0870 - Plondfair, der Berufene
suchte, von dem aus er in Ruhe den Fortgang der Zeremonie verfolgen konnte. Er entschloß sich, zum Ende der Halle zu kriechen. Dort befanden sich einige Aufbauten, von denen er von seinem Platz aus jedoch nur die Umrisse erkennen konnte. Er nahm an, daß sich dort die Zugänge zu den Räumen unter der Tempelanlage befanden.
Er tauchte wieder in den Qualm und kroch weiter. Jedes Mal, wenn er Luft holen mußte, versteckte er sich hinter einem der Sockel, auf denen die Priester saßen. Die Kryn ahnten nicht einmal, daß sich ein Fremder in ihrem Tempel aufhielt.
Völlig außer Atem erreichte Plondfair schließlich sein Ziel. Er hatte richtig vermutet: Vor ihm befanden sich mehrere Türen. Der Boden war mit kuppelförmigen Auswüchsen bedeckt, deren oberste Wölbung noch ein gutes Stück aus dem Qualm ragte. Zu beiden Seiten der Aufbauten befanden sich stufenförmige Terrassen, die bis zur rückwärtigen Wand reichten. Auf den einzelnen Stufen befanden sich Schalen von zwei bis drei Meter Durchmesser. Sie waren mit Flüssigkeit gefüllt. Plondfair vermutete, daß es sich um einen brennbaren Stoff handelte. Irgendwann im Verlauf der Feierlichkeiten wurden die Schalen wahrscheinlich als offene Feuer benutzt.
Plondfair entdeckte, daß sich an der Rückfront der Stufen zahlreiche Öffnungen befanden, die durch Schieber verdeckt werden konnten. Er nahm an, daß sie zum System einer Klimaanlage gehörte. Mühelos drückte er einen der Schieber zur Seite. Die Öffnung war groß genug, daß Plondfair hineinkriechen konnte. Er gelangte in das Innere der hohlen Stufe. Mit einer Hand zog er den Schieber soweit zu, daß ihm ein schmaler Schlitz blieb, durch den er die Vorgänge im Tempel weiter beobachten konnte.
Plötzlich hörte er Stimmen.
In Plondfairs unmittelbarer Nähe wurde gesprochen, sonst hätten die Stimmen Trommelschlag und Gesänge kaum übertönt. Plondfair nahm an, daß jemand aus den Räumen unter den Tempeln gekommen war. Er riskierte es, den Schieber etwas weiter zu öffnen, so daß er sehen konnte, was seitlich von ihm geschah.
Ein paar Wynger hatten die Halle durch eine der Türen in den Aufbauten betreten.
Plondfair zuckte zusammen, als er erkannte, daß einer von ihnen Gainth war.
Durch das System der unterirdischen Gänge war der Kryn in den Haupttempel gelangt.
Wahrscheinlich waren er und seine Begleiter gekommen, um nach Plondfair zu suchen.
Plondfair konnte jetzt deutlich hören, was die Priester sagten.
„Was macht Sie so sicher, daß er herkommen wird, Gainth?" fragte einer von ihnen. „Er kann sich doch denken, daß wir auf ihn warten. Es wäre klüger, wenn er versuchen würde, einen der anderen Monde zu erreichen, die zu den Stationen der Reise gehören.
Dort wäre das Risiko eines Kontaktversuchs für ihn erheblich geringer."
Gainth lachte auf.
„Jeder von uns würde es auf diese Weise versuchen", gab er zu. „Dieser Bursche ist jedoch bei all seiner Intelligenz von einem hartnäckigen Trotz erfüllt, der ihn geradewegs auf ein Ziel losgehen läßt. Außerdem ist er stolz, um nicht zu sagen, überheblich. Er fühlt sich allen anderen Wyngern überlegen. Das macht ihn übertrieben selbstbewußt."
Plondfair errötete, als er den Kryn so reden hörte.
„Trotzdem", wandte einer von Gainths Begleitern ein, „wird er nicht geradewegs durch das Tor spaziert kommen."
„Vermutlich nicht", meinte auch Gainth. „Vergeßt nicht, daß er sich hier nicht auskennt.
Er wird einige Zeit brauchen, bis er herausgefunden hat, wo die Kranken sich befinden.
Die Zeremonie dauert noch sechs Stunden und irgendwann in diesem Zeitraum wird er hier erscheinen."
„Wie gehen wir vor, Gainth?"
„Wir treffen keine besonderen Maßnahmen, das würde ihn nur mißtrauisch machen. Er soll glauben, daß man seine Flucht aus dem Raumschiff noch nicht bemerkt hat. Wir verteilen uns auf den Sockeln in der Nähe des Eingangs. Perwain und ich verstecken uns im Vorraum. Gisainder wartet vor dem Tempel."
„Wie erkennen wir ihn?" fragte jemand.
„Er ist der größte Wynger, den ihr jemals gesehen habt", antwortete Gainth. „Niemand darf sich in einem Kampf mit ihm einlassen. Benutzt eure Lähmwaffen, sobald ihr sicher seid, daß ihr ihn nicht verfehlen könnt."
„Vielleicht ist er schon hier", sagte einer der Kryn. „Hier im Haupttempel."
„Das ist sehr unwahrscheinlich", gab Gainth zurück. „Außerdem würden wir ihn dann erwischen, wenn er versucht, den Tempel wieder zu verlassen."
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