087 - Dr. Satanas - Herr der Skelette
hinein.
Links und rechts wichen die Galerien zurück, so daß
schließlich nur noch äußerst schmale Pfade vorhanden waren, auf denen man kaum
mehr gehen konnte.
Sie liefen direkt auf dem alten Schienenweg in die
Dunkelheit. Wie ein Untier türmte sich ein alter, nicht mehr benutzter
Metro-Wagen vor ihnen auf.
X-RAY-7 mußte auf die Plattform klettern und lief
durch den Mittelgang des Wagens. Leere Sitze, kein Laut. Dem Ganzen haftete
etwas Spukhaftes an.
In der Finsternis hörte Iwan vor sich eine Tür
klappen. Lebuson hatte wohl den Wagen verlassen.
Es war erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit der Russe
seine fast zwei Zentner Lebendgewicht bewegte. Wie ein Schatten huschte er
durch den Gang.
Da passierte es!
Eine Faust krachte in sein Gesicht, eine Handkante von
hinten sauste schräg gegen seinen Nacken. Zwei Hände, die nach ihm greifen und
ihn zu Boden zerren wollten, fanden aber nicht mehr ihr Ziel.
Iwan Kunaritschew stieß seine großen, kräftigen Arme
nach vorn.
Der dritte Angreifer wurde nach oben gerissen. Der
Russe wirbelte herum und schleuderte den Angreifer mit sich – benutze ihn dabei
wie eine Sichel. Damit traf er den einen Kontrahenten hart an der Hüfte, riß
ihn zur Seite. Der Mann stürzte, ohne einen Laut von sich zu geben, von der
Plattform. Der andere rettete sich mit einem geschickten Sprung zur Seite und
tauchte direkt vor dem Russen auf.
X-RAY-7 ließ den Angreifer los, den er als Schleuder
benutzt hatte. Der Gegner flog über die Plattform und landete zwischen den
Schienen.
Der zweite Mann kam nicht dazu, noch mal einzugreifen.
Iwan Kunaritschew schoß seine Rechte ab, und die krachte wie ein Hammer auf das
Kinn des Fremden. Er hörte es knirschen. Aber wieder erfolgte kein
Schmerzenslaut und kein Aufschrei. Der Getroffene flog gegen die Wagentür und
es hallte durch den unterirdischen Stollen, als würde jemand einen indischen
Gong schlagen. Wo Iwan hinlangte, da wuchs normalerweise kein Gras mehr. Doch
seine Gegner waren nur zurückzudrängen und aufzuhalten. Er konnte sich ihrer
nicht entledigen.
Das waren keine Menschen! Sie hatten nur eine
menschliche Gestalt angenommen.
Als Iwan von der Plattform sprang, um sich mehr
Bewegungsfreiheit zu verschaffen, waren sie plötzlich alle drei wieder da.
Ihre hellen, bleichen Gesichter schimmerten wie
Mondscheiben im Dunkel. Von Dr. Lebuson war weit und breit keine Spur mehr.
Stinkender Atem schlug dem Russen entgegen. Die menschlichen Gesichter vor ihm
waren zu abstoßenden Fratzen verzogen, als wollten sie ihn erschrecken.
Da wußte Iwan Kunaritschew, daß mit Sicherheit Dr.
Satanas hinter allem steckte – er rief die Dämonen. Diese drei waren
Hilfsgeister, die Iwan zur Strecke bringen sollten.
»Na warte!« preßte er hervor. »Da habe ich was für
euch!« Er riß sein Bein hoch und trat so gegen einen, daß der im hohen Bogen
gegen die Stollenwand klatschte und sekundenlang ausfiel. Gleichzeitig wühlte
Iwan in der Tasche seines Jacketts, über dem er eine fellgefütterte Lederjacke
trug. Der Zusammenstoß mit einem Dämon in einem Krankenhaus in Montevideo, im
Zusammenhang mit Dr. Satanas, hatte ihn vorsichtig werden lassen. Durch einen
Zufall hatte er dort erkannt, daß ein Kruzifix im Kampf gegen die Geisterwelt
eine wirksame Waffe sein konnte. So hatte Iwan vorgesorgt und ein Kruzifix
mitgenommen, das er stets bei sich trug.
Er wich Schritt für Schritt auf den Schienen zurück
und ließ seine Widersacher nicht aus den Augen.
Beide Angreifer veränderten plötzlich ihre Gestalt.
Die Gesichter verformten sich, die Augen wurden größer und die Schädel sahen
aus, als würden sie von innen aufgeblasen.
Jeder andere Mensch hätte aufgeschrien, nicht so der
Russe. Er stellte sich den Herausforderungen der Hölle. Doch auch ihm war
mulmig zumute, obwohl dies nicht seine erste Begegnung mit leibhaftigen Dämonen
war. Bevor sie ihre endgültige höllische Gestalt annehmen konnten, hielt
X-RAY-7 das Kruzifix in der Hand. Er fühlte die kühle Wand hinter sich. Hier
war der Schienenweg zu Ende. Eine Mauer aus Beton wuchs hinter ihm aus dem Boden
und begrenzte den stillgelegten Schienenstrang.
Iwan streckte die Hand mit dem geweihten Kruzifix aus.
Die beiden Dämonen prallten zurück. Ein heftiger
Atemstoß traf Iwans Gesicht, der penetrante Geruch preßte sich in seine Lunge.
Aus den Augenwinkeln heraus erblickte er den dritten Gegner, der langsam an der
Außenwand emporkam und auch seine Gestalt veränderte.
Der Anblick,
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