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0870 - Plondfair, der Berufene

Titel: 0870 - Plondfair, der Berufene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich, so daß Plondfair nicht verstehen konnte, was sie sagten. Gainths Worte hatten dem Lufken jedoch bewußt gemacht, daß er in der Falle saß.
    Das hieß - einen Ausweg gab es vielleicht doch!
    Warum sollte er nicht jenen Weg benutzen, durch den Gainth und die anderen gerade den Tempel betreten hatten? Der Gedanke war verlockend, denn auf diese Weise konnte Plondfair auch herausfinden, wie es unter den Tempeln aussah.
    Das Trommeln und die Gesänge der Priester hörten abrupt auf. Die nun eintretende Stille wirkte unheimlich. Plondfair nahm an, daß auch diese Maßnahme dazu diente, die Kranken zu beeindrucken und sie in euphorische Stimmung zu versetzen. Keines der Ereignisse, die Plondfair bisher jedoch erlebt hatte, erschien ihm geeignet, einen der Bedauernswerten zu retten. Vielleicht führte dieses Schauspiel in dem einen oder anderen Fall zu einer Heilung durch Autosuggestion, mehr steckte nicht dahinter.
    Was Plondfair insgeheim bereits vermutet hatte, schien sich hier zu bestätigen. Es gab keine Wunder. Das Alles-Rad, das sich angeblich der Kranken annahm, hatte wahrscheinlich noch nie eine Heilung herbeigeführt.
    Diese Feststellung war um so ernüchternder, weil sie in die Frage mündete, ob die Berufenen, die nach Välgerspäre gebracht wurden, mit einer ähnlichen Enttäuschung rechnen mußten.
    Plondfair unterbrach seine Überlegungen, denn er sah, daß zwei Kryn die erste Liege zu den Aufbauten rollten.
    „Das ist der Lufke Blatair!" rief ein Priester von einem Sockel. „Er erbittet deine Hilfe, Alles-Rad."
    Die Kryn, die die Liege geschoben hatten, zogen sich respektvoll zurück. Ein Lichtstrahl geisterte von der Decke herab und hüllte den Kranken auf der Liege ein. Die Flüssigkeit in den Schalen entzündete sich.
    Da sah Plondfair, daß sich einer der kuppelförmigen Auswüchse öffnete. Es war ein Vorgang, den weder die Priester noch die Kranken sehen konnten.
    Plondfair hielt unwillkürlich den Atem an. Er ahnte, daß er ungewollt Zeuge eines Ereignisses wurde, das nicht zum offiziellen Ritus gehörte.
    Aus der Öffnung der kleinen Kuppel glitt jetzt ein schlangenähnliches Gebilde. Es war ein stählerner Tentakel, dessen Ende kugelförmig verdickt war. Plondfair sah, daß das Ding auf die Liege mit dem Kranken zuschoß. Es war eine blitzschnelle Bewegung, die deutlich machte, daß der Tentakel von Anfang an nur dieses Ziel gekannt hatte. Das Kugelende schlüpfte unter die Decke.
    Ein Diagnosegerät! dachte Plondfair unwillkürlich.
    Eine bessere Erklärung fiel ihm nicht ein.
    Das war die Vorbereitung für ein neues „Wunder", dachte Plondfair bitter. Auf diese Weise wurden wahrscheinlich bereits zu Beginn der Pilgerreise jene Kranken aussortiert, die gerettet werden konnten.
    Nicht das Alles-Rad war die Ursache für manche wunderbare Rettung und auch keine psychologischen Gründe, wie Plondfair bisher angenommen hatte.
    In den Tempeln der Kryn gab es eine geheimnisvolle und verborgene Technik, die sich der Hilfesuchenden annahm. Daran zweifelte Plondfair jetzt nicht mehr. Die Frage war nur, ob die Kryn davon wußten. Plondfair bezweifelte es. Das Instrument, das er gerade gesehen hatte, wirkte fremdartig und schien keine wyngerische Erfindung zu sein.
    Vielleicht war eine elitäre Führungsschicht der Priester eingeweiht, aber die große Mehrheit glaubte an die Wunder, die angeblich vom Alles-Rad vollbracht wurden. Gainth, selbst ein bedeutender Kryn, war dafür ein gutes Beispiel.
    Wer aber war für all das verantwortlich?
    Es mußte eine Macht sein, die sich den Glauben der Wynger an das Alles-Rad zunutze gemacht hatte.
    Aber warum?
    Plondfair zerbrach sich den Kopf, aber er fand keine Antwort auf diese Frage.
    Warum war jemand daran interessiert, den Glauben an das Alles-Rad dadurch aufrechtzuerhalten, daß er „Wunder" inszenierte? Es war möglich, daß die eingeweihten Kryn (wenn es diese überhaupt gab) etwas damit zu tun hatten. Vielleicht wollten sie ihren Einfluß auf diese Weise erhalten und vergrößern.
    Es war jedoch unvorstellbar, daß die Kryn sich selbst das dazu benötigte Instrumentarium beschafft hatten. Außer diesem Diagnosegerät mußten ja technische Anlagen existieren, die die angeblichen Wunder vollbrachten, Geräte, die die Heilung Todkranker garantierten.
    Wer hatte diese Einrichtungen gebaut und installiert?
    Eine Flut ketzerischer Fragen machte Plondfair zu schaffen.
    Er war auf die Spur von etwas gestoßen, von dem kein Wynger etwas ahnte. Auch die aus

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