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0870 - Tabitas Trauerhalle

0870 - Tabitas Trauerhalle

Titel: 0870 - Tabitas Trauerhalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einer Frau, die ihr eigenes Ich bewußt versteckte und sich deshalb hinter einem Schleier verbarg.
    Jane erinnerte sich, daß der Polizist mit einem Messer so schwer verletzt worden war. Noch hatte sie die Klinge bei Tabita nicht entdecken können, aber sie war nach wie vor auf der Hut. Jane wurde von der anderen nur durch Worte aufgehalten, nicht durch Taten. Immer wieder erklärte ihr Tabita, daß es besser für sie war, nicht zu gehen, daraus machte Jane Collins sich nichts.
    Der Vorhang lockte.
    Selbst aus der Nähe konnte sie feststellen, aus welch einem Material er bestand. Er war sehr dünn, dunkel und einfarbig. Hinter dem Vorhang ballte sich die Dunkelheit zusammen. Eine Bewegung war nicht auszumachen. Wer immer dort lauerte, er mußte sich tief in die Finsternis zurückgezogen haben, denn das Licht der Kerzen reichte nicht bis in den letzten Winkel. Der rötlichgelbe Widerschein wurde von den dünnen Maschen des Vorhangs aufgefangen, danach begann die Leere.
    Jane schaute noch einmal zurück.
    Tabita tat nichts, um sie daran zu hindern, den Vorhang anzufassen. Sie schaute nur zu.
    »Ich werde es tun«, erklärte Jane. Diese Worte hatten eine Provokation sein sollen, aber Tabita reagierte nicht. Wie eine halb verhüllte Heiligenfigur stand sie inmitten des Kerzenscheins, und die blasse Gesichtshaut schimmerte hinter dem Schleier.
    Auch wenn nichts zu sehen war, konnte die Seite jenseits des Schleiers ein Geheimnis verbergen.
    Jane fühlte sich nicht besonders wohl, aber ihr blieb keine andere Wahl. Sie war den ersten Schritt gegangen, und sie würde auch den zweiten gehen.
    Deshalb griff sie zu. Sie hatte zuvor die Finger gespreizt, um in die kleinen Lücken zu gelangen.
    Der hauchdünne Stoff streifte über ihre Haut, und sie spürte so etwas wie ein Kitzeln oder Vibrieren auf der Hand.
    Nicht mehr…?
    Die Detektivin wurde mutiger, obwohl sie in diesen Augenblicken den Atem anhielt. Sie rechnete damit, eine Lücke zu finden, denn ein Vorhang bestand zumeist aus zwei Hälften.
    Dieser hier nicht.
    Es war keine Stelle vorhanden, die nachgab. Der hauchdünne Stoff wellte nach innen, und Jane registrierte plötzlich, daß auch etwas anderes geschah. Dieser Vorhang entwickelte so etwas wie ein Eigenleben. Sie hatte ihre Hand noch immer in ihn verkrallt, bis sie den Sog spürte. Gleichzeitig geriet der dünne Vorhang in Bewegung, und er drückte sich nicht nach hinten, sondern auf Jane Collins zu. Für sie nahm er die Form eines Netzes an.
    Jane spürte die Gefahr überdeutlich. Sie wollte zurückweichen. Dieser Vorhang war mehr als nur das, was man von ihm annahm. Er war ein lebendes Etwas, in seinen dünnen Fäden mußte sich einfach etwas verborgen halten, eine andere Möglichkeit- gab es für Jane nicht. Er war ein Produkt der Magie, wie auch immer.
    Ich muß zurück!
    Es hämmerte in Janes Kopf. Es war die letzte Chance, der Falle zu entgehen.
    Zu spät.
    Der Vorhang bewegte sich nach vorn, als hätte von der anderen Seite her jemand gegen ihn geblasen. Es war wie ein hauchdünner Wall, der auf Jane Collins zuschwang. Sie konnte ihm nicht entkommen, der Zug nach vorn war zu groß, und sie schaffte es auch nicht, ihre Hand von diesem Gespinst zu lösen.
    Das dünne Gewebe senkte sich auf sie nieder wie ein Dach. Langsam, aber ohne die Chance, es zu stoppen.
    Jane hatte den Kopf zurückgelegt. Der Sog nach links war nach wie vor vorhanden, der Vorhang war zu einem gigantischen Netz geworden, in dem sie alles fing, was an Beute in der Nähe lauerte.
    Jane war zu einer Fliege degradiert worden, die in das Netz einer gefährlichen Spinne geraten war.
    Sie taumelte.
    Über ihr schwang der Vorhang in Wellenbewegungen auf und nieder. Er war dabei, sich zu senken, er wollte den Menschen unter sich begraben.
    Jane riß auch den anderen Arm hoch.
    »Ich habe es dir gesagt! Ich habe es dir gesagt!« Tabitas Stimme keifte und hörte sich triumphierend an.
    Dann fiel das hauchdünne Gewebe auf sie nieder. Es erfaßte Janes Kopf, es rutschte an ihrem Gesicht entlang, und jede Berührung spürte sie wie einen leichten Schauer. Tiefer und tiefer sank er, denn er gab sich nicht mit einem Teil der Beute zufrieden. Er wollte alles, und er bedeckte Janes Körper sehr schnell wie ein Kokon. Sie konnte sich nicht so bewegen, wie sie es gern getan hätte.
    So dünn die Maschen auch waren, in ihnen steckte eine irrsinnige Kraft, gegen die Jane nicht ankam.
    Die Detektivin wurde von den Beinen gerissen und fiel hin.
    Ein normaler

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