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0870 - Plondfair, der Berufene

Titel: 0870 - Plondfair, der Berufene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Zustand der Meditation, der angeblich während der Großen Flehen und beim Gang über das Rad erreicht werden konnte. Plondfair war es noch nie gelungen, sich selbst in Trance zu versetzen, allerdings hatte er es auch noch niemals ernsthaft versucht.
    Er durchquerte ein Portal. Aus dem Innern des Tempels erklang dumpfer Singsang, aber das konnten auch Priester bei ihren regelmäßigen Feiern sein. Plondfair hörte Stimmen und sah eine Gruppe Wynger vor dem benachbarten Portal auftauchen. Es waren Angehörige verschiedener Stämme. Sie gehörten nicht zu den Kranken. Wahrscheinlich handelte es sich um Besucher von anderen Monden oder von Wynger-Kolonien irgendwo in Algstogermaht. Es war der Traum eines jeden Wyngers, irgendwann einmal ins Torgnisch-System zu reisen und in unmittelbarer Nähe von Alles-Rad zu sein.
    Das Tor hinter dem Portal öffnete sich, die Wynger gingen in den Tempel. Einen Augenblick spielte Plondfair mit dem Gedanken, sich ihnen einfach anzuschließen, doch er entschied sich schnell wieder gegen diese Idee. Wenn die Wynger einer Reisegruppe angehörten, kannten sie sich untereinander. Die Anwesenheit eines Fremden hätte sie nur zu Fragen veranlaßt.
    Der Berufene verließ den Platz vor dem Eingang und ging an der Tempelmauer entlang.
    Er kam nur mühsam voran, denn das Gestrüpp, das abseits der Wege offenbar niemals gerodet wurde, reichte bis an das Gebäude heran. Schließlich kam er an eine Stelle, wo mehrere Bäume so miteinander verwachsen waren, daß sie ein natürliches Gerüst bildeten. Plondfair prüfte die Festigkeit der Äste und stellte fest, daß sie sein Körpergewicht aushielten. Er kletterte daran hoch und erreichte über einen weit hinausragenden Ast das Kuppeldach des Tempels. Mit einem Satz sprang er auf das Dach und klammerte sich am Arm einer Skulptur fest.
    Der Körper der von einem wyngerischen Künstler in ferner Vergangenheit geschaffenen Figur wies genügend Unebenheiten auf, um sich daran festzuhalten und weiter nach oben zu kriechen. Plondfairs Ziel waren fensterähnliche Öffnungen auf der oberen Wölbung des Daches. Er hoffte, daß er von dort aus einen Blick in das Innere des Tempels werfen konnte. Nachdem er einige Meter hinter sich gebracht hatte, lagen die höchsten Wipfel der Bäume bereits unter ihm. Das bedeutete, daß er keine Deckung mehr besaß und von jedem gesehen werden konnte, der zufällig von jenseits des Waldes zum Tempel blickte.
    Doch diese Gefahr war gering, denn der junge Mann hatte für sein Unternehmen jene Seite des Tempels gewählt, wo die Parkanlagen besonders ausgedehnt waren und bis an die Wohnbezirke reichten.
    Plondfair zog sich auf den Kopf der Figur und stemmte sich dort hoch. Auf diese Weise kam er mit dem Gesicht bis an eine der Öffnungen heran. Sie waren mit einem transparenten Material verschlossen, das erst lange Zeit nach der eigentlichen Errichtung des Tempels eingelassen worden war. Früher hatten diese Fenster keinen Verschluß besessen.
    Der Lufke preßte sein Gesicht dagegen und blickte in den Tempel.
    Er konnte fast die gesamte Haupthalle überblicken. Genau in der Mitte befand sich das Heiligtum, ein kleines Modell des Torgnisch-Systems mit Välgerspäre und seinen Monden. Der Planet und die zwölf wichtigen Monde waren beleuchtet.
    Das gesamte Gebilde stand auf einem Podest, das sich langsam um die eigene Achse drehte. Aus Bodenöffnungen strömten farbige Dämpfe, die sich dicht über der Oberfläche verteilten. Die Gruppe der Wynger, die Plondfair bereits gesehen hatte, hockte rund um das Heiligtum verteilt auf roten Schwammkissen. Die Besucher lauschten ehrfurchtsvoll auf die Gesänge der Kryn, die in Schalen überall an den Wänden saßen. Ein alter Priester, der sich offenbar im Zustand der Trance befand, kauerte auf einem Sockel an der dem Haupteingang gegenüberliegenden Wand. Die Szene machte einen unwirklichen Eindruck, doch Plondfair ließ sich davon nicht beeindrucken. Von seinem Platz aus war alles überschaubar, so daß er sich über die geschickte Anordnung der Plätze klar wurde.
    Auch die Beleuchtungseffekte wurden durch ein ausgeklügeltes technisches System hervorgerufen.
    Plondfair konnte beim besten Willen nichts erkennen, was auf eine direkte Intervention des Alles-Rads hingedeutet hätte.
    Er war enttäuscht, daß er keine Kranken sehen konnte. Wahrscheinlich waren sie in anderen Tempeln untergebracht.
    Plondfair wollte seinen Beobachtungsplatz schon wieder verlassen, als sich plötzlich einer

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