihr und Jack noch nicht festgelegt worden.
    Sie überlegte aber nur kurz.
    »In vierzehn Tagen«, sagte sie. »Kurz vor Weihnachten. Mr. Mortimer und ich fahren in die Schweiz.«
    Er kratzte sich am Kinn, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
    »Das kommt sehr - unerwartet«, meinte er. »Ich bin nicht so sicher, daß Charles einverstanden sein wird.«
    Charles war als ältester Bruder nominell Chef der Familie.
    »Noch etwas, Leslie«, sagte sie hastig. »Jack - Mr. Mortimer meinte, er würde nach der Rückkehr von den Flitterwochen ... die geschäftlichen Angelegenheiten mit euch besprechen ... Ich meine - wegen meines Vermögens. Ich habe ihm erzählt, daß ich bei der Verehelichung selbst über mein Geld verfügen kann.«
    »Das hat ihn sicherlich sehr interessiert«, bemerkte Leslie trocken. Daß er damit einen taktischen Fehler beging, erkannte er nicht.
    »Jack Mortimer hat Geld genug«, erwiderte sie kalt.
    »Wenn ihr mit ihm nicht sprechen wollt, dann können seine Anwälte .«
    »Bitte sehr, es gibt keinen Grund, warum er nicht mit uns darüber sprechen könnte«, sagte Leslie abrupt und komplimentierte sie hinaus.
    Er erreichte seinen älteren Bruder telefonisch, bevor dieser sein Hotel verließ und aufs Land fuhr. Hubert hielt sich noch länger in London auf. Am Nachmittag kam es zu einer Besprechung, nach deren Beendigung Leslie Lincoln's Inn Fields aufsuchte und dort mit einem Schulfreund sprach, der ebenfalls als Anwalt arbeitete. Der Jurist machte ein langes Gesicht, nachdem er Leslie angehört hatte.
    »Das ist doch nicht dein Ernst, oder?« fragte er. »Wenn das alles stimmt, möchte ich nicht in deiner Haut stecken.«
    »Wir haben das Geld nach unseren besten Kenntnissen angelegt -«, begann Leslie, aber der Anwalt unterbrach ihn.
    »Wie du selbst zugibst, hast du ungeheure Summen für deinen persönlichen Komfort ausgegeben. Ganz deutlich ausgedrückt: seit sechs Jahren lebst du vom Kapital deiner Schwester. Wenn jemals eine gerichtliche Überprüfung stattfindet, kann dich nichts vor dem Gefängnis retten.«
    Leslie d'Orton wurde bleich. »Das ist dein voller Ernst?«
    Der Anwalt nickte. »Natürlich gilt für deine Brüder dasselbe. Du sitzt ganz schön in der Tinte, mein Freund. Das einzige, was ich dir empfehlen kann, ist, deine Schwester zu überreden, daß sie ihre Heirat aufschiebt. Damit gewinnst du eine Galgenfrist.«
    Die drei Brüder trafen sich in Charles' Haus in Paddington und kamen schnell zu einer Lösung.
    »Jean darf nicht heiraten«, sagte Pastor Hubert, »oder wenn sie heiratet, dann nur einen Mann unserer Wahl.«
    Man besprach sich

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